Mit den Kriterien für echtes und falsches Märtyrertum, ausgehend vom Leiden der
vertriebenen Christen im Irak und den durch Paradieshoffnungen verführten Selbstmordattentats-„Märtyrern“
im Islam, hat sich der Linzer Bischof Manfred Scheuer in einem Vortrag am Samstag
in Rom auseinandergesetzt. Scheuer hatte im Februar den Irak besucht. Er zeigte sich
beeindruckt vom Zeugnis der dortigen Christen mit ihrer Bereitschaft zur Erduldung
von Leid, notfalls auch bis zum Tod. Der Linzer Bischof äußerte sich beim Ratzinger-Schülerkreistreffen
in Rom, das in diesem Jahr dem Thema „Christenverfolgung und Martyrium“ gewidmet ist.
Den Fokus legte Scheuer auf die Forderung des Evangeliums, dem eigenen Gewissen zu
folgen, und möglichen Konsequenzen. Christliche Märtyrer seien Menschen mit einem
reifen Glauben, die für eine Kultur des Lebens und der Menschlichkeit eintreten.
Die Beispiele aus der NS-Zeit - etwa Franz Jägerstätter, Provikar Carl Lampert oder
Dietrich Bonhoeffer - zeigten, dass das Martyrium nichts mit „Todessehnsucht und Nekrophilie“
bzw. Leidensideologie zu tun habe, sondern eine „Option für das Leben“ sei, betonte
Scheuer bei dem Jahrestreffen. Durch das Martyrium werde „die Logik des Bösen von
innen her aufgebrochen und überwunden“. Der Bischof nimmt an dem bis Sonntagabend
dauernden Treffen der beiden Schülerkreise teil.
Die Mitglieder des sogenannten Ratzinger-Schülerkreises und des Neuen Schülerkreises
sind von 31. August bis 3. September in Rom zu ihrem traditionellen Treffen zusammengekommen.
Hauptreferenten in diesem Jahr sind Bischof Scheuer und der Kölner Diözesanpriester
und Historiker Helmut Moll. Der Schülerkreis Joseph Ratzingers, des späteren Papstes
Benedikt XVI. (2005-2013), wurde 1977 gegründet, nachdem Ratzinger zum Erzbischof
von München ernannt worden war und seine Universitätslaufbahn beendete. Seither trafen
sich die ehemaligen Doktoranden jeden Sommer mit ihrem Lehrer zu Studientagen. Im
Mittelpunkt stand jeweils ein von Ratzinger benanntes Thema. Die Treffen wurden auf
Wunsch Benedikts XVI. auch nach seiner Papstwahl fortgesetzt und fanden bis 2016 in
Castel Gandolfo statt. Nun ist Rom Tagungsort.
(kap 03.09.2017 sk)
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