2017-09-26 10:11:00

Vatikan-Außenminister an UNO: „Mensch ist wichtiger als Geopolitik“


Die Debatten bei der 72. Generalversammlung der UNO in New York gehen weiter und auch der vatikanische „Außenminister“, Erzbischof Paul Richard Gallagher, durfte wieder „die Sicht des Vatikans“ einbringen. Bei dem Debattenthema zu „Frieden, Würde und Umweltschutz“ sagte der Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im Vatikanischen Staatssekretariat, ein Land sollte immer die Menschen und nicht die Geopolitik voranstellen. Nicht die Interessen einiger wenigen sei wichtig, so Gallagher.

„Die Menschen voranstellen bedeutet, sie zu beschützen und zwar gegenüber jeglicher Gefahr. Es geht darum, die Würde des Menschen zu wahren und insbesondere jene Menschenrechte zu verteidigen, die den Lebensschutz und die Religionsfreiheit betreffen. Diese zwei Menschrechtsbereiche sind das Fundament für alle anderen Rechte, die Frieden und Sicherheit gewährleisten.“

Vor dem Hintergrund der scharfen Töne zwischen Nordkorea und den USA mahnte Gallagher zu Diplomatie und Dialog. Alle Staaten müssten sich „rasch und entschieden einen Schritt von der augenblicklichen Eskalation und militärischen Vorbereitungen“ entfernen, sagte er am Montag in New York.

Der Vatikanvertreter zitierte den dramatischen Appell von Papst Pius XII. wenige Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: „Die Gefahr droht unmittelbar, aber noch ist Zeit. Nichts ist verloren mit dem Frieden; mit dem Krieg ist alles verloren. Mögen die Menschen zu gegenseitigem Verständnis zurückkehren und wieder Verhandlungen aufnehmen.“

Gallagher betonte, „die größten Staaten und jene, die eine stärkere Tradition des Respekts der Menschenrechte haben“, sollten die ersten sein, die großzügige Initiativen für den Frieden ergriffen. „Alle diplomatischen und politischen Wege der Vermittlung müssen eingesetzt werden, um das Unaussprechliche zu verhindern“, so der Erzbischof. Die USA und Nordkorea erwähnte er nicht namentlich.

Dazu zähle auch die Bewahrung der Schöpfung – oder Umweltschutz, wie es bei der UN-Debatte genannt wird – von daher unterstütze der Heilige Stuhl die sogenannte „Agenda 2030“ der UNO. Hierbei handelt es sich um jene Ziele für nachhaltige Entwicklung, die der Sicherung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen und bis 2030 erreicht werden sollen. Auch das Pariser Klimaabkommen sei ein wichtiger Schritt, den der Heilige Stuhl unterstütze, so Erzbischof Gallagher.

„Wenn wir dies auf die Politik übertragen, so warnt Papst Franziskus die UNO und die internationale Staatengemeinschaft davor, sich einfach nur auf ,schöne Verkündungen´ zu beschränken. Wir müssen uns davor hüten, nur das Gewissen zu beruhigen und Schönrederei zu betreiben, nur weil es die Agenda 2030 und andere internationale Abkommen gibt. Im Gegenteil, wir müssen nicht einfach warten, dass die Ziele irgendwie erreicht werden und die politische Versprechen dazu eingelöst werden. Das bedeutet, dass wir einen ehrlichen Blick auf die größten Herausforderungen richten sollten und so schnell wie möglich darauf reagieren, ohne auf die nächsten Abkommen abzuwarten.“

Der vatikanische Außenminister erinnerte auch an jene Konflikte, die noch im Gange sind. Namentlich nannte er die dramatische Situation im Nahen Osten – allen voran Syrien und Jemen – sowie den Krieg in der Ostukraine, die katastrophale Lage Nigeria, Somalia und Myanmar und die politische Auseinandersetzung in Venezuela. In all diesen Krisenfällen bedarf es des Dialogs und der Mithilfe der internationalen Staatengemeinschaft. Korruption und Flucht seien oft die Gründe für das viele Leid in den genannten Ländern, auch hier seien Lösungen auf UN-Ebene notwendig.

Seit einer Woche debattieren die Vertreter der 193 UN-Mitgliedsländer an der 72. der UNO-Generalversammlung in New York. Die Generaldebatte der Generalversammlung steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Focusing on People: Striving for Peace and a Decent Life for All on a Sustainable Planet”. Die Debatte endete am Montag. Zu der Generalversammlung reisten Staats- und Regierungschefs aus zahlreichen UN-Mitgliedstaaten nach New York.

Der Heilige Stuhl ist nicht Vollmitglied der UNO, hat aber den Status als Ständiger Beobachter bei den UN-Sitzen und kann sich über seine dort akkreditierten Diplomaten in die Debatten einbringen.

(rv/pm/kna 26.09.2017 mg)








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