2017-09-04 11:46:00

USA: „Größter Diskussionspunkt ist Abtreibung“


Die USA scheinen politisch so gespalten wie lange nicht. Doch das liege nicht nur am US-Präsidenten Donald Trump, sagt unser Kollege vom Domradio Renardo Schlegelmilch. Er war zwei Wochen lang in den USA unterwegs und hat nachgefragt: Wie stehen die Christen zu ihrem Präsidenten?

„Ein Beispiel: Ich bin in Miami Taxi gefahren, und habe den Fahrer gefragt: ,Haben Sie für Trump oder Clinton gestimmt?´ Der Fahrer, ein Einwanderer aus Kuba, antwortete: ,Natürlich für Trump! Was ist das für eine Frage?´ Im ersten Moment war ich schockiert, dann aber hat der Taxifahrer mir erklärt, was dahinter steckte: ,Ich komme aus Kuba. Und Obama hat mit Castro verhandelt; das ist der Mann, vor dem meine Familie geflohen ist. Natürlich kann ich nicht für dessen Partei stimmen.´ Was ich damit sagen will: Wenn man den ersten Schock verdaut hat, haben die meisten Trump-Wähler sogar recht plausible Argumente geliefert, die ich irgendwie auch nachvollziehen konnte.“

Die wenigsten Christen seien „krasse Trump-Fans“, viele hießen in der Politik der Republikaner Punkte gut, denen sie zustimmen, präzisiert Schlegelmilch. Dabei hätten sich Republikaner und Demokraten in den vergangenen Jahrzehnten extrem nach rechts und links auseinander bewegt.

„Als Wähler findet man bei beiden Parteien Punkte, die man einfach nicht akzeptieren kann. Die Gesundheitsreform ,Obamacare´ zum Beispiel: Als Deutscher hält man das für eine super Sache, denn Krankenversicherungen haben wir auch, warum dann nicht in Amerika genauso? Dabei übersehen wir aber einen wichtigen Punkt: ,Obamacare´ ist keine gesetzliche Krankenversicherung, sondern eher eine Pflicht zur Privatversicherung. Das günstigste Modell kostet etwa 300 Dollar im Monat. Für Geringverdiener ist das unter Umständen schon der halbe Monatslohn. Eine ähnliche Diskussion wird beim Thema Abtreibung geführt. Wenn es also um die Argumente für oder gegen Trump geht, dann geht es oft weniger um die Person, als um die Sache.“

70 Prozent der Amerikaner sind Christen, davon sind die Katholiken die größte Einzelgruppe. Wie stehen die zu ihrem Präsidenten Donald Trump? Schlegelmilch:

„Auch das muss man vom Thema abhängig machen. Der größte Diskussionspunkt ist das Thema Abtreibung. Die Abtreibungspolitik der Demokraten macht es für viele Christen unmöglich, die Demokraten zu wählen. Die Abtreibungsgesetze sind in den USA viel liberaler als bei uns. In den USA kann eine Frau nämlich bis zum siebten Monat abtreiben; je nach Begründung und Fall soll es sogar noch später möglich sein, die Schwangerschaft straffrei zu beenden. Wer nun aber als Christ für Lebensschutz steht, kann eine Partei nicht wählen, die diesen Status Quo aufrecht erhalten möchte. Vor der Wahl hat die US-Bischofskonferenz in einem Schreiben dazu aufgerufen, als Christ keine Partei zu unterstützen, die einen Standpunkt vertritt, der ,inherently evil´ ist, also ,von Grund auf böse´, oder besser ,moralisch nicht vertretbar´. Gleichzeitig sagt die Bischofskonferenz aber, dass man seine Wahlentscheidung nicht von einem einzigen Argument abhängig machen soll. Sprich: Wenn es jede Menge Argumente für Christen gegen einen Präsidenten Trump gibt, dann ist es auch in Ordnung, eine andere Partei zu unterstützen.“

(domradio 04.09.2017 mg)








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