2017-09-05 11:57:00

Mutter-Teresa-Kirche im Kosovo geweiht


Vor zwanzig Jahren starb sie. Vor einem Jahr und einem Tag wurde sie heilig gesprochen. Und an diesem 5. September ist ihr Fest: Mutter Teresa. Auch Papst Franziskus hat sie gewürdigt, mit einem Tweet um die Mittagszeit: „Lasst uns wie Mutter Teresa Horizonte der Hoffnung und der Freude öffnen, schreibt er. An diesem Dienstag wird ihr feierlich eine Kirche geweiht – nicht in Kalkutta, wo sie als „Engel der Armen“ bekannt wurde. Sondern, ja doch, im Kosovo. Dahinter steckt eine verwickelte Geschichte.

Mutter Teresa war keine Inderin, sondern Albanerin. Skopje in Mazedonien, wo sie 1910 geboren wurde, gehörte damals zum Osmanischen Reich. Ihre Eltern stammten aus dem Kosovo; in Letnica im Kosovo empfing die spätere Friedensnobelpreisträgerin und Ordensgründerin ihre erste heilige Kommunion. Da passt es also, wenn die neue Mutter-Teresa-Kirche in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, steht – die albanische Hauptstadt Tirana hat immerhin schon den Mutter-Teresa-Flughafen.

Die neue Kirche steht an der Stelle, wo zu Beginn des zweiten Jahrhunderts Florus und Laurus, die ersten Märtyrer der Region, ihr Leben gelassen haben sollen. Das Grundstück für die Kirche ist ein Geschenk der Stadt und des ersten kosovarischen Präsidenten, Ibrahim Rugova. 2005, also zehn Jahre bevor eine Mehrheit der EU-Staaten die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannte, wurde der Grundstein gelegt; die jetzige Weihe des Gebäudes findet im Beisein von Kardinal Ernest Simoni statt. Dieser einfache albanische Priester ist ein Überlebender der blutigen Christenverfolgung zur Zeit des kommunistischen Regimes; Papst Franziskus hat ihn vor kurzem überraschend zum Kardinal erhoben und jetzt als seinen Vertreter zu den Feiern in Pristina geschickt.

Die (numerisch sehr kleine) katholische Minderheit im Kosovo gehört zur albanischen Bevölkerungsgruppe des jungen Staates; ihr steht der mehrheitlich orthodoxe, serbische Bevölkerungsteil gegenüber. Das Mit-, Neben-, manchmal Gegeneinander zu den Orthodoxen, vor allem aber zu den Muslimen hat die Katholiken im Kosovo geprägt. In osmanischer Zeit gab es hier einst die „laramana“: Dieser albanische Begriff meint heimliche Christen, die nur zum Schein muslimisch geworden waren. Sie trugen sogar zwei Namen, einen muslimischen für die Öffentlichkeit und einen christlichen im Privaten. Noch 1911 hat es im Kosovo solche Krypto-Christen gegeben.

Die albanischen Katholiken – auch die aus dem Kosovo – haben überdurchschnittlich viel zum Erwachen eines albanischen Nationalgefühls im 19. und frühen 20. Jahrhundert beigetragen: Der Pfarrer Ndue Bytici de Marino gilt wegen seiner Dichtungen als „die Nachtigall des Kosovo“. Die Christenverfolgung durch die Kommunisten in Albanien hatte in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts viele Weiterungen in den Kosovo hinein. Jetzt steht dort die Mutter-Teresa-Kirche. Und die muslimische Dichterin Mazllum Saneja hat Werke von Johannes Paul II. ins Albanische übersetzt. All das gehört, wie der „Engel von Kalkutta“, zum verwirrenden balkanischen Mosaik.

(rv 05.09.2017 sk)








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