2017-09-14 12:00:00

Vatikanseminar: „Eine starke Gemeinschaft von Bischöfen"


Eine starke Gemeinschaft von Bischöfen aus aller Welt: das ist in den Augen des neuen Bischofs von Limburg, Georg Bätzing eine zentrale Errungenschaft des mehrtägigen Seminars für „Jung-Bischöfe“, an dem er gemeinsam mit vier anderen neu geweihten deutschen Bischöfen teilgenommen hatte. Nicht nur unter diesen, sondern auch über Ländergrenzen hinweg werde durch das Zusammentreffen die Kollegialität und der Erfahrungsaustausch gefördert, erzählte er im Gespräch mit Radio Vatikan am Rande des Einführungsseminars. Aus deutschen Diözesen dabei waren auch der Diözesanbischof von Mainz, Peter Kohlgraf, sowie die Weihbischöfe Rupert Graf zu Stolberg aus München, Horst Eberlein aus Hamburg und Dominicus Meier aus Paderborn. Besonders beeindruckt zeigte sich Bischof Bätzing über die Vielfalt der Weltkirche, die in einem solchen Seminar besonders deutlich sichtbar und erfahrbar werde. Knapp 120 neue Bischöfe waren es, die sich dieser Tage in Rom versammelt hatten.

„Von Australien bis Peru, Venezuela, Dominikanische Republik, bis hin nach Deutschland. Zusammenzukommen, sich auszutauschen - das ist eine besondere kirchliche Erfahrung, die man, glaub ich, nur in diesem Kontext machen kann“, zeigt sich Bätzing dankbar.

Begegnung und Austausch - auch über bedrückende Themen

Viele menschliche Begegnungen mit Kollegen, auch im Austausch über besprochene und bedrückende Themen, fanden am Rande der Veranstaltungen statt, gefördert durch die Auswahl der Referate und Erfahrungsberichte. Eine besonders eindrucksvolle Begegnung für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, „das war die Begegnung mit Kardinal O’Malley und Frau Collins. Sie hat von ihrer eigenen Missbrauchserfahrung als Kind erzählt und das hat uns auch danach noch sehr beschäftigt. Das kann ich, glaube ich, für alle sagen.“

Dass Mary Collins bei dem Seminar für die jungen Bischöfe sprach, ließ aufhorchen: hatte sie doch im März, nach Differenzen mit dem damaligen Leiter der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Müller, die von Kardinal O´Malley geleitete Kinderschutzkommission verlassen, die damit ihres letzten aktiven Opfervertreters beraubt wurde. Bei ihrem Ausscheiden aus der Kommission hatte Collins jedoch verlauten lassen, sie wolle Kardinal O´Malley auch in Zukunft bei der Ausbildung von Kurienmitarbeitern und den neuen Bischöfen behilflich sein, ein Versprechen, das sie nun mit ihrem berührenden Auftritt eingelöst hatte.

Handschrift von Papst Franziskus „deutlich spürbar“

Überhaupt orientierte sich die Themenauswahl eng an den Schwerpunkten, die Papst Franziskus in seinem Pontifikat setzt: Großen Raum nahm beispielsweise das Thema der Synodalität ein. Auf der Tagesordnung des Seminars stand außerdem, neben ökologischen Themen und Themen der gesundheitlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, vor allem der große Themenblock „Migration und Flüchtlinge“. Ein Satz aus der dieses brennende Thema betreffenden Diskussion ist bei Bischof Bätzing besonders hängen geblieben: „Angesichts der Fluchterfahrungen so vieler Menschen sagte ein Teilnehmer: ‚Ja , die Staaten haben Grenzen. Die Kirche hat zwar Diözesen, aber sie kennt keine Grenzen.‘ Da wurde sozusagen die Weltverantwortung eines jeden Bischofs noch einmal aufgerufen.“

Der Bischof als „Meister der Unterscheidung“

Sehr anwendungsnah ging es dann zu, als über die Rolle eines Bischofs im Bistum ganz konkret gesprochen wurde. Ein Bischof müsse entscheiden und unterscheiden, so Bischof Bätzing in Anlehnung an das Grundthema „Der Bischof Meister der Unterscheidung“ dieser Studientage, „aber das Wichtige ist, wie wir die Wirklichkeit wahrnehmen, wie wir sie im Geist und im Licht des Evangeliums bewerten und welche Konsequenzen wir daraus ziehen. Das kann ein Bischof nicht alleine, sondern das wird er zusammen mit den Gläubigen seines Bistums versuchen.“ Es gehe keineswegs nur darum, Strukturveränderungen wahrzunehmen und diese zu verwalten und zu organisieren. Der Bischof sei „kein Dirigent“, der den Leuten zeige, wie etwas zu funktionieren habe, betont der Mainzer Bischof Kohlgraf in Vorwegnahme der Worte, die Papst Franziskus am Donnerstagvormittag an die neuen Bischöfe gerichtet hatte. Hauptaufgabe sei, „dass der Bischof sich wirklich hineinstellt in diesen Organismus – ich bleibe beim Bild des Orchesters – und letztlich auch mit seinem Charisma Bestandteil dieses Ganzen ist, aber dann doch versuchen muss, dieses zu inspirieren, zu motivieren. Ich glaube, das ist für mich ein sehr wichtiger Gedanke auch für die Zukunft.“

Das Bistum Limburg sieht nach vorne

Zukunft ist vielleicht das passende Stichwort für das Bistum Limburg, in dem Georg Bätzing seit einem guten Jahr als Bischof tätig ist. Limburg, das Bistum, das durch den kostspieligen Neubau des Bischofssitzes lange in den Schlagzeilen stand. Ein Skandal, der für das Bistum auch heute noch eine große Herausforderung darstellt. Aber als allzu tief würde der Bischof die Gräben in seiner Diözese nicht bezeichnen: „Eine Spaltung innerhalb des Bistums kann ich nicht feststellen. Sondern die Menschen sind sehr nach vorne hin orientiert. Wir kennen die Herausforderung, die wir haben. Menschen von heute den Glauben an Jesus Christus zu vermitteln, das ist unsere Aufgabe und die gehen wir gemeinsam an. Da spüre ich eine ganz große Bewegung nach vorne“.

Diese Entwicklungen beobachte auch Bischof Tebartz-van Elst aufmerksam, meint Bätzing, der in dieser Woche auch mit seinem in Rom tätigen Vorgänger zu einem Gespräch zusammengekommen ist. Doch wie geht es nun weiter mit dem skandalumwitterten Bischofssitz, wollten wir von Bischof Bätzing wissen: „Ich nutze ihn! Der Bischofssitz ist ja wirklich eine gute Kombination von Amtsgebäude, von öffentlichem Bereichen und der privaten Wohnung des Bischofs. Die nutze ich nicht, das ist klar. Alles andere haben wir jetzt im ersten Jahr bereits sehr intensiv genutzt und man spürt, wenn Leben in diese Räume hineinkommt, wenn Menschen sich dort aufhalten, wenn wir miteinander beten, konferieren, essen, trinken, auch Feste feiern, dann verliert dieses Haus dieses Haus das Skandalum, das einfach mal da gewesen ist und wird zu einem Bischofshaus mitten im Bistum.“

Die Bischofswohnung selbst soll dem benachbarten Museum als Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt werden. Darüber könnte dann auch die Kapelle im Zentrum des Baus als öffentlicher Raum des gemeinsamen Gebets erreicht und genutzt werden.

(rv 14.09.2017 nh)








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