2017-10-06 13:43:00

Papst:„Wir müssen einmütig für Kinderwürde handeln!“


In einer digitalen Welt, wie die heutige, ist der Schutz der Würde eines Kindes alles andere als sicher. Leider gebe es sehr viele Gefahren und die Kirche müsste mithelfen, darauf aufmerksam zu machen und die Kinder besser schützen. Das sagte der Papst an diesem Freitagmittag im Vatikan. In seiner Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Kongresses „Kindeswürde in der digitalen Welt“ ging Franziskus auf die Schwierigkeiten ein. Der Kongress fand diese Woche an der Päpstlichen Universität Gregoriana statt.

„Wir müssen einmütig handeln, und zwar mit Entschlossenheit und echter Leidenschaft. Dabei schauen wir liebevoll auf all die Kinder, die täglich auf der ganzen Welt geboren werden und vor allem Achtung brauchen, aber auch Fürsorge und Zuneigung, um den ganzen wunderbaren Reichtum ihrer Anlagen zu entfalten.“

Das Evangelium selber, fuhr Franziskus fort, spreche klar: Jesus habe die Kinder „mit Zuneigung und Aufnahmebereitschaft“ zu sich gerufen und gesegnet. Das sei ein Erbe auch für die Kirche.

„Die härtesten Worte Jesu gelten dem, der den Kleinsten Ärgernis gibt: Für ihn »wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde« (Mt 18,6). Wir müssen uns also für den Schutz der Würde von Minderjährigen liebevoll, aber auch ganz entschieden einsetzen, indem wir mit allen Kräften jener Wegwerfkultur entgegenwirken, die heute auf vielfache Weise gerade den Schwächsten und Verwundbarsten, wie es eben die Minderjährigen sind, schadet.“

Die digitale Welt sei für viele ein faszinierender Ort, der aber auch mit Ängsten und „dunklen Seiten“ verbunden sei, so der Papst weiter. Innerhalb kürzester Zeit sei die Welt durch die neuen Technologien stark verändert. Man schätzt, dass etwa 800 Millionen Minderjährige Internet benutzen. Und was finden sie dort, fragt sich der Papst.

„Wir müssen die Augen offen halten und dürfen uns nicht vor einer Tatsache verstecken, die unerfreulich ist und die wir lieber nicht sehen wollen. Haben wir in diesen Jahren denn nicht zu Genüge gelernt, dass das Verstecken der Realität von sexuellen Missbräuchen ein äußerst schwerwiegender Fehler und Ursache vieler Übel ist?“

Namentlich zählte der Papst die „Übel“ auf, die im oder durch das Internet in die Welt geschaffen wurden: Pornographie, Sexting – also das Verschicken von sexuellen Bildern durch Minderjährige – oder auch Sextortion – das heißt, die Erpressung durch kompromittierende Bildern. Weiter prangerte Franziskus das sogenannte „Cyber-Mobbing“ an. Aber auch der Menschenhandel mache im World Wide Web nicht halt. All das zeige eines: man müsse gemeinsam gegen solche kriminellen Machenschaften vorgehen.

„Aber wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen; Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Wir dürfen uns auch nicht vom Gefühl der Ohnmacht angesichts der Schwierigkeiten der Aufgabe lähmen lassen. Vielmehr müssen wir gemeinsam aktiv werden im Wissen, dass wir aufeinander angewiesen sind, um angemessene Wege und Haltungen zu suchen und zu finden, um wirksame Antworten zu geben.“

Der Papst schlug drei Wege vor, um die genannten Probleme anzugehen: erstens müsse man die Schwierigkeiten sehen und nicht unterschätzen, zweitens dürfe man nicht einfach denken, dass „technische Lösungen“ der einzige Weg seien und drittens dürfe man das Internet nicht einfach als „Welt ohne Regeln und ohne Grenzen“ betrachten. Die Kirche habe aus ihren Fehlern gelernt, so der Papst. Gerade in jüngster Zeit habe die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gezeigt, dass Prävention und Schutzmechanismen wichtiger denn je seien.

„Es sind sehr schwerwiegende Taten ans Licht gekommen, für die wir die Verantwortung gegenüber Gott, den Opfern und der öffentlichen Meinung eingestehen mussten. Gerade wegen dieser dramatischen Erfahrungen und der durch die Verpflichtung zu Umkehr und Reinigung erworbenen Kompetenzen fühlt sich die Kirche heute besonders stark verpflichtet, sich immer engagierter und mit größerem Weitblick für den Schutz Minderjähriger und ihrer Würde nicht nur in ihrem Inneren, sondern auch in der gesamten Gesellschaft und in der ganzen Welt einzusetzen; und dies nicht alleine – das wäre offensichtlich nicht ausreichend –, sondern indem sie ihre tatkräftige und aufrichtige Zusammenarbeit allen Kräften und Teilen der Gesellschaft anbietet, die sich in dieser Richtung engagieren wollen.“

Er erinnerte daran, dass er bei seinen Reisen und vielen Treffen immer wieder die Gelegenheit habe, in die Augen der Kinder zu schauen. Das habe ihn darin bestärkt, den Kinderschutz zu einer seiner Prioritäten zu erklären.

„Von Kinderaugen angeschaut zu werden ist eine uns allen bekannte Erfahrung, die uns tief im Herzen berührt und uns auch zu einer Gewissenerforschung verpflichtet. Was tun wir, damit uns diese Kinder mit einem Lächeln anschauen können und sich einen reinen Blick voll Vertrauen und Hoffnung bewahren? Was tun wir, damit ihnen dieses Licht nicht geraubt wird, damit diese Augen nicht von dem verwirrt und verdorben werden, was sie im Internet sehen werden, das ein integraler und außerordentlich wichtiger Bestandteil ihres Lebensumfeldes sein wird?“

Bevor Franziskus sprach, hatte eine 16jährige Irin im Namen aller jungen Menschen dem Papst eine „Erklärung von Rom“ vorgestellt. Es handelt sich um ein Dokument, die die Teilnehmer der Konferenz erarbeitet haben und in der es um den Einsatz und Förderung für den Schutz der Würde des Kindes in der digitalen Welt geht.

(rv 06.10.2017 mg)








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