2017-10-07 13:16:00

„Was für ein Priester will ich eigentlich sein?“


Priesterausbildung ist ein Thema, das dem Papst sehr am Herzen liegt. Er hält es, wie er an diesem Samstag einmal mehr betonte, für „entscheidend für die Mission der Kirche“. Schließlich gebe es keine „Erneuerung des Glaubens“ und auch keine „Zukunft von Berufungen“ mehr, wenn Priester nicht gut ausgebildet würden.

Franziskus wandte sich an einen Kongress über Priesterausbildung, den die Kleruskongregation in diesen Tagen veranstaltet hat. Auf einer Linie mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. warnte Franziskus vor Aktionismus: „Die Priesterausbildung hängt in erster Linie vom Wirken Gottes in unserem Leben ab – nicht von unserer Aktivität. Das ist eine Aufgabe, die den Mut erfordert, sich vom Herrn umformen zu lassen, damit er unser Herz und unser Leben verändere.“

Priester zu formen – das sei „nicht mit einem kulturellen Aggiornamento oder irgendeiner sporadischen Initiative“ getan. „Formazione“ heißt das italienische Wort für „Ausbildung“ – aber „Formen“ trifft es noch besser in diesem Fall. „Gott ist der geduldige und barmherzige Macher unserer priesterlichen Formung, und das ist eine Arbeit, die unser ganzes Leben lang andauert. Wir entdecken jeden Tag, dass wir – wie Paulus formuliert – einen Schatz in irdenen Gefäßen tragen; und wenn wir uns von unseren Bequemlichkeiten, unseren starren Vorstellungen und von dem Glauben, dass wir doch eigentlich schon am Ziel wären, lösen und uns vor den Herrn stellen, dann kann er seine Arbeit an uns fortsetzen. Er verwandelt und trans-formiert uns.“

Von der heilsamen Unruhe des Herzens

Ein Priester, der sich nicht jeden Tag „vom Herrn aufs neue umformen“ lasse, der werde „ein erloschener Priester“, fuhr Franziskus fort: „Der schleppt seinen Dienst aus Faulheit so weiter, ohne Enthusiasmus für das Evangelium und ohne Leidenschaft für das Volk Gottes.“ Wer sich hingegen die Bereitschaft zur Neuformung bewahre, der könne mit seinen Worten „das Leben der Menschen erreichen“ und mit seinen gesalbten Händen „die Wunden und Hoffnungen des Volkes Gottes salben“.

Der erste Verantwortliche für die Priester-Formung sei der Priester selbst, sagte der Papst danach. Er müsse dem „Krach des menschlichen Ehrgeizes“ Stille und Gebet vorziehen, dem Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten das Gottvertrauen. „Mehr als von vorgefertigten Schemata wird er sich von einer heilsamen Unruhe des Herzens leiten lassen… Nicht Isolation wird er suchen, sondern die Freundschaft zu anderen Priestern und den eigenen Leuten – im Wissen darum, dass seine Berufung aus einer Begegnung der Liebe erwachsen ist, der Begegnung nämlich zwischen Jesus und dem Volk Gottes.“

Die weiteren Verantwortlichen in der Priester-Formung seien die Ausbilder und die Bischöfe. Ihnen legte Papst Franziskus „besondere Sorge für die Berufungen zum Priestertum“ ans Herz. Sie sollten „eine Nähe voller Zärtlichkeit und Verantwortung zum Leben der Priester“ zeigen.

„Und vor allem den Bischöfen möchte ich sagen: Arbeiten Sie untereinander zusammen! In Sachen Priesterausbildung braucht es mehr Dialog; die Kirchturmpolitik muss überwunden, gemeinsame Lösungen müssen gefunden werden, gemeinsam gilt es, gute Ausbildungsstätten zu schaffen. Bitte kümmern Sie sich um die Priesterausbildung! Die Kirche braucht Priester, die imstande sind, das Evangelium mit Enthusiasmus und Weisheit zu verkünden…“

Also: Erste Verantwortliche sind die Priester. Dann die Bischöfe und die Ausbilder. Franziskus identifizierte aber noch einen dritten Personenkreis: „das Volk Gottes“.

Das Volk ist dem Hirten, aber auch der Hirte dem Volk anvertraut

„Vergessen wir das nie: Die Menschen sind mit ihren verknäuelten Lebensgeschichten, ihren Fragen und Bedürfnissen wichtige Former unseres Priesterseins. Wir lassen uns von ihnen umformen, wenn wir ihre Wunden berühren; uns wird dann klar, dass der Herr unser Leben trans-formiert. Nicht nur das Volk ist dem Hirten anvertraut, sondern auch umgekehrt der Hirte dem Volk! Trotz aller Widerstände und allen Unverständnisses – wenn wir inmitten unseres Volkes vorangehen und ihm großzügig dienen, werden wir feststellen, dass es zu überraschenden Gesten der Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit seinen Priestern gegenüber fähig ist. Es ist eine wahre Schule der menschlichen, geistlichen, intellektuellen und pastoralen Formung.“

Ein Priester stehe sozusagen zwischen Jesus und dem Volk, genauer: „mit dem Herrn auf dem Berg und mit den Menschen unten im Tal“. Ein richtiger Priester nehme „Reißaus vor einer Spiritualität ohne Fleisch“ und ebenso „vor einem weltlichen Einsatz ohne Gott“.

„Meine Lieben, die Frage, die wir uns innerlich stellen sollten, lautet: Was für ein Priester will ich eigentlich sein? Ein Wohnzimmer-Priester, ruhig und ordentlich, oder ein missionarischer Jünger, dem das Herz für den Meister und für das Volk Gottes brennt? Einer, der sich im eigenen Wohlergehen einrichtet, oder ein Jünger unterwegs? Ein Lauer, der gern ruhig lebt, oder ein Prophet, der im Herzen des Menschen die Sehnsucht nach Gott aufrührt?“

(rv 07.10.2017 sk)








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