2017-10-13 09:29:00

Philippinen: „Anti-Drogen-Kampagne trifft nur die Armen“


Das philippinische Militär hat die Kirche des Landes gewarnt, bei ihren Hilfsangeboten für Zeugen des Anti-Drogenkrieges von Präsident Rodrigo Duterte umsichtig zu sein. Es könnte sein, „dass nicht alle, die die Hilfe der Kirche suchen, die sind, als die sie sich ausgeben“, zitiert die Nachrichtenagentur Ucanews den General Restituto Padilla. Einige der Aussagewilligen könnten „sich der Kirche bedienen wollen, um zu entkommen und in alte Sitten zu verfallen“, so Padilla. Die katholische Kirche auf den Philippinen hatte vergangene Woche angekündigt, Polizisten, die über ihre Beteiligung an den außergerichtlichen Tötungen aussagen wollen, Schutz und Asyl zu bieten.

Die Regierung hatte sich über das Hilfsangebot ähnlich geäußert wie das Militär: Dutertes Sprecher bezeichnete die aussagewilligen Polizisten als „Schurken“: darunter seien Kriminelle, die die Anti-Drogen-Kampagne der Regierung behindern wollten. Man begrüße zwar die Bemühungen der Geistlichen, „ihnen dabei zu helfen, sich zu bessern“, hoffe aber, die Kirche möge sich nicht vereinnahmen lassen.

Killer kommen jetzt nach Hause

Dutertes Durchgreifen im Anti-Drogen-Krieg auf den Philippinen wird derweil immer heftiger: immer mehr Menschen fielen den Tötungen zum Opfer, die Killer kämen inzwischen sogar zu den Verdächtigten nach Hause, um diese dort niederzustrecken, berichtet der französische Canossianer-Pater Daniel Godefroy. Radio Vatikan erreichte ihn telefonisch in Manila: „Es herrscht ein Klima der Angst. In unserem Viertel sind viele uns bekannte Personen betroffen. Sie wurden einfach exekutiert und lagen auf der Straße. Die Menschen haben einfach nur Angst…“

Ob auf der Straße oder zu Hause – nirgendwo könne man sich mehr sicher fühlen. Treffen könne es im Grunde jeden, es reiche eine Beschuldigung, etwas mit Drogen zu tun zu haben, so der Pater. Die Ortskirche versuche angesichts dieser Situation sich verstärkt um die Betroffenen kümmern, bekräftigt der Ordensmann, der seit 17 Jahren auf den Philippinen wirkt:

„Als Kirche wollen wir den betroffenen Familien beistehen. Sie fragen uns etwa, ob wir ihren getöteten Kindern oder Familienangehörigen ein würdiges Begräbnis organisieren können. Beispielsweise haben wir am vergangenen Samstag in der Pfarrei eine Solidaritätskundgebung organisiert, einen Gottesdienst für alle Betroffenen. Es kamen zehn Familien. Diese Menschen können durch solche Angebote ihren Schmerz verarbeiten, und andererseits zeigen wir damit als Kirche, dass wir mit dieser Politik nicht einverstanden sind.“

Grundproblem ist ungelöst

Seitdem Rodrigo Duterte den Drogen im Juni 2016 den Kampf ansagte, sind Menschenrechtlern zufolge mehr als 13.000 Menschen durch die Polizei sowie private Todesschwadronen gestorben. Die Nationalpolizei sprach zuletzt von 6.225 Todesfällen mit Drogenbezug im Zeitraum Juli 2016 bis September 2017, davon 3.850 bei Polizeieinsätzen. Kirchenvertreter wie Menschenrechtler haben auf den Philippinen in den letzten Monaten mehrmals ihre Stimme gegen die Gewaltwelle und die außergerichtlichen Tötungen erhoben. Pater Godefroy weist darauf hin, dass Dutertes Kampagne bis heute vor allem die Armen getroffen hat. Das Problem sei an der Wurzel kaum gelöst, das sehe man auch daran, dass die Gefängnisse im Land voller sind als früher.  

„Duterte ist ein Populist, der eine simple Sprache benützt, damit einfache Konzepte verbreitet werden. Doch er erteilt damit auch Befehle an die Polizei. Die Konsequenz ist, dass Menschen sterben. Als Kirche können wir das nicht hinnehmen. Es ist zwar wahr, dass es ein großes Drogenproblem auf den Philippinen gibt. Es gibt mindestens zwei Millionen Drogenabhängige und die meisten sind von synthetischen Drogen abhängig. Alle sind damit einverstanden, dass wir das Drogenproblem angehen sollten. Wir müssen aber feststellen, dass die Opfer vor allem die Ärmsten in der Bevölkerung sind! Und wir stellen fest, dass jene, die die Drogen herstellen oder vermarkten, meist wohlhabende Menschen sind, die weder verfolgt, noch verhaftet und schon gar nicht exekutiert werden…“

(rv/ucanews 12.10.2017 pr)

 








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