2017-09-20 10:07:00

Vatikan: Dritte Gerichtsverhandlung zum Fall „Bambino Gesù“


Mit der dritten Verhandlung vor dem Vatikantribunal ging der Fall um unbotmäßige Geldflüsse vom päpstlichen Kinderkrankenhaus „Bambino Gesù“ an Kardinal Tarcisio Bertone in eine neue Runde. Die Sitzung war der Befragung des Hauptangeklagten Giuseppe Profiti gewidmet. Der ehemalige Präsident der römischen Kinderklinik, die dem Heiligen Stuhl gehört, steht im Verdacht, Geld aus dem Stiftungsfonds der Klinik missbräuchlich entnommen und für „zweckfremde Aktivitäten“ verwendet zu haben, namentlich für die Renovierung der vatikanischen Privatwohnung des früheren Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone.

Die Verhandlung am Dienstag dauerte rund sechs Stunden, hieß es in einem Vatikanstatement von Dienstagabend. Profiti bestätigte, es seien 422.000 Euro in die Renovierung der Kardinalswohnung geflossen, doch habe es sich keineswegs um eine missbräuchliche Verwendung der Stiftungsgelder gehandelt. Vielmehr habe die Stiftung die Bauarbeiten für Kardinal Bertone bezahlt, weil dies das Sammeln von Spenden für den Fonds gefördert hätte. Die Idee sei gewesen, ausgewählte Groß-Sponsoren der Kinderklinik in den repräsentativen Räumlichkeiten des Kardinals zu empfangen.

Profiti zitierte aus der Satzung der Stiftung der Kinderklinik, wonach „jegliche andere Aktivitäten“ erlaubt seien, die „im Respekt der Institutionen“ geschehen. Diese Regelung sei seit 2010 in Kraft. Mit den „außerordentlichen Aktivitäten“ seien solche gemeint, die NGOs üblicherweise nutzen, um neue Finanzquellen zu erschließen.

Kardinal Bertone sei über alles im Bild gewesen, sagte Profiti aus. Bei der Gerichtsverhandlung war Bertone jedoch nicht anwesend. Bisher ist seine Zeugenaussage nicht vorgesehen. In verschiedenen Einlassungen zu dem Fall hatte der Kardinal jedoch stets verneint, von den Geldflüssen aus der Stiftung gewusst zu haben.

Der Angeklagte fügte an, er habe mit Kardinal Bertone sowohl schriftlich als auch mündlich über die Renovierung kommuniziert. Über den Gang der Arbeiten habe er sich mit der Sekretärin des Kardinals, Schwester Carmen, ausgetauscht, wie es der emeritierte Kardinalstaatssekretär ihm vorgegeben habe, so der Angeklagte.

Profiti wies auch den Vorwurf zurück, er habe die Gelder „schlecht verwendet“. Die Finanzierung der Renovierungsarbeiten entsprach gemäß Profiti „fünf Prozent des Budgets, das damals durch Fundraising eingenommen wurde“. Insgesamt seien jährlich über zehn Prozent Mehreinnahmen bei der Spendensuche erzielt worden. Auch hätten externe Rechnungsprüfer bestätigt, dass „über 99 Prozent des gesammelten Geldes für die Kinderklinik Bambino Gesù“ aufgewendet wurden. Er habe seinen Posten im Februar 2015 „in Einvernehmen mit Kardinal Bertone“ aufgegeben. Der Rückgang von Spendengeldern sei erst nach Mitte 2016 festzustellen, fügte Profiti an.

Der zweite Mitangeklagte, der ehemalige Kassenführer der Klinik Massimo Spina, soll bei der nächsten Verhandlung vernommen werden. Diese ist für Donnerstag vorgesehen. Dabei sollen auch zwei Zeugen vernommen werden

(rv 20.09.2017 mg)








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