2017-09-30 12:56:00

Papst rät Skeptikern zur Begegnung mit Migranten


Papst Franziskus rät dazu, Räume für die Begegnung von Migranten und Alteingesessenen zu schaffen. Im direkten Gespräch ließen sich viele Ängste und Befürchtungen ausräumen, meinte er bei einer Audienz für den Verband italienischer Kommunen am Samstag im Vatikan.

„Ich verstehe das Unbehagen vieler Bürger angesichts der massenhaften Ankunft von Migranten und Flüchtlingen. Das erklärt sich durch die innere Angst vor dem Fremden – eine Angst, die noch verstärkt wird durch die Folgen der Wirtschaftskrise, durch die mangelnde Vorbereitung in den örtlichen Gemeinschaften und dadurch, dass viele Maßnahmen, die in einem Klima des Notstands getroffen werden, nicht angemessen sind.“

Das war der erste Punkt: Verständnis dafür, dass die Menschen nicht automatisch in den Modus der Willkommenskultur verfallen, wenn auf einmal Migranten und Schutzsuchende bei ihnen im Dorf auftauchen. Aber Franziskus blieb dabei nicht stehen.

„Dieses Unbehagen kann aber überwunden werden, wenn es Räume für eine persönliche Begegnung und ein gegenseitiges Kennenlernen gibt. Darum sind mit alle Initiativen willkommen, die für eine Kultur der Begegnung sorgen, für einen Austausch der künstlerischen und kulturellen Reichtümer, und auch für mehr Wissen über die Herkunfts-Gegenden der Neuankömmlinge.“

Franziskus sagte, er wisse von einigen Beispielen, in denen eine Aufnahme und Integration von Schutzsuchenden in Gemeinden und Städten gut gelinge. Solche Erfolgsgeschichten verdienten es, verbreitet zu werden, damit sie Nachahmer fänden.

Mit einigen kräftigen Pinselstrichen zeichnete der Papst ansonsten die Umrisse einer aus seiner Sicht gut regierten Kommune: ein Ort ohne Korruption, ohne „Privatisierung des öffentlichen Raums“, und  wo das Wörtchen „wir“ nicht nur ein „Slogan“ wäre, „ein rhetorisches Feuerwerk, das das Interesse einiger weniger verbirgt“. Mehr denn je sei heute eine „Leidenschaft für das Gemeinwohl“ nötig.

„Es ist dieser Blick, der dazu führt, dass in den Menschen die Würde des Bürgers wachsen kann. Er fördert soziale Gerechtigkeit, Arbeitsplätze, Dienstleistungen, Chancen. Er begründet viele Initiativen, die sich um die Pflege des gemeinsamen Raumes kümmern. Er erzieht zur gemeinsamen Verantwortung. Denn eine Stadt (oder Kommune) ist ein lebendiger Organismus,  ein großer Körper; wenn dort eine Hälfte nur schwer atmet, bekommt auch die andere nicht genug Sauerstoff. Ich denke da an die Orte von Armut und Ausgrenzung, die sich in einem Gemeinwesen bilden können. Da kommt es dann zu einer Stadt der zwei Geschwindigkeiten: Auf der einen Seite die Autobahn, auf der die Abgesicherten dahinbrausen, auf der anderen Seite die engen Gassen der Armen und Arbeitslosen, der kinderreichen Familien, der Einwanderer, derer, die niemanden haben. Wir dürfen so etwas nicht akzeptieren!“

Einmal mehr formulierte der Papst, es gelte, an die Peripherien zu gehen: „Der Blickpunkt der Allerletzten ist die beste Schule. Er läßt uns begreifen, was die wirklichen Bedürfnisse sind, und er zeigt, wo es nur Schein-Lösungen gibt. Wir brauchen Gemeinschaften, wo jeder sich als Mensch und Bürger akzeptiert fühlt, als Träger von Rechten und Pflichten. Es gibt eine Logik, nach der das Interesse des Einzelnen und das Gemeinwohl untrennbar zusammenhängen. Das, was dem Wohl aller dient, dient auch dem Wohl des Einzelnen.“

Politik und Wirtschaft sollten sich „neu an der Ethik ausrichten“, einer „Ethik der Verantwortung, der Beziehungen, der Gemeinschaft und der Umwelt“. „Wir brauchen ein echtes Wir-Gefühl… Wir brauchen eine Politik der Aufnahme und Integration, die niemanden am Rand stehen lässt, sondern  die Energien, die jeder Mensch hat, fruchtbar zu machen versteht!“

(rv 30.09.2017 sk)








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