2017-10-10 12:48:00

Papst: Strenge sind Angsthasen mit verschlossenem Herzen


Die Barmherzigkeit Gottes stand an diesem Dienstag einmal mehr im Zentrum der Predigt des Papstes im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Bei der Morgenmesse ging Franziskus auf die Geschichte des Propheten Jona ein, von der die Tageslesung (vgl. Jona 3, 1-10) erzählt.

Jona sei ein „Starrkopf“ gewesen, der Gott habe belehren wollen, so der Papst. Als Gott ihn beauftragte, die Stadt Ninive zu bekehren, floh er zunächst vor seinem Auftrag. Das zweite Mal nahm er die Aufgabe an und hatte Erfolg, zeigte aber Unmut über Gottes Barmherzigkeit: der Herr hatte das angekündigte Strafgericht zurückgenommen, als die Menschen echte Reue über ihr Fehlverhalten zeigten. Jona fand diese Milde unangemessen, ja sie machte ihn sogar wütend: der Prophet war „krank vor Strenge“, brachte der Papst es auf den Punkt

„Die Starrköpfe der Seele, die Strengen, verstehen die Barmherzigkeit Gottes nicht. Sie sind wie Jona: ,Das müssen wir predigen, dass jene bestraft werden, weil sie Böses taten – sie müssen in die Hölle…‘ Die Strengen sind nicht dazu in der Lage ihr Herz zu weiten wie der Herr, sie sind Angsthasen mit einem kleinen verschlossenen Herzen, die am bloßen Rechtsprechen hängen. Sie haben vergessen, dass die Gerechtigkeit Gottes in seinem Sohn zu Fleisch, Barmherzigkeit und Vergebung wurde, dass das Herz Gottes immer offen für Vergebung ist.“

Die Logik der Barmherzigkeit und Vergebung sei eine andere als die kleine menschliche Logik der Vergeltung. Dabei habe gerade sie mit der Allmacht Gottes zu tun, so der Papst:

„Die Barmherzigkeit Gottes zu verstehen ist nicht leicht, das ist nicht leicht. Es braucht viel Gebet, um zu verstehen, warum sie eine Gnade ist. Wir sind daran gewöhnt zu sagen, ,das hast du mir getan, also tu ich dir das‘, an dieses ,Du hast das getan und wirst dafür bezahlen‘. Doch Jesus hat für uns bezahlt und tut dies weiterhin.“

Gott hätte den Propheten Jona seinem Starrsinn und seiner Strenge überlassen und verstoßen können, fuhr der Papst fort. Der Herr sprach hingegen zu ihm und überzeugte ihn, rettete ihn wie die Menschen von Ninive: das war es, was „der Gott der Geduld“ tat, so Franziskus, ein zärtlicher Gott, „der die Herzen zu weiten verstand“.

„Das ist die Botschaft dieses prophetischen Buches, ein Dialog zwischen Weissagung, Buße, Barmherzigkeit und Kleinmut oder Verbissenheit. Doch es gewinnt immer die Barmherzigkeit Gottes, denn seine Allmacht manifestiert sich gerade in seiner Barmherzigkeit. Ich empfehle euch heute die Bibel zu nehmen und das Buch Jona zu lesen – es ist kurz, drei Seiten – und zu schauen, wie der Herr handelt und was seine Barmherzigkeit ist, wie er unsere Herzen verändert. Und ihm dafür zu danken, dass er so barmherzig ist.“

(rv 10.10.2017 pr)








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