2017-11-06 17:38:00

Kofi Annan spricht mit dem Papst über aktuelle Konflikte


Der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan war an diesem Montagabend „privat“ beim Papst. In der Casa Santa Marta sprach er mit Franziskus über aktuelle Themen. Kofi kam mit einer Gruppe namens „The Elders“, die einst von Nelson Mandela gegründet wurde und frühere internationale Spitzenpolitiker umfasst.

Gleich nach seinem Gespräch beim Papst war Annan bei uns im Radio-Vatikan-Studio und erzählte: „Ich glaube, es war wichtig, dass wir gekommen sind, denn wir haben viele gemeinsame Interessen und Werte. Unser Anliegen bestand darin, mit ihm einmal darüber zu reden, wie man zusammenarbeiten könnte und wie wir unsere Kräfte vereinigen könnten. Wir sprachen über Flüchtlinge und Migration, über Atomwaffen – der Vatikan veranstaltet dazu am Freitag eine Konferenz –, über Friedensvermittlung in Konflikten und auch über die Rolle von Frauen: wie wichtig es ist, ihnen ihre Stimme zu geben und ihre Rolle zu respektieren. Ich hoffe, dass das nur die erste von vielen Begegnungen war.“

Weitere Themen des Gesprächs waren die Krisen in Venezuela und im Kongo sowie der Kampf gegen den Klimawandel. Der Papst habe gesagt, für ihn seien Gespräche mit Frauen oft bereichernder als mit Männern, erzählte Mary Robinson, frühere irische Staatspräsidentin und UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte.

Der frühere UNO-Chef zeigte sich ausgesprochen besorgt über die derzeitige Weltlage – vor allem über die wachsende Gefahr neuer, verheerender Kriege. „Es ist besorgniserregend, es macht mir Sorgen, denn man braucht Diplomatie, man braucht Absprachen, man braucht Gespräche. Ein Leader muss auch zuhören können, er darf nicht davon ausgehen, dass er immer seinen Kopf durchsetzen kann oder dass er immer gewinnt.“ Zwischenfrage der Interviewerin: „Er – oder sie?“ Annan: „Das ist gut… (Lachen) Sie muss verstehen, dass sie auch mal andere gewinnen lassen muss, damit sie ihm (sic) morgen wieder folgen.“

Er stelle fest, dass viele Leader heute „vor allem die Lautstärke hochdrehen und viel herumschreien“, so Annan. „Das ist keine Leadership.“ Mit Drohungen ließen sich keine Probleme lösen. „Und was mich beunruhigt, ist: Diese ganzen Drohungen und Gegen-Drohungen – da braucht es nur einen Fehler, eine Fehlkalkulation, und alles fliegt in die Luft… Denken wir doch mal daran, wie intensiv Kennedy und Chruschtschow daran gearbeitet haben, im Gespräch zu bleiben und einen Atomkrieg zu verhindern!“

(rv 06.11.2017 sk)








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