2017-09-04 13:56:00

Papst: Barmherzigkeit leben und nicht nur darüber sprechen


Wenn es um die Barmherzigkeit geht, dann reichen nicht nur schöne Worte. Es bedarf auch konkreter Taten. Das betonte der Papst an diesem Montagmittag im Vatikan. Er traf Mitglieder der Shalom-Gemeinschaft, die in den 1980er Jahren in Brasilien gegründet wurde und sich die Aufgabe gestellt hat, bei möglichst vielen Jugendlichen das Evangelium zu verkünden. Zu dem Treffen kam der Papst mit rund 40minütiger Verspätung, er ging dann aber in einem rund 20minütigen Austausch auf Fragen von Shalom-Mitgliedern ein. Etwa 4.000 Leute waren in der Audienzhalle im Vatikan anwesend.

Bei dem Treffen gab es auch Anspielungen auf den Gründungsort der Gemeinschaft. Auf den Wortbeitrag eines jungen Brasilianers eingehend sagte der Papst auf Spanisch: „Ich habe Matteus gehört, der auf brasilianisch sprach und möchte ihn gerne fragen: wer war besser - Pelé oder Maradona?“ Franziskus spielte damit auf die „Streitfrage“ zwischen Brasilianern und Argentiniern an, welcher der beiden Fußballer besser sei. Mit dieser eher ironischen Frage wollte er auf die Risiken des Narzissmus und der Selbstbezogenheit hinweisen. Es sei wichtig, so Franziskus weiter, die eigenen Wurzeln zu kennen und deshalb den Dialog zwischen Jugendlichen und älteren Menschen zu fördern.

Neben dem 22jährigen Matteus, der jahrelang drogenabhängig gewesen war, stellten auch ein 26jähriger Chilene sowie eine 25jährige Französin, die während des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit getauft wurde, dem Papst ihre Fragen.

Die katholische Gemeinschaft Shalom wurde vom Laien Moyses Louro de Azevedo Fiho gegründet und vom damaligen Erzbischof von Fortaleza, Aloiso Lorscheider, unterstützt. Der Papst erinnerte daran, dass die erste große Evangelisierungs-Initiative der Gemeinschaft 1982 in einer brasilianischen Pizzeria stattgefunden hatte. Es sei auch heute wichtig, die Frohe Botschaft „kostenlos“ weiterzugeben – also ohne eine Gegenleistung zu verlangen – denn dies trage zum persönliochen Wachstum bei und reinige die Seele, hielt er fest.

„Die Jugend hat das Bedürfnis, auf die älteren Menschen zu hören, und die älteren Menschen brauchen das Gespräch mit den Jugendlichen“, so der Papst. Und er scherzte abermals, ob denn der Begleiter und Gemeinschaftsgründer Moyses, der mit in den Vatikan gekommen war, nun jung oder alt sei. Dieser antwortete, er sei so alt wie der Papst.

Weiter betonte Franziskus, dass sich die Jugendlichen nicht allein auf sich selbst konzentrieren sollten. Es sei falsch, nur auf sich selber zu schauen. Wichtiger sei es, hinauszugehen und so eine „Gemeinschaft im Außen“ zu suchen. „Schaut nicht immer in den Spiegel! Wenn ihr euch nur im Spiegel anstarrt, dann brecht diesen lieber entzwei. Oder aber ihr schaut euch an, um euch zu verbessern und euch selber besser zu verstehen“, riet der Papst.

Die Frohe Botschaft sei vor allem eine Botschaft der Barmherzigkeit, unterstrich der Papst weiter. Diese sei in der heutigen Welt wichtiger denn je. Es sei komisch, dass in einer Welt voller Ängste und Gleichgültigkeit die Barmherzigkeit oft verschwiegen oder belächelt werde. Barmherzigkeit bestünde nicht einfach aus schönen Worten sondern „aus Fleisch“ – sprich aus konkreten Menschen, die sich dafür einsetzten, formulierte der Papst. Es sei wichtig, dies nach außen hin zu bezeugen; man solle sich nicht in eigenen Interessen und einer eigenen Welt einschließen.

„Das ist ein Weg, den man teilen muss“, fügte der Papst an. Ein Beispiel hierfür sei das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Ihm sei vor allem der Vater positiv aufgefallen, der jeden Tag auf die Terrasse ging, um nachzuschauen, ob der verlorene Sohn nach Hause wiederkehre. Und siehe da, der Sohn kehrte heim. „Man darf niemals verzagen!“, schloss der Papst.

(rv 04.09.2017 mg)








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