2017-09-11 15:20:00

Russland: Katholisches Gotteshaus soll zurückgegeben werden


Die Moskauer Stadtbehörden streben einen außergerichtlichen Vergleich in der Auseinandersetzung mit der Erzdiözese Moskau über die Rückgabe der katholischen Peter-Paul-Kirche in der Miljutinska-Gasse an, wie der Pressedienst der Wiener Stiftung „Pro Oriente“ unter Verweis auf russische Medien berichtet. Das 1845 erbaute Gotteshaus – eine der ältesten katholischen Kirchen in Moskau – wurde in den 1920er Jahren von den kommunistischen Behörden geschlossen; nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut übereignet. Ab den 1990er Jahren versuchte die katholische Gemeinschaft, das Gotteshaus zurückzuerhalten, blieb aber bislang erfolglos.

In diesem Frühjahr wurde der Rechtsanspruch der katholischen Erzdiözese Moskau auf die Kirche und die drei Nebengebäude gerichtlich anerkannt. Die Moskauer Stadtbehörden legten Berufung ein. Dann aber erfolgte im August der offizielle Besuch des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin in Russland; bei seinen Gesprächen mit Vertretern des russischen Staates, angefangen bei Präsident Wladimir Putin selbst, brachte der päpstliche Chef-Diplomat auch das in nicht wenigen Fällen noch immer verschleppte Problem der Rückgabe katholischer Kirchen und Klöster zur Sprache. Dies dürfte jetzt den Ausschlag dazu gegeben haben, dass die Moskauer Stadtbehörden sich zur zügigen Rückgabe der Peter-Paul-Kirche bereit erklärt haben.

In den Jahrzehnten der kommunistischen Herrschaft war in Moskau nur eine einzige katholische Kirche „in Betrieb“ gewesen: Saint-Louis-des-Francais unweit des Lubjanka-Platzes, wo sich die Zentrale zunächst der Tscheka und dann des KGB befand. Die Pfarrei Saint-Louis-des-Francais wurde 1789 begründet, aber durch die Französische Revolution erlosch die Finanzierung der Gemeinde. Erst 1835 konnte das im strengen klassizistischen Stil errichtete Gotteshaus geweiht werden. Nach der Oktoberrevolution vor 100 Jahren gelang es der Gemeinde, ihr Gotteshaus gegen alle Enteignungsversuche der Machthaber zu verteidigen. Dazu mag beigetragen haben, dass Saint-Louis-des-Francais ab 1924 auch als Kirche der in Moskau akkreditierten katholischen Diplomaten galt. 1944 besuchte General Charles de Gaulle die Messfeier in dem Moskauer Gotteshaus, 1964 der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Nach dem Ende des Kommunismus wurde der katholischen Kirche zudem die Marienkirche zurückgegeben, die heute als Kathedrale des katholischen Erzbischofs in Moskau dient. Die durch innerrussische Zuwanderung und die Immigration von Katholiken aus den Nachbarländern Russlands, aber etwa auch aus Afrika und Lateinamerika ständig wachsende katholische Gemeinschaft der russischen Hauptstadt würde aber dringend weitere Gotteshäuser benötigen.

(kap 11.09.2017 mg)








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