2017-10-19 12:21:00

Kardinal Ravasi: Frauenhass und Diskriminierung auch kulturell bedingt


Aus Sicht des italienischen Kardinals Gianfranco Ravasi sind Frauenhass und eine Diskriminierung von Frauen oft auch kulturell bedingt. In Italien etwa sei die im europaweiten Vergleich hohe Zahl an Frauenmorden auch einem vorherrschenden Chauvinismus und Machismus geschuldet; Frauen seien lange als minderwertig angesehen worden, sagte Ravasi der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ vom Donnerstag.

Um Frauenhass einzudämmen, sei heute eine kulturelle Erziehung wichtiger als Sexualerziehung, so der Vorsitzende des Päpstlichen Kulturrates. Was Sexualität angehe, seien auch junge Menschen bereits gut aufgeklärt, wie hingegen eine echte Beziehung funktioniere, wüssten viele nicht. Oft werde der Partner nicht respektiert, sondern als Objekt und Besitz betrachtet, so der Kardinal.

Kultur- und Kommunikationsinstitutionen könnten seiner Meinung nach mehr zur Bekämpfung von Frauenhass tun. Sie sollten sich nicht darauf beschränken, über einzelne Fälle zu berichten, sondern den Ursachen auf den Grund gehen, so Ravasi.

Auch die Kirche könnte laut Ravasi noch mehr zur Wertschätzung von Frauen tun: „Die 'hierarchische' Funktion von Maria muss wiederentdeckt werden und analog dazu die weibliche Präsenz in der Kirche“, forderte der Kardinal. In der Kirche müsse es zudem „bedeutenden Raum“ für alle Frauen geben, die Opfer von Frauenhass geworden seien.

Ravasi hatte 2015 im Kulturrat das erste weibliche Beratergremium an einem Päpstlichen Rat eingerichtet. Unter den mehr als 375 Mitgliedern des Frauenrats sind beispielsweise Unternehmerinnen, Schauspielerinnen, Sportlerinnen, Ordensschwestern, Journalistinnen und Universitätsdozentinnen. Nichtglaubende Frauen sind ebenso dabei wie Angehörige verschiedener Religionen. Die Beraterinnen kommen dreimal jährlich zusammen und unterbreiten Vorschläge für sämtliche Aktivitäten des Kulturrats. Dabei geht es ihnen laut eigener Angabe nicht darum, „über Frauen zu sprechen“, sondern der „männlichen Welt“ ihren Blick auf die Gesellschaft nahezubringen.

(kna 19.10.2017 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.