2017-10-15 10:48:00

Papst spricht Märtyrer heilig: „Sie gaben ihr Leben hin“


Die Weltkirche hat neue Heilige: Im Rahmen einer Festmesse auf dem Petersplatz hat der Papst an diesem Sonntagmorgen Katholiken aus Brasilien, Mexiko, Spanien und Italien heiliggesprochen. Darunter sind die ersten heiligen Märtyrer Brasiliens; sie wurden im 17. Jahrhundert von Protestanten ermordet wurden. Die Glaubenszeugen können damit weltweit als Heilige verehrt werden.

Für Brasilien gab es an diesem Sonntag eine Premiere: unter den neuen Heiligen sind die ersten heiligen Märtyrer des Landes. Der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, stellte alle Kandidaten bei der Zeremonie auf dem Petersplatz vor. Die Glaubenszeugen stammen aus unterschiedlichen Regionen der Welt, haben aber doch eines gemeinsam: ihr unbeirrtes Eintreten für den Glauben, das sie teils einen gewaltsamen Tod erleiden ließ.

Der Jesuit Andre de Soveral (1572-1645), der Priester Ambrosio Francisco Ferro und 28 Laien evangelisierten am Rio Grande do Norte in Brasilien. Sie wurden 1645 von calvinistischen Söldnern der niederländischen Kolonialherren ermordet, die der katholischen Mission einen Riegel vorschieben wollten. Sie waren im Jahr 2000 seliggesprochen worden. Auch die drei mexikanischen Jugendlichen Cristoforo, Antonio und Juan verkündeten ihren Glauben dem Volk. Der eine starb 1527 durch die Hand des eigenen Vaters, die anderen beiden 1529 durch Indios, die sich durch die Missionare in ihren Traditionen bedroht sahen. Johannes Paul II. hatte die drei Mexikaner 1990 in Guadelupe seliggesprochen.

Der spanische Priester und Ordensgründer Faustino Miguez Gonzalez (1831-1925) setzte sich in seinem Heimatland tatkräftig für Kranke und Bedürftige und die Bildung von Frauen und Mädchen ein. Papst Johannes Paul II. erhob ihn 1998 zum Seligen. Für den italienischen Kapuziner Lucantonio Falcone (1669-1739) hatte Papst Leo XII. bereits 1825 eine begrenzte kultische Verehrung erlaubt. Der auch unter dem Ordensnamen Angelo d'Acri bekannte Kirchenmann fand nach anfänglichen Zweifeln an seiner Berufung seine Lebensaufgabe in der Wanderpredigt und dem Aufbau der klösterlichen Gemeinschaften.

„Liebesgeschichte mit Gott“

Vor hunderten von Pilgern aus aller Welt sprach der Papst am Sonntag die Heiligsprechungsformel und gab die neuen Heiligen für eine weltweite Verehrung frei. In seiner Predigt würdigte Franziskus diese Katholiken als Vorbild einer vollkommenen Hingabe für Christus. Das Leben des Christen sei „eine Liebesgeschichte mit Gott“, verdeutlichte er anhand des Gleichnisses vom Reich Gottes als Hochzeitsfest (Mt 22, 1-14). Davon hätten die 35 neuen Heiligen beispielhaft Zeugnis abgelegt, so der Papst: „Sie haben nicht nur mit Worten und für eine Weile ,Ja‘ zur Liebe gesagt, sondern mit dem Leben und bis zum Ende. Ihre tägliche Kleidung war die Liebe zu Jesus, jene wahnsinnige Liebe, die uns bis zum Ende geliebt hat; die Liebe dessen, der seine Vergebung und sein Gewand denen, die ihn kreuzigten, zurückgelassen hat.“

Wie in der Ehe müsse auch die Beziehung der Christen zu Gott „eine Lebensgemeinschaft aus Dialog, Vertrauen und Vergebung“ zu sein, so Franziskus. Gott gehe es vorrangig um diese Intimität und nicht darum, „dass wir unsere Pflichten gut erfüllen und seine Gesetze beobachten“. Diesen Kontakt gelte es beständig zu pflegen, wandte sich der Papst an alle Gläubigen: „Wir können uns fragen, ob wir wenigstens einmal am Tag dem Herrn unsere Liebe zu ihm bekennen; ob wir uns unter den vielen Worten erinnern, ihm jeden Tag zu sagen: ,Ich liebe dich Herr. Du bist mein Leben‘. Wenn man nämlich die Liebe verliert, wird das christliche Leben steril, es wird zu einem seelenlosen Körper, zu einer unmöglichen Moral, zu einer Gesamtheit von Prinzipien und Gesetzen, die man ohne ein Warum unter einen Hut bringen muss.“

Es gebe Menschen, die die „Einladung zur Hochzeit“ ausschlugen, ging der Papst weiter auf das Gleichnis vom Reich Gottes als Hochzeitsfest ein. Diese fehlenden Gäste seien allein mit sich selbst beschäftigt gewesen, „sie zogen es vor, etwas zu haben anstatt sich einzubringen, wie es die Liebe erfordert“, erteilte der Papst Egoismus und Selbstbezogenheit eine Absage: „So entfernt man sich von der Liebe, nicht aus Bosheit, sondern weil man das Seine vorzieht: die Sicherheiten, die Selbstbestätigung, die Bequemlichkeiten…Dann kann man es sich auf den Sesseln der Gewinne, der Genüsse, eines Hobbys, das uns etwas fröhlich sein lässt, bequem machen, aber so altert man früh und schlecht, weil man im Inneren altert: Wenn das Herz sich nicht weitet, verschließt es sich.“

„Antwort des Lebens und der Liebe geben“

Der „Gott des Lebens“ erwarte eine „Antwort des Lebens“, der „Herr der Liebe“ eine „Antwort der Liebe“, bekräftigte Franziskus. Und er warnte in diesem Kontext vor einem Glauben, der in Routine und Normalität verfällt“: „ohne Elan, ohne Enthusiasmus und mit kurzem Gedächtnis“. Franziskus appellierte: „Beleben wir die Erinnerung unserer ersten Liebe neu: Wir sind die Geliebten, die zur Hochzeit Geladenen und unser Leben ist ein Geschenk, weil jeden Tag die wunderbare Gelegenheit ist, der Einladung zu folgen.“

(rv 15.10.2017 pr)








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