Der ehemalige Papst Benedikt XVI. hat eine „Verdunkelung“ Gottes in der Liturgie
beklagt. Darin liege die eigentliche Ursache für die Krise der Kirche, schreibt der
90-Jährige in einem Vorwort der russischen Ausgabe seiner Werke zur Liturgie. In einem
weitverbreiteten Missverständnis der Liturgiereform habe man die Unterweisung sowie
die eigene Aktivität und Kreativität in den Mittelpunkt des Gottesdienstes gerückt.
Wenn aber der Vorrang Gottes nicht mehr in der Liturgie und im Leben deutlich werde,
sei die Kirche in Gefahr, so Benedikt XVI., der bis 2013 Oberhaupt der Katholiken
war.
Benedikt XVI. erinnerte weiter an den Grundsatz aus der Mönchsregel Benedikts von
Nursia (um 480-547), dass dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden dürfe. Dies habe
der Begründer des abendländischen Mönchtums bewusst mit Blick auf scheinbar größere
Dringlichkeiten in der Landwirtschaft, handwerklichen Arbeitsabläufen oder der Wissenschaft
formuliert. Diese Priorität Gottes gelte nicht nur im Klosterleben, betonte Benedikt
XVI. Wenn der Mensch Gott hintanstelle, unterwerfe er sich Konstrukten, die ihn versklavten
und die seiner Menschenwürde widersprächen. Die italienische Zeitung „La Stampa“
zitierte das Vorwort am Mittwoch.
(kna 04.10.2017 nh)
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