2017-09-24 15:15:00

62 Kritiker bezichtigen den Papst, „Irrlehren" zu fördern


Mit einer förmlichen „Zurechtweisung" wollen konservative Kritiker Papst Franziskus dazu bringen, sich von vermeintlichen Irrlehren zu distanzieren. Die Unterzeichner des am Sonntag im Internet veröffentlichten Schreibens vertreten die Ansicht, Franziskus habe „direkte oder indirekt“ häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert. Insgesamt legen die Unterzeichner dem Papst exakt sieben Häresien zur Last. „Die Unterzeichner bestehen respektvoll darauf, dass Papst Franziskus zugibt, dass er im Irrtum war (und) dass er diese Häresien verurteilt", heißt es in dem Brief. Er ist auf 16. Juli datiert, wurde dem Papst aber den Angaben zufolge bereits im August zugestellt.

Veröffentlicht ist das 27 Seiten lange Schreiben in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, auf einer eigens eingerichteten Webseite. Die Unterzeichnerliste umfasste am Sonntag 62 Laien, Ordensleute und Priester, ein Kardinal ist nicht darunter. Aus dem deutschen Sprachraum finden sich die Namen des Schriftstellers Martin Mosebach und des Philosophen Thomas Stark, der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI im österreichischen Heiligenkreuz lehrt. Zu den Unterzeichnern gehört ferner der Generalobere der traditionalistischen Piusbruderschaft Bernard Fellay. Er ist der einzige Bischof auf der Liste der 62 Papstkritiker.

Zentraler Auslöser für den Vorstoß ist das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia" von 2016. Darin hatte Franziskus angedeutet, dass Katholiken, die nach einer Scheidung zivil erneut geheiratet haben, im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden könnten. Ebenfalls kritisieren die Unterzeichner des Schreibens einige Personalentscheidungen. So habe Franziskus mit Erzbischof Vincenzo Paglia und Kardinal Kevin Farrell zwei Befürworter dieses Kurses an die Spitze der Päpstlichen Akademie für das Leben beziehungsweise des neu geschaffenen Vatikan-Ministeriums für Laien, Familie und Leben gesetzt.

Das Schreiben ist in Form einer sogenannten „Correctio filialis de haeresibus propagatis" („Kindliche Zurechtweisung über die Verbreitung von Häresien") verfasst. Zuletzt erhielt den Initiatoren zufolge Papst Johannes XXII. im Jahr 1333 von seinen „geistigen Söhnen und Töchtern" eine solche Mahnung wegen Häresien. Diese Irrtümer habe er später auf dem Sterbebett widerrufen.

Die „Zurechtweisung" besteht aus drei Teilen: Auf die kirchenrechtliche Begründung des Schritts folgt die eigentliche „Correctio", die in lateinischer Sprache abgefasst ist. Eine abschließenden Erklärung benennt die aus Sicht der Unterzeichner wichtigsten beiden Gründe der „einzigartigen Krise", in die Franziskus die Kirche geführt habe: ein „Modernismus“, der Kerninhalte des Glaubens relativiere und eine „beispiellose Sympathie" des Papstes für den „Erz-Häretiker“ Martin Luther.

Das Papstschreiben „Amoris laetitia" löste eine anhaltende Debatte in der Kirche über Ehe und Familie aus. Die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Leo Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner baten Franziskus erst persönlich, dann im November vergangenen Jahres öffentlich um Klärungen hinsichtlich der Auslegung und Einordnung von „Amoris laetitia". Dazu heißt es in der „Correctio": Der Papst habe sich bisher geweigert, eine „positive Antwort" auf die von den Kardinälen vorgelegten „Dubia" zu geben. Der vorgelegte Brief der 62 versteht sich insofern als Fortsetzung der „Dubia".

(kap/rv 24.09.2017 gs)








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