Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Myanmar, Kardinal Charles
Bo, macht eine „international wachsende Islamphobie“ als einen Grund für die Gewalt
gegen die muslimische Minderheit der Rohingya aus. Die Behandlung der Rohingya sei
eine „große Tragödie“, zitiert die britische Zeitung „The Tablet“ am Dienstag den
Erzbischof von Yangon. Nichts könne rechtfertigen, was in Myanmar nach den Angriffen
von Rohingya-Rebellen auf Polizeistationen Mitte August passiert sei, verurteilte
der Kardinal die seither anhaltende Gewalt der Armee gegen die muslimische Minderheit.
Den „globalen Aufschrei“ gegen Staatsrätin Aung San Suu Kyi hält der Kardinal dennoch
für unangebracht.
Die Friedensnobelpreisträgerin hätte „ihre Sache besser machen können“, sagte Bo laut
„Tablet“. Aung aber „zu brandmarken, so als ob sie nichts getan hätte, ist eine weit
hergeholte Theorie“, meinte der Kardinal. Er erinnerte, dass auf Initiative von Myanmars
Regierung eine Kommission unter Leitung des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan
einen Bericht zur Lage der muslimischen Minderheit in Rakhine erstellt hat, der im
August unmittelbar vor Ausbruch der neuen Gewalt präsentiert wurde. Suu Kyi hatte
angekündigt, die Forderung des Gremiums, den Rohingya mehr Rechte zuzugestehen, um
eine Radikalisierung zu verhindern, umsetzen zu wollen.
„Demokratie im Land noch schwach"
Aung San Suu Kyis politische Rolle als Staatsrätin könne aber nicht mit jener eines
mit allen Vollmachten ausgestatteten Präsidenten verglichen werden, gab Bo zu bedenken.
„Die Demokratie im Land ist noch schwach.“ Im buddhistisch dominierten Myanmar stehe
Suu Kyi einer starken nationalistisch-extremistischen religiösen Gruppe gegenüber,
die sich über das Land ausbreite. Die Armee kontrolliere zudem die großen Ministerien.
Zudem gebe es neben der Lage in Rakhine weitere ungelöste Konflikte in Myanmar, spielte
Bo etwa auf die Lage der christlichen Karen und Kachin an. „Das Land braucht Heilung
an verschiedenen Fronten.“
Der Erzbischof äußerte sich noch vor der Fernsehansprache, mit der Aung San Suu Kyi
am Dienstag öffentlich zur Gewalt gegen die Rohingya in Myanmar Stellung nahm. Zu
Beginn der aktuellen UN-Vollversammlung in New York, an der Aung aus Protest nicht
teilnehmen wird, war der internationale Druck auf Myanmar weiter gewachsen. Helfer
und Menschenrechtler prangerten erneut den Umgang mit der muslimischen Minderheit
an. Unterdessen setzt sich der Exodus der Rohingya ins Nachbarland Bangladesch fort.
Ende November will Papst Franziskus Myanmar und Bangladesch besuchen.
(kap 19.09.2017 sk)
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