2017-09-04 11:54:00

Vor einem Jahr: Heiligsprechung Mutter Teresas


Das Vermächtnis der Heiligen Mutter Teresa (1910-1997) und ihre Botschaft für die Welt sollten noch viel stärker ins öffentliche kirchliche Bewusstsein gerückt werden: Das hat Leo Maasburg, früherer Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (2005- 2016) und langjähriger Begleiter von Mutter Teresa, angemahnt. Im Interview mit Kathpress anlässlich des 20. Todestages der Heiligen zeigte sich Maasburg überzeugt, dass die Botschaft Mutter Teresas eine Botschaft für das 21. Jahrhundert, „wenn nicht gar für das ganze Jahrtausend“, sei. Und die Welt habe diese Botschaft dringend nötig. Vor einem Jahr sprach Papst Franziskus Mutter Teresa im Vatikan heilig.

Es gehe um die unbedingte Liebe Gottes zu den Menschen, Gott sehne sich regelrecht nach dem Menschen. „Das hat Mutter Teresa verstanden.“ Und wenn Jesus sage, „was Ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan“, dann sei das genau der Punkt, „wo sich der Mensch in seiner Antwort an Gott wenden kann. Wir haben keine andere Möglichkeit, Gott Gutes zu tun als in seinen Brüdern und Schwestern.“

Er hoffe sehr, so Maasburg, dass die Kirche dieses Erbe von Mutter Teresa bewahre und fortführe und dass sie eines Tages zur Kirchenlehrerin erhoben werde. Noch seien tausende ihrer Schriften nicht veröffentlicht; die Texte stellten einen großen „spirituellen Schatz für das 21. Jahrhundert“ dar.

Maasburg räumte ein, dass der Heiligen gerade in Europa eher wenig Aufmerksamkeit zuteilwerde. Hingegen sei sie in den USA und vor allem in Indien sehr präsent – „und ich denke, diese Popularität wird noch zunehmen“. Für Österreich hoffe er zudem, dass die zahlreichen Besuche Mutter Teresas nicht in Vergessenheit geraten.

Feuriges Gemüt mit viel Liebe

Die kleine Ordensfrau habe ein „feuriges Gemüt“ besessen, „das sie meist aber gut unter Kontrolle hatte“, wie Maasburg gegenüber Kathpress sagte. Ihr wohl wichtigster Wesenszug laut Maasburg: „Man hat sich bei ihr einfach wohl gefühlt. Sie war nie aggressiv, wirkte nie bedrohlich. Sie hatte die Fähigkeit, den Menschen ins Herz hineinzuschauen und mit einem Wort das Leben jedes Menschen zum Guten hin zu beeinflussen.“ Mutter Teresa habe auch nie jemanden verurteilt.

Der frühere „Missio“-Nationaldirektor erinnerte an ein Lebensmotto Mutter Teresas: „Erlaube nie, dass ein Mensch weniger glücklich von dir weggeht, als er zu dir gekommen ist.“ Sie habe jedem Menschen Glück, Freude und Liebe geschenkt; den Ärmsten wie auch den materiell Bessergestellten. Mutter Teresa habe dabei nie einen Unterschied zwischen materieller und spiritueller Armut gemacht, so Maasburg.

Dolmetscher, Kofferträger und Priester

Leo Maasburg lernte Mutter Teresa 1981 kennen. Der damals neu geweihte Wiener Priester war in Rom Mitarbeiter des tschechoslowakischen Exilbischofs Paul Hnilica (1921-2006), der einst von Papst Paul VI. damit beauftragt worden war, Mutter Teresa in Rom zu unterstützen. Da der Bischof jedoch selbst kein Englisch sprach, sollte Maasburg dolmetschen. Mehr als sechs Jahre lang sollte er in Folge Mutter Teresa in einer Zeit enormer Aufbautätigkeit ihres Ordens in alle Welt begleiten, bis sie 1987 gesundheitsbedingt das Reisen stark reduzierte. Für die Ordensgründerin war er dabei „Übersetzer, Kofferträger, Chauffeur und Priester, denn sie wollte jeden Tag eine Messe haben und auch auf Englisch beichten können“, wie sich Maasburg erinnerte. Nach Mutter Teresas Tod gehörte Maasburg zu jenen Experten, die in Rom an der Vorbereitung ihrer Seligsprechung beteiligt waren. Hohe Bekanntheit und Übersetzung in zahlreiche Sprachen erfuhr zudem die von ihm verfasste und 2016 neu aufgelegte Biografie „Mutter Teresa - die wunderbaren Geschichten“.

(kap 04.09.2017 mg)








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