2017-10-04 13:01:00

Moralisch deinvestieren: Katholiken machen´s vor


Katholische Geldanlage wird grün: 40 katholische Organisationen haben am Dienstag gemeinsam ihre Abkehr von Investitionen in Kohle, Gas und Öl bekannt gegeben. Sie wollen nicht länger an der Finanzierung von fossilen Brennstoffen beteiligt sein. Unter den „grünen“ katholischen Investoren sind unter anderem ein deutsches Geldinstitut, die Bank für Kirche und Caritas, sowie mehrere Gemeinschaften in Assisi, der Heimat des heiligen Franziskus.

Kate Cahoon von der Klimaschutzorganisation 350.org ist in Deutschland für die Kampagne verantwortlich. „Das ist ein großer Tag für die weltweite Divestment-Bewegung“, zeigt sie sie im Interview mit Radio Vatikan hoch erfreut über den Schritt, „denn es handelt sich um die bisher größte gemeinsame Bekanntmachung solcher Divestitionen,“ so Cahoon.

Divestment oder Deinvestition – das Wort klingt verwirrend für Laien in Finanzdingen, es meint nichts anderes als das Gegenteil von Investment. In diesem Fall haben die Investoren moralische vor finanzielle Aspekte gestellt – und sich dazu entschieden, als unethisch erkannte Anleihen, Aktien oder Fonds abzustoßen.

„Ziel dieser Art von Divestment ist, den politischen Einfluss der Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu schwächen, weil sie immer wieder im Weg stehen, wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels geht,“ erklärt Cahoon den Schritt.

Die Summe, um die es insgesamt geht, sei nicht bekannt, aber die Bedeutung der Institutionen, die sich zu diesem gemeinsamen Schritt entschlossen hätten, sei enorm, meint die Klimaschutzaktivistin. „Deinvestiert haben zum Beispiel drei religiöse Institutionen in der Stadt Assisi. Als die Heimat von Franz von Assisi ist das ein Ort von sehr großer Bedeutung für die Katholiken der Welt, die symbolische Bedeutung ist also sehr stark.“

Finanzpolitik im Sinn von Laudato Si

Gemeinsames Anliegen der beteiligten Institutionen sei der Klimaschutz und die Sorge um das „gemeinsame Haus“, wie sie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si angemahnt hatte. Den Geldhahn für fossile Brennstoffe zuzudrehen, sei nun ein wichtiger und konkreter Schritt, hebt Cahoon hervor. „Es gibt ein schönes Zitat von einem Bischof aus Assisi, der sagt, Franz von Assisi hat uns gelehrt einfach und in Demut zu leben, in Ehrfurcht vor der Schöpfung. Indem wir diese Investitionen in fossile Brennstoffe stoppen und in saubere Energiequellen investieren, folgen wir damit seinem Vorbild. Deshalb ist es sehr wichtig, wenn diese Institutionen versuchen, ihre Geldanlagen in Einklang mit ihren Werten zu bringen.“

Die Ankündigung des koordinierten Schrittes erfolgte im Rahmen der diesjährigen „Schöpfungszeit“ zwischen dem 1. September und 4. Oktober, dem Gedenktag des Heiligen Franz von Assisi, in der die christlichen Kirchen liturgische Feste und themenbezogene Veranstaltungen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit organisieren. Dazu aufgerufen hatte das „Global Catholic Climate Movement“, eine Gemeinschaft von hunderttausenden Katholiken und ein weltweites Netzwerk von Organisationen. Weltweit waren viele von ihnen dem Aufruf gefolgt, vertreten sind beispielsweise Institutionen aus Belgien, Irland, Australien oder Argentinien.

Das grüne Engagement der deutschen Bank für Kirche und Caritas hält Cahoon für besonders wichtig, „denn diese Bank ist eines der ersten katholischen Geldinstitute weltweit, die ihre Gelder aus der Finanzierung von fossilen Brennstoffen abziehen. In diesem Fall hat die Bank eine Bilanzsumme von 4,5 Milliarden Euro, und wenn die nun sagt, sie macht Schluss mit fossilen Brennstoffen, dann ist das natürlich ein sehr wichtiges Zeichen und sie wollen damit auch ein Vorbild für die katholischen Investoren weltweit sein. Insgesamt müssen wir diesen Druck aufrecht erhalten. Heute können wir diesen Erfolg natürlich feiern - aber es geht jetzt darum, dass wir uns von diesen moralischen Vorreitern inspirieren lassen.“

(rv 04.10.2017 cs)








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