2017-09-19 13:56:00

Türkei: Kirchen von neuem Bebauungsplan in Istanbul bedroht


Ein neuer Bebauungsplan für die Prinzeninseln vor Istanbul sorgt für Aufruhr. Der Bebauungsplan sieht vor, der fünffachen Zahl an Bewohnern Wohnraum zu schaffen. Das meldet die Katholische Nachrichten-Agentur. Betroffen von diesem Vorhaben sind Meeresstrände, Wälder und bisher denkmalgeschützte Gebäude und Ensembles, die zur Bebauung, zum Umbau oder zum Abriss freigegeben werden. Außerdem sollen einige Straßen gebaut werden, nachdem das Verbot für Verbrennungsmotoren auf der Insel aufgehoben wird. Gegen die Pläne protestieren neben verschiedenen Umwelt-Organisationen vor allem christliche und jüdische Minderheiten.

Armenische Christen, Griechisch-Orthodoxe, Katholiken verschiedener Riten und sephardische Juden sind auf den Prinzeninseln so stark vertreten wie sonst nirgends in der Türkei. Durch den Zuzug von über 50.000 Menschen zu den aktuell knapp 14.000 Einwohnern befürchten sie die Zerstörung des Charakters der Prinzeninseln als letztes Relikt der alten, multireligiösen und –kulturellen osmanischen Türkei.

Von der Aufhebung des Denkmalschutzes werden historische Kirchen, Klöster, und Synagogen sowie die 1971 vom Staat geschlossene, aber baulich intakte Theologische Hochschule von Chalki bedroht. Gleichzeitig sieht der neue Bebauungsplan vor, alle bisherigen Besitztitel der alten malerischen Holzhäuser zu annullieren, die größtenteils in christlicher oder jüdischer Hand sind. An ihre Stelle sollen mehrgeschossige Wohnblöcke treten.

Auch der türkische Schriftsteller und Nobelpreisträger Orhan Pamuk, der auf einer der Inseln wohnt, hat sich den Protesten angeschlossen. Die „letzten Enklaven des Traums vom schönen, alten Istanbul“ werden in eine „Hölle von Kommerz, Umweltzerstörung und Primitivität“ verwandelt, warnt er.

(kna 19.09.2017 nh)








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