Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hält nichts davon, dass Papst Franziskus
den nationalen Bischofskonferenzen bei der Übersetzung liturgischer Texte zuletzt
mehr Freiheit eingeräumt hat. Die Liturgie vereine und dürfe nicht trennen, sagte
der frühere Präfekt der Glaubenskongregation der „Passauer Neuen Presse“ vom Donnerstag.
So müsse bei der Übersetzung auf inhaltliche Genauigkeit und Treue sowie auf die wirkliche
Umsetzung in Geist und Kultur der Zielsprache geachtet werden. Vor allem aber machte
Müller deutlich: „Die letzte Autorität im Zweifelsfall kann nicht bei den Bischofskonferenzen
liegen.“
Ansonsten sei zu befürchten, dass die Einheit der katholischen Kirche in Glauben,
Bekenntnis und Gebet zerstört würde, so der frühere Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation.
Die politisierenden Kategorien von Zentralismus und Dezentralismus könnten hier nicht
ins Spiel gebracht werden, denn das Gesetz des Glaubens sei das Gesetz des Betens.
Zugleich verwies der Kardinal auf Erfahrungen, wonach die von Bischöfen herangezogenen
Übersetzer oftmals die biblischen Texte unter dem Vorwand einer besseren Verständlichkeit
verwässert hätten.
Als Beispiele nannte Müller „hoch anspruchsvolle Lehren“ wie den stellvertretenden
Sühnetod Jesu, die Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria, die leibliche Auferstehung
Jesu oder die Gabe seines wahren Fleisches und Blutes unter Gestalt von Brot und Wein.
In manchen Ländern seien diese und andere Wahrheiten auf ethische Appelle heruntergebrochen
und so ihres katholischen Heilsrealismus entkleidet worden.
(kna 08.11.2017 sk)
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