2017-10-09 10:39:00

Spanien: Aufruf zu mehr Besonnenheit


Der Militärerzbischof von Spanien, Juan del Rio Martin, ruft zu mehr Besonnenheit in der Katalonien-Debatte auf. Es gebe immer einen verfassungsgemäßen Weg ohne Gewalt. Eine Woche nach dem umstrittenen Referendum, bei der sich tausende Katalanen für einen „unabhängigen Staat“ ausgesprochen haben, gingen am Sonntag jene Katalanen auf die Straße, die gegen die Abtrennung von Spanien sind. Ohne die nach Unabhängigkeit von Spanien strebende Regionalregierung von Carles Puigdemont direkt anzusprechen, sagte Erzbischof Del Rio am Sonntag laut einem Bericht auf der Homepage der Zeitung „El Independiente“, es gebe immer einen Weg zurück zur Legalität und zu dem in der spanischen Verfassung festgesteckten Rahmen.

Die Katholiken in Katalonien sind gespalten. Das ist keine Neuigkeit. Nun melden sich aber vermehrt auch „engagierte Laien“, die statt wechselseitige Konfrontation auf gegenseitige Kommunikation setzen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Robert Roche, Psychologie-Professor an der Unabhängigen Universität von Barcelona und Mitglied der Fokolar-Bewegung, es sei Zeit, aufeinander zu hören statt gegeneinander anzureden. Er sieht aber auch die Gefahren, die man ansprechen sollte.

„Die Gefahr einer Balkanisierung in Spanien ist groß. Viele in Katalonien fühlen sich enttäuscht und nicht mehr zugehörig zu etwas Größerem. Gleichzeitig stelle ich auch fest, dass innerhalb der Separatistengruppen viele einfach nur Frieden wünschen. Die große Gefahr liegt darin, dass so viele Faktoren mitspielen und deshalb weiß niemand, ob es sich nicht doch zu etwas Negativem entwickelt.“

Was dafür spricht, dass es in Katalonien wohl kaum zu einem Bürgerkrieg kommen wird, sei die Tatsache, dass es keine „katalanische Armee“ und keine „spanische Militarisierung“ in jenem Gebiet gebe.

„Ich bin mit dem Bischof von Tarragona einverstanden, wenn er sagt, dass sich die Kirche nicht eindeutig für die eine oder andere Seite öffentlich aussprechen soll, denn dies könnte nur mehr Öl ins Feuer gießen. Was die Kirche – und ich denke hier vor allem an die katholischen Bewegungen – tut, geht eher in die Richtung der Einheitsbildung und zwar nicht im politischen Sinne, sondern indem es darum geht, dass niemand ausgeschlossen werden soll.“

(rv/kna 09.10.2017 mg)








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