Der Papst trägt zur Versöhnung bei
Wenn Papst Franziskus ab Mittwoch Kolumbien besucht, dann gilt sein besonderes Interesse
dem Versöhnungsprozess im Land. Seit gut 50 Jahren gibt es bewaffnete Konflikte im
Land, vor einem Jahr hatte die Regierung des Landes mit der größten Rebellengruppe
FARC einen endgültigen Waffenstillstand vereinbart, wenige Tage vor der Papstreise
gibt es einen begrenzten Waffenstillstand
mit der ELN, der zweitgrößten Guerilla. Was das Land jetzt braucht, ist Versöhnung,
und deswegen fährt der Papst zu einem großen Versöhnungstreffen in Villavicencio.
Das passt zum Motto der Papstreise, „Demos el primer paso“ – zu Deutsch: „Tun wir
den ersten Schritt.“ (rv)
Einen
ersten Überblick über das Programm lesen Sie hier
Bischofskonferenz: „Ein ideales Land errichten"
Denn erstmals seit Jahrzehnten hat Kolumbien eine echte Chance auf Frieden. Ein zentraler
Teil des Abkommens mit der FARC, der ältesten und größten Guerrilla-Organisation im Land,
gilt seit Ende Juni als vollständig umgesetzt, nämlich die Entwaffnung der Rebellen.
Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Bischofskonferenz des Landes, Erzbischof Oscar
Urbina Ortega, über das Engagement der Kirche. (rv)
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Versöhnung und Umwelt, das werden die Themen sein
Zwei große Themen hat Papst Franziskus im Gepäck, wenn er nach Kolumbien kommt: Versöhnung
und Umwelt. Das sagt Erzbischof Oscar Urbina Ortega von Villavicencio. Kolumbien könnte
ein reiches Land sein: Es hat Bodenschätze und eine Artenvielfalt, an die, bezogen
auf die Fläche, nicht einmal Brasilien heranreicht. In seiner Bischofsstadt Villavicencio
hat der Erzbischof jüngst ein Treffen zur Papstenzyklika „Laudato Si“ veranstaltet,
mit dem Ziel, „ein Gefühl für die Erde zu entwickeln“, wie er sagt: „denn die Versöhnung
im Land geht von den Opfern aus, und sie geht von der Erde aus.“
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Kolumbien: Wie die Kirche dort tickt
Franziskus besucht ein Land, in dem die katholische Kirche tief verwurzelt ist. Zu
ihr bekennen sich heute 80 Prozent der Kolumbianer, nach vatikanischen Angaben sogar
94 Prozent. Die Kirche ist akzeptiert von reich und arm, sie ist überall, sie leistet
einen unersetzlichen Beitrag im Friedensprozess – doch es gibt auch Kritik an ihr,
vorgebracht von Theologen der Befreiung. Eine extrem konservative Kirche sei das seit
jeher, verbandelt mit Grundbesitzern, dem Friedensprozess stehe sie keineswegs mit
ungeteilter Befürwortung gegenüber. Gudrun Sailer mit einem Überblick über die katholische
Kirche in Kolumbien aus kritischer Sicht.
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Friedens-Hochkommissar: „Zeitpunkt für Papstbesuch ist ideal"
Das sagt der Mann, der in Kolumbien auf Regierungsseite das Friedensabkommen mit den
FARC-Rebellen ausverhandelt hat, Hochkommissar Sergio Jaramillo „Ich habe das Gefühl,
dass es die Absicht des Vatikans und besonders des Papstes ist, in diesem einmaligen
historischen Moment eine Friedensbotschaft abzusetzen, die über das Abkommen mit den
FARC und die aktuelle politische Debatte hinausgeht", sagte Jaramillo. „Mein Eindruck
ist, der Papst will in diesem kritischen Moment des Lebens in Kolumbien zu einem tiefen
Nachdenken über das einladen, was der Friede für alle ist.“ (rv)
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Ein Besuch bei entwaffneten Guerilleros
„Mariana Páez” ist ein karges Zeltdorf in den abgeschiedenen, grünen Hügeln der Region
Meta. Eine Rumpelpiste führt dahin, bei Regen ist die Ansiedlung fast unzugänglich.
Zwei bewaffnete Posten sind zu passieren, dann ist man da. Zehn Kilo Waffen trug er
als Guerillero täglich mit sich herum, erzählt Diego der Besucherin. Wie viele Leute
er umbrachte, weiß er nicht, „du schießt, dann rennst du, du zählst nicht die Toten
auf der anderen Seite“. Jetzt lebt er ohne diese Gewalt. Seine Ziele haben sich nicht
verändert – aber die Mittel. „Wir werden jetzt das Wort als einzige Waffe benutzen,
um Politik zu machen.“ Es klingt ein wenig so, als hätte Diego diesen Satz schon oft
gehört und gesagt. (rv)
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Das Problem mit den FARC-Dissidenten
Er läuft: der Friedensprozess in Kolumbien. Holprig, aber mit einer gewissen Beständigkeit.
Wie im Abkommen zwischen Regierung und FARC-Rebellen vorgesehen, wurde aus der inzwischen
entwaffneten linken Guerilla nun eine politische Partei – wenige Tage vor dem Eintreffen
des Papstes. Ein Sonderfall ist das starke Aufkommen von FARC-Dissidenten: Guerilleros,
die das Abkommen mit der Regierung boykottieren, die ihre Waffen behalten haben und
ihren Kampf um Land, Gerechtigkeit und Teilhabe mit dem Finger am Abzug fortführen.
Wir sprachen mit einem Bischof, der 250 FARC-Dissidenten in seiner Diözese hat. (rv)
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Kardinal Salazar: „Botschaft wird sehr tief gehen"
„Langsam ist im Land ein soziales Bewusstsein gewachsen: dass wir eine tiefverankerte
soziale Gerechtigkeit brauchen, dass wir in vielen Bereichen unsere Mentalität ändern
müssen, damit wir inklusiver werden, toleranter, solidarischer, geschwisterlicher
- das ist der große Unterschied im Land heute. Und deshalb habe ich die Hoffnung,
dass die Botschaft des Papstes sehr tief gehen wird im kolumbianischen Volk“: Ein
Gespräch mit Kardinal Rubén Salazar Gómez, Erzbischof von Bogotà und Präsident des
lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. (rv)
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Was FARC-Opfer sich vom Papst erhoffen
Acht Millionen Kolumbianer sind registrierte Opfer des bewaffneten Konflikts im Land,
eines verwickelten Krieges zwischen Regierung, linken Rebellen, rechten Paramilitärs
und längst auch Drogenkartellen. Was erwarten sich Kolumbiens Opfer vom Papst auf
Besuch? Und was vom Friedensprozess, den Franziskus mit seiner Reise bestärken will?
Wie sehen Opfer marxistischer Rebellen die Rolle der Kirche im Prozess der Versöhnung
zwischen Opfern und Tätern, was denken sie über die Befreiungstheologie, an der sich
linksgerichtete Guerillas inspirieren? Wir sprachen mit Ximena Ochoa, Vizepräsidentin
der Kolumbianischen Föderation der Opfer der FARC.
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Frieden: Das geht nur mit den Landpfarrern
Kolumbien ist auf einem steinigen Weg zum Frieden – und die katholische Kirche spielt
eine herausragende Rolle dabei. Warum? Sie ist eine allseits anerkannte vermittelnde
Größe, und sie ist überall: in Kolumbien wirkt die Kirche dank der Vielzahl ihrer
Priester, Laien und Ordensleuten auch dort, wo der Staat mit seinen Institutionen
nicht hinkommt. Vor dem Papstbesuch in Kolumbien sprach Gudrun Sailer in Bogotà mit
dem Priester Darío Echeverrí, der als Generalsekretär der Nationalen Versöhnungskommission
seit langen Jahren die kirchliche Friedensarbeit vorantreibt.
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Kolumbiens Opfer: Ein Psychologe erklärt
Papst Franziskus unternimmt mit seiner Kolumbienreise den Versuch, ein Land zu versöhnen
- ein Land, in dem der bewaffnete Konflikt acht Millionen Opfer hervorbrachte, Opfer
auf allen Seiten und Opfer aller Formen von Gewalt. Ein Sechstel der Bevölkerung:
Opfer. Wie überlebt das ein Land? Was brauchen die Menschen, unter welchen Bedingungen
sind sie zur Versöhnung bereit? Wir sprachen mit dem Psychologen Oscar Acevedo von
der kirchlichen Nationalen Versöhnungskommission in Kolumbien.
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