2017-09-05 14:43:00

Ukraine/Russland: Kiewer Kirche auf der Krim blockiert


Die russischen Behörden auf der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim haben die Kathedrale der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats blockiert. Dies geschah bereits am 31. August, wurde aber erst jetzt bekannt. Nach Angaben des zuständigen Erzbischofs Kliment brachen Polizisten und Gerichtsvollzieher in die Kathedrale in Simferopol ein, beschädigten die Türen zum Altarraum und beschlagnahmten unter anderem ein Kreuz, Ikonen und Teppiche. Ihm selbst hätten die Einsatzkräfte so den Arm verdreht, dass er einen Notarzt habe um Hilfe bitten müssen, so Kliment. Türen seiner Bischofskirche seien versiegelt worden.

Ein Behördenvertreter erklärte, die Polizeiaktion habe nichts mit Religion oder Politik zu tun. Es gehe um wirtschaftliche und rechtliche Dinge. Die Nutzung der Kathedrale werde nicht behindert. Allerdings habe ein Gericht die Vermietung anderer Teile des Gebäudes an die Kirche beendet.

Seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 streiten die vom Kreml eingesetzte Regionalregierung und die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats um das Gotteshaus in der Krim-Hauptstadt. 2016 verpflichtete ein Gericht die Kirche auf Antrag der Behörden zunächst zur Zahlung einer sehr hohen Miete und schließlich im Januar zum Verlassen eines Stockwerks. Dieses Urteil wollen die Behörden nun nach eigenen Angaben durchsetzen.

Der Erzbischof verurteilte die Polizeiaktion als Einschüchterungsversuch der ukrainischen Minderheit auf der Krim und als Verstoß gegen das Recht auf Religionsfreiheit. Die russischen Behörden wollten sich offenbar dafür rächen, dass er die politischen Gefangenen verteidigt habe, so Kliment. Auch der Sprecher der mit Rom verbundenen Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche protestierte. Die Kirche des Kiewer Patriarchats werde von Russland verfolgt, „weil sie ukrainisch ist“, so die Pressestelle der griechisch-katholischen Kirche in Kiew.

Der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko sagte am 2. September bei einer Begegnung mit Spitzenvertretern der Religionsgemeinschaften in Kiew: „Wir müssen unseren Staat, unsere Bürger, unseren Glauben und auch unsere ukrainische Kirche, die vor kurzem auf der besetzten Krim angegriffen worden ist, verteidigen.“ Das dortige Vorgehen gegen die Kirche sei nicht hinnehmbar. „Wir verlangen die Einstellung jeglicher Handlungen gegen die ukrainische Kirche“, so Poroschenko.

Das ukrainische Außenministerium forderte von Russland, dem Kiewer Patriarchat sofort uneingeschränkt Zugang zu seiner Kathedrale zu gewähren. Es rief unter anderem die EU, die USA, den Europarat und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zur Verurteilung der Verfolgung der Kirche des Kiewer Patriarchats auf. Die US-Botschaft in Kiew protestierte umgehend.

Die meisten Kirchen auf der Krim gehören zur ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchat. Schon kurz nach der Annexion der Schwarzmeerhalbinsel wurden der Kirche des Kiewer Patriarchats etwa die Hälfte ihrer Gotteshäuser auf der Krim genommen. Geistliche wurden geschlagen und bedroht. Auch die ukrainisch griechisch-katholische Kirche klagte anfangs über zahlreiche Schikane der Behörden. Eine Schließung durch die Behörden droht ihr momentan indes nicht.

(kap 05.09.2017 mg)








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