2017-10-20 11:04:00

Frühmesse: Innere Wahrheit statt äußere Scheinheiligkeit


„Sola fide“: Gerecht(fertigt) wird der Christ nur durch Glauben,  nicht durch seine Werke. Das war eine der wichtigsten Erkenntnisse Martin Luthers vor 500 Jahren, er leitete sie aus dem Römerbrief ab. Um just diesen Brief und um das Thema der Rechtfertigung des Menschen vor Gott kreiste an diesem Freitag auch die Predigt von Papst Franziskus.

In der Casa Santa Marta ging er vom vierten Kapitel des Römerbriefs aus, in dem es um die Bedeutung der Werke der Gerechtigkeit geht. Die Gnade Gottes sei immer „kostenlos“, also ohne Gegenleistung. Niemand könne diese Gnade von sich aus selber erlangen.

„Unsere Werke sind die Antwort auf die kostenlose Liebe Gottes, die uns rechtfertigt und uns immer vergibt. Unsere Heiligkeit besteht gerade darin, immer diese Vergebung zu erhalten, deshalb wird am Ende des Paulusbriefes aus dem Psalm zitiert: ,Selig ist der Mensch, dem der Herr die Sünde nicht anrechnet.‘ Der Herr ist es, der uns von der Erbsünde befreit hat, und nur er kann das. Wir können nur mit unseren Werken auf diese Vergebung antworten, mehr nicht.“

Zum Tagesevangelium (Lk 12, 1-7) überleitend arbeitete der Papst dann heraus, dass für Jesus das Sein wichtiger ist als das Scheinen. Er sprach von den Möchtegern-Gläubigen, die mit einem „Votivbild-Gesicht“ daherkämen, doch ein „leeres Herz“ hätten.

„Die Heuchelei tut so weh!“

„Diese schminken die Seele, sie leben von der Schminke, und die Heiligkeit ist für sie ebenfalls nur Schminke. Jesus bittet uns immer, wahrhaftig zu sein, und zwar im Herzen – und wenn etwas davon hervorscheinen soll, dann soll das auch wahr sein, was da im Herzen verborgen ist. Daher rät Jesus, wie es im Evangelium heißt: Wenn du betest, dann verstecke dich und wenn du fastest, dann sollst du dich durchaus schminken, damit niemand deine Schwäche beim Fasten sieht; und wenn du Almosen verteilst, dann soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte Hand tut. Überreiche es im Verborgenen.“

Die Möchtegern-Gläubigen, die auf Schein statt Sein setzen, seien wie Seifenblasen: Heute seien sie da, morgen seien sie aber schon wieder verschwunden.

„Jesus bittet um Kohärenz in unserem Leben, und zwar Kohärenz in dem, was wir tun, und dem, was in uns ist. Die Verlogenheit tut so weh, die Heuchelei tut ebenfalls so weh! Im Psalm haben wir um die Güte der Wahrheit vor dem Herrn gebeten. Es ist schön, was wir da erbeten haben: ,Herr, ich habe dir meine Sünde vorgebracht, ich habe sie nicht versteckt, ich habe nicht meine Schuld überdeckt, ich habe nicht meine Seele geschminkt.‘ Die Wahrheit vor Gott, und zwar immer: Das gibt Gott die Möglichkeit, uns zu vergeben.“

(rv 20.10.2017 mg)








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