2017-10-15 12:11:00

IFAD-Präsident: „Vom Wirtschaftswachstum sehen viele nichts"


Alle müssen mitgenommen werden - Wirtschaftswachstum allein reicht nicht aus, um den Hunger global zu bekämpfen, es braucht Investitionen in nachhaltige Landwirtschaft und inklusive Entwicklungsstrategien. Das unterstreicht der Präsident des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), Gilbert Houngbo, mit Blick auf den Welthungertag am 16. Oktober im Interview mit Radio Vatikan. Er wird einer der Zuhörer des Papstes am kommenden Montag bei der Welternährungsbehörde FAO in Rom sein. Es sei ein Trugschluss zu glauben, man müsse nur in Großbetriebe investieren, „die dann schon alle ernähren würden“, so der aus Togo stammende Houngbo.

„Die großen Betriebe sind ein Teil der Lösung, die kleinen landwirtschaftlichen und Familienbetriebe sind jedoch, vor allem in Afrika und auch Asien, entscheidend! Einige Regierungen denken, sie müssten einfach in das Wirtschaftswachstum investieren, um den Hunger zu bekämpfen. Das ist zu respektieren. Allerdings ist dieses Wachstum oftmals nicht inklusiv, viele Menschen haben davon häufig rein gar nichts! Deshalb erinnern wir daran, dass in vielen Ländern, wo etwa zwei Drittel der Menschen auf dem Land leben, kleine Produzenten gefördert werden und im Zentrum der nationalen Entwicklungsstrategien stehen müssen. Das gilt auch für Länder, die nicht hautsächlich von Landwirtschaft leben - es geht um soziale Gerechtigkeit und die Menschenwürde.“

Dafür tritt auch Papst Franziskus ein, dessen Beiträge zum Thema Hunger und Entwicklung der IFAD-Präsident als „weise und stark“ bezeichnet. Die christliche Perspektive sei global, erinnert Houngbo, alle Menschen hätten darin ihren Platz. Von der Papstrede an der FAO erhofft er sich eine zweifache Wirkung:

„Ich hoffe, dass die großen Akteure ihre Anstrengungen verdoppeln, um den Welthunger zu bekämpfen. Und ich hoffe darauf, dass die Leidenschaft der jungen Leute für die Landwirtschaft wieder zunimmt. Es ist an der Zeit, Landwirtschaft als Chance und nicht mehr als letzte Option zu begreifen. Ich komme selbst aus einem kleinen Familienbetrieb auf dem Land und weiß, wovon ich spreche. Ich hoffe darauf, dass die Jugend diese Chance ergreift und sich nicht mehr gezwungen sieht, in die Städte oder andere Länder abzuwandern.“

Die Vereinten Nationen wollen diesen Bereich der Produktion fördern und stärken. Zugleich ist ein wichtiger Faktor der Hungerbekämpfung Friedenssicherung und der Klimaschutz. Dass die Zahl der Hungernden zuletzt stieg, habe vor allem mit kriegerischen Konflikten, Vertreibungen und den Folgen des Klimawandels zu tun, hielt ein Bericht von fünf UN- und Hilfsorganisationen von September 2017 fest. Darin ist von einem Anstieg der Zahl unterernährter Menschen auf weltweit 815 Millionen im Jahr 2016 die Rede.

(rv 15.10.2017 pr)








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