2017-11-01 09:42:00

Somalia: „Zusammenhalt gegen Fanatismus“


Lastwagen dürfen tagsüber nicht mehr in der somalischen Hauptstadt Mogadischu unterwegs sein. Das hat der Bürgermeister der Stadt nach dem erneuten Anschlag mit in Lastern transportierten Autobomben vom Samstag verfügt. Diese Maßnahme ziele darauf, die Sicherheit in der Stadt zu erhöhen, heißt es in einem Statement der Stadtverwaltung vom Montag.

Attentäter hatten zwei bei Regierungsangehörigen und Sicherheitskräften beliebte Hotels angegriffen, durch die Explosion zweier Autobomben sowie die anschließende Stürmung der Gebäude durch die Milizen wurden neben dem früheren Polizeichef und einem ehemaligen Regierungsangehörigen etwa dreißig Menschen getötet und mindestens ebenso viele verletzt. In einer ersten Reaktion nur wenige Stunden nach dem Anschlag hatte die Regierung den somalischen Polizeichef sowie den lokalen Geheimdienst-Verantwortlichen abgesetzt.

Attentate gegen die Regierung gerichtet

Die terroristische Vereinigung Al-Shabaab, die Vermutungen nach auch hinter dem bislang schwersten Attentat in der Geschichte des Landes vom 14. Oktober mit mehr als 300 Toten steckt, hat die Verantwortung für den jüngsten Anschlag übernommen. Die Polizei von Mogadischu hat eigenen Angaben zufolge zwei der Attentäter festgenommen und weitere drei getötet. „Diese Leute sind gegen die Regierung und die neuen somalischen Institutionen, und es scheint, dass sie nach dem schrecklichen Attentat vom 14. Oktober, für das sie vielleicht auch aus Scham gar nicht erst die Verantwortung übernommen haben, nochmals nachlegen wollen, um die Regierung komplett einknicken zu lassen,“ kommentiert im Gespräch mit Radio Vatikan der Apostolische Administrator von Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin.

Die Attentäter hätten Uniformen der Sicherheitskräfte zur Verfügung gehabt, hieß es aus Regierungskreisen. Er hoffe jedenfalls, dass die Entscheidung der Regierung, führende Sicherheitskräfte abzusetzen, tatsächlich eine Demonstration von Stärke sei, betont Bischof Bertin. Er zeigt sich skeptisch über die Entlassungen. „Entweder denkt die Regierung, dass ein wenig Nachlässigkeit geherrscht hat, oder sie will versuchen, auf diese Attentate zu reagieren, indem sie ein bisschen mehr die Zähne zeigt,“ so die Interpretation des Bischofs, der das Bistum Mogadischu seit 1990 als Apostolischer Administrator betreut. 1989 war der damalige Bischof während eines Gottesdienstes ermordet worden, seitdem ist der Bischofssitz vakant.

Es werden Unschuldige getötet

„Was die öffentliche Sicherheit betrifft, so denke ich nicht, dass sie [die Regierung und Sicherheitskräfte, Anm.] viel mehr tun könnten. Was ich aber sehe ist, dass vor allem Unschuldige getötet werden! Ich denke nicht, dass die Attentäter so das Wohlwollen der Bevölkerung gewinnen können... Es wäre wünschenswert, dass die Zivilbevölkerung sich gegen diese Attentate auflehnt und diesen [kriminellen, Anm.] Elementen Widerstand leistet, die keinen Respekt vor Menschenleben zeigen. Das heißt, dass sie auch enger mit den Sicherheitskräften und denjenigen zusammenhalten müssen, die versuchen, für Sicherheit und Ordnung in Somalia zu sorgen.“  

Die Kirche zeige durch Nothilfe und langfristige Projekte Solidarität, doch de facto, so gibt der Bischof zu bedenken, sei die Lokalkirche bereits vor mehr als 25 Jahren „zerstört worden“. Der derzeitige Anteil von Christen an der Bevölkerung der Hauptstadt ist verschwindend gering. „In all diesen Jahren und auch jetzt ist das, was wir tun über unsere und andere Caritasorganisationen, unsere Solidarität durch Entwicklungs- und Nothilfe-Projekte auszudrücken“, erklärt Bischof Bertin. „Beispielsweise nach dem Attentat Mitte Oktober haben auch wir eine Summe Geld bereitgestellt, um gemeinsam mit einigen humanitären Organisationen dringend benötigtes Material für die Krankenhäuser zu kaufen, die derzeit so viele Verletzte zu versorgen haben, dass es an Binden, Desinfektionsmittel und anderen Ersthilfematerialen mangelt.“

Sein Appell an die Internationale Gemeinschaft: Nicht wegsehen, sondern einig handeln, um der prekären Sicherheitslage im Land entgegenzutreten:

„Es überrascht mich, dass diese Fanatiker quasi ungestört handeln und der Bevölkerung immer wieder Schaden zufügen können! Die Internationale Gemeinschaft muss unbedingt ihre Kräfte bündeln; es darf nicht jeder seinen eigenen Weg gehen.“ 

(rv/reuter 01.11.2017 cs)








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