2017-09-11 15:32:00

Ukraine: Kein konfessioneller Bürgerkrieg


In der vom Krieg im Osten des Landes geprägten Ukraine herrscht trotz allem „ein friedliches Nebeneinander der Kirchen“. Das sagt im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk. Der Krieg im Osten des Landes sei kein Bürgerkrieg unter Anhängern verschiedener Konfessionen, sondern das Ergebnis eines Angriffskrieges von außen. „Wir lehren unsere Gläubige den Respekt vor anderen Glaubensgemeinschaften und predigen, dass sie ihren Feinden verzeihen müssen“, so Schewtschuk, der die mit Rom unierte byzantinische Kirche der Ukraine leitet. Dies bedeute allerdings nicht, dass man bereit sei, auf seine Rechte zu verzichten.

Zur Rolle der von ihm angeführten Kirche sagte der Großerzbischof, sie sei in der Epoche des Stalinismus die größte Oppositionskraft gewesen und dafür massiv verfolgt worden. Nun gehe es darum, das reiche Erbe der Märtyrer nicht nur zu bewahren, sondern es weiter zu entwickeln, der Säkularisierung zu widerstehen und den Glauben mit Menschen zu teilen, die fern von Gott lebten. Deshalb stehe seine Kirche dazu, auch in Gebieten zu missionieren, die nicht zu ihren traditionellen Hochburgen gehören, etwa in der Ost- und Südukraine, aber auch in Nord- und Südamerika. Es gehe dabei nicht um ein Abwerben von Gläubigen anderer Kirchen, sondern um die Verkündigung des Evangeliums an kirchenferne Menschen. Das führe zu einem Wettstreit der Bekenntnisse, es bedeute aber nicht, dass seine Kirche irgendjemanden herausfordern wolle.

Zur innerkatholischen Debatte um die künftige Rolle der mit Rom unierten Ostkirchen sagte er, auch seine Kirche sehe den früheren Weg des „Uniatismus“ nicht mehr als richtig an. Damals habe die katholische Kirche versucht, Teile aus den Ostkirchen herauszureißen, um sie sich dann einzuverleiben. Seine Kirche strebe keine strukturellen Vereinigungen und schon gar keine Zwangsvereinigungen mit anderen Kirchen an, sondern das theologische Ziel der „communio“ (Gemeinschaft) im Glauben an Christus und in den Sakramenten.

Schewtschuk äußerte sich am Rand der Synode der griechisch-katholischen Kirche der Ukrainer, die in dieser Woche in Lemberg stattfindet. Rund 40 Bischöfe aus Europa und Übersee nehmen daran teil. Die griechisch-katholische Kirche ist mit rund vier Millionen Gläubigen in der Ukraine und einer großen Zahl von Mitgliedern in Nord- und Südamerika die weltweit größte katholische Kirche des byzantinischen Ritus

(kna 11.09.2017 mg)








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