2017-10-23 10:22:00

Schweiz: Gute Erfahrungen mit Rom bei Liturgie-Übersetzungen


Der Liturgie-Verantwortliche der Schweizer Bischofskonferenz begrüßt, dass Papst Franziskus den Ortskirchen mehr Verantwortung für die Übersetzung von liturgischen Texten in die Volkssprache einräumt. Die Entscheidung werde in den Ortskirchen „etwas auslösen“, sagte Abt Urban Federer von Einsiedeln im Gespräch mit Radio Vatikan. Vielleicht könne man „sogar ans deutsche Messbuch wieder herangehen“, so der Benediktiner. In den „vergangenen Jahren und Jahrzehnten“ hätten viele Bischofskonferenzen wegen der römischen Vorgaben, liturgische Texte möglichst nahe am lateinischen Original zu übersetzen, wenig zustande gebracht, sagte der Abt und verwies auf ein neu übersetztes französisches Messbuch, das wegen mangelnder Lesbarkeit nicht approbiert werden konnte.

Papst Franziskus räumte zum 1. Oktober mit seinem Erlass „Magnum Principium“ zur Frage der Übersetzung liturgischer Texte den Bischofskonferenzen mehr Verantwortung ein. Über die genaue Verteilung der Zuständigkeiten zwischen der vatikanischen Liturgiekongregation und den Bischofskonferenzen bestand zunächst etwas Unklarheit an der Liturgiekongregation selbst, bis der Papst mit einem am Sonntag veröffentlichten Brief an Präfekt Kardinal Sarah sein Motu Proprio nochmals genau erläuterte. 

„Gute Erfahrungen mit Rom bei Liturgie-Übersetzungen"

Gudrun Sailer sprach mit Abt Urban Federer und fragte ihn zunächst, welche Erfahrungen die Schweizer Bischofskonferenz mit vatikanischen Vorgängen rund um die Übersetzung liturgischer Texte gemacht habe.

Federer: „Ich bin jetzt seit vier Jahren Abt und damit in der Bischofskonferenz. Seitdem haben wir wirklich gute Erfahrungen gemacht. Als Beispiel kann ich hier Maria Magdalena als neues Fest und damit mit neuen Texten nennen. Da ist vom Vatikan her eine große Offenheit. Dass auch dieses Jahr die Übersetzungen noch nicht herausgekommen sind, war überhaupt nicht das Problem des Heiligen Stuhles, sondern es war die [mangelnde] Absprache unter den deutschsprachigen Bischofskonferenzen. Das zeigt aber, dass auch wir etwas mehr lernen müssen zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel mit dem Sekretär der Kongregation, Erzbischof Roche, haben wir einen sehr guten Kontakt, er hat uns sogar besucht.“ 

RV: Warum räumt Franziskus, Ihrer Meinung nach, den Bischofskonferenzen jetzt mehr Verantwortung für die Übersetzungen ein?

Federer: „Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch die Erfahrung gemacht, dass einige Konferenzen nichts mehr machen wollten, denn einerseits ist es unbestritten die Aufgabe Roms, dass wir eine weltweite, eine katholische Liturgie haben, bei der alle von den gleichen Texten ausgehen, die in Latein publiziert werden. Auf der anderen Seite gab es das Problem, dass wenn man sich zu stark an den Urtext auf Latein hält, in den Volkssprachen kein Text herauskam, den man wirklich brauchen kann. Zum Beispiel: das französischsprachige Messbuch wurde jetzt nicht approbiert, weil es als sprachlich zu kompliziert betrachtet wird - in der Schweiz haben wir ja auch einen französischsprachigen Teil, daher kenne ich mich da auch aus. Ich denke, dass Papst Franziskus diesen Ausgleich versucht, zwischen der Aufgabe Roms für die katholische Liturgie verantwortlich zu sein und der Kompetenz für die einzelnen Sprachen in den einzelnen Sprachregionen. Das wird auch im deutschen Sprachraum wieder etwas auslösen, dass wir vielleicht sogar an das deutsche Messbuch wieder herangehen können.“ 

RV: Sie erhoffen sich also von dieser Neuordnung der Zuständigkeit für liturgische Übersetzungen eine richtige Belebung der liturgischen Übersetzungen, neues Interesse letztlich auch für die Liturgie als solche?

Federer: „Ich denke, dass es bei uns neue Diskussionen auslöst. Wir werden uns unter den deutschsprachigen Ländern nächsten Januar wieder treffen. Und das wird auf jeden Fall auf der Tagesordnung stehen, was heißt das jetzt für die Zukunft. Ich bin da eigentlich zuversichtlich, dass wir anstehende Dinge jetzt auch angehen können.“

(rv 23.10.2017 gs)








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