2017-10-19 12:41:00

Frühmesse: „Gläubigen die Tür nicht vor der Nase zuschlagen“


Wenn Priester Gläubigen, die in irregulären Situationen leben, die Tür vor der Nase verschließen, haben sie den „Schlüssel der Intelligenz“ verloren. Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta. Er ging bei seinen Überlegungen vom Tagesevangelium nach Lukas aus. In diesem wirft Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten, die sich allein im Recht glauben, vor, sie hätten nicht nur selbst versäumt, durch die „Tür der Erkenntnis” einzutreten, sondern auch die anderen daran gehindert.

Man könne sagen, so der Papst in seiner Predigt, dass es ein schweres Versäumnis sei, das Verständnis dessen zu verhindern, was die Offenbarungen, das Herz und das Heil Gottes ausmache, mit anderen Worten, „den Schlüssel der Erkenntnis wegzutragen“: „Man vergisst die Unentgeltlichkeit des Heils; man vergisst die Nähe Gottes und man vergisst die Barmherzigkeit Gottes. Und die, die das vergessen, haben den Schlüssel der Erkenntnis weggetragen,” betonte der Papst. Und obwohl Gott sich angeschickt habe, uns zu erretten, „schlagen sie sich auf Seiten des Gesetzes“. Doch, so der Papst weiter, wenn man die Unentgeltlichkeit des Heils vergesse, „dann fällt man, man verliert den Schlüssel der Intelligenz der Heilsgeschichte“ und somit auch „den Sinn für die Nähe Gottes“.

„Für sie ist Gott derjenige, der das Gesetz gemacht hat. Und das ist nicht der Gott der Offenbarung. Der Gott der Offenbarung ist der Gott, der von Abraham an mit uns gegangen ist bis hin zu Jesus Christus, Gott, der mit seinem Volk geht. Und wenn man diese enge Beziehung mit Gott verliert, dann fällt man in diese engstirnige Mentalität, die an die Selbstgenügsamkeit des Heils mit dem Befolgen der Gesetze glaubt. Die Nähe Gottes…“

Die Nähe Gottes suchen

In der Tat, wenn diese Nähe Gottes fehle, dann könne man weder „die Doktrin lehren“ noch „Theologie betreiben“, vor allem nicht „Moraltheologie“, unterstrich der Papst. Denn die Theologie müsse man „auf Knien“ betreiben, „immer nahe bei Gott.“ Diese Nähe komme „am höchsten Punkt des gekreuzigten Jesus“, durch dessen Blut wir „gerecht gemacht“ seien, griff Franziskus den Römerbrief des Apostels Paulus auf. Aus diesem Grund seien „die Werke der Barmherzigkeit“ das „Maß der Erfüllung des Gesetzes“, denn mit diesen berühre man das Fleisch Christi, der „körperlich und seelisch leidet“, betonte Franziskus, der davor warnte, dass der „Verlust des Schlüssels zur Erkenntnis“ auch ein Abgleiten „in die Korruption“ bedeute.

Verantwortung der Priester im Hier und Heute

In diesem Zusammenhang nahm der Papst die Priester der heutigen Zeit in die Pflicht: wenn diese den Schlüssel der Erkenntnis verlören oder wegtrügen, dann „schließen sie die Tür vor uns und den anderen“, mahnte er:

„In meinem Land habe ich sehr oft von Priestern gehört, die die Kinder von ledigen Müttern nicht taufen wollten, weil sie nicht in einer regulären Ehe geboren worden sind. Sie schlossen die Tür, machten vor dem Volk Gottes einen Skandal daraus. Und warum? Weil das Herz dieser Priester den Schlüssel der Erkenntnis verloren hat. Ohne uns allzu weit vom Hier und Heute zu entfernen: vor drei Monaten ist es vorgekommen, dass eine Mutter ihren Sohn taufen lassen wollte, doch sie war in ziviler Ehe mit einem Geschiedenen verheiratet. Der Pfarrer hat gesagt: ,Gut, ich taufe dein Kind. Aber dein Mann ist ein Geschiedener. Der soll draußen bleiben, er kann nicht an der Taufe teilnehmen.´ Und das geschieht heute. Die Pharisäer und Gesetzeslehrer sind nicht Vergangenheit, auch heute gibt es viele. Deshalb müssen wir für unsere Hirten beten. Beten, damit wir nicht den Schlüssel der Erkenntnis verlieren und damit wir nicht die Tür vor uns und vor denen verschließen, die eintreten wollen.“

(rv 19.10.2017 cs)








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