2017-09-01 08:00:00

Schreiende Erde: Papst und Patriarch geißeln Umweltsünden


Unersättlichkeit, Herrschaftsgebaren und Bereicherung auf Kosten anderer: der Mensch richtet sein Haus samt Mitbewohnern regelrecht zugrunde. Es sind klare Worte, die der Papst und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in ihrer gemeinsamen Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September finden. In ihrer gemeinsamen Erklärung geißeln die Kirchenführer den zerstörerischen Umgang mit Natur und Umwelt. Es ist das erste Mal, dass Franziskus und Bartholomaios gemeinsam über das Thema schreiben. Die Botschaft erschien in sieben Sprachen. 

Würde und Wohlergehen des Menschen „sind tief mit unserer Sorge um die ganze Schöpfung verbunden“, erinnern Franziskus und Bartholomaios mit Verweis auf den Schöpfungsbericht. Jedoch hat die Menschheit Gottes Auftrag, für das „erhabene Geschenk und Vermächtnis“ der Erde gemeinsam Sorge zu tragen, bis heute mit Füßen getreten. Es offenbare sich „ein Szenario im moralischen Verfall, in dem unsere Haltung und unser Benehmen gegenüber der Schöpfung unseren Ruf als Mitarbeiter Gottes verdunkeln“, heißt es in der ökumenischen Botschaft.

„Unsere Neigung, das feine und ausgewogene Ökosystem zu stören, unsere unersättliche Lust, die begrenzten Ressourcen des Planeten zu manipulieren und zu kontrollieren, und unsere Gier nach grenzenlosem Gewinn an den Märkten – all das hat uns dem ursprünglichen Ziel der Schöpfung entfremdet. Wir achten die Natur nicht mehr als ein gemeinsames Geschenk; stattdessen betrachten wir sie als einen privaten Besitz. Wir verbinden uns nicht mit der Natur, um sie zu erhalten; stattdessen herrschen wir über sie, um unsere eigenen Konstrukte abzusichern.“

Die Folgen seien „tragisch und dauerhaft“. Franziskus und Bartholomaios sprechen von nicht weniger als einem „Verfall des Planeten“, der „auf seinen verwundbarsten Bewohnern lastet“: „Die Auswirkung des Klimawandels betrifft vor allem jene, die in Armut im letzten Winkel dieser Welt leben. Unsere Verpflichtung, die Güter der Erde verantwortungsbewusst zu gebrauchen, beinhaltet die Anerkennung und die Achtung gegenüber allen Menschen und allen Lebewesen.“ Alle Menschen, insbesondere Verantwortungsträger in Wirtschaft und Weltpolitik, müssten „den Schrei der Erde hören“ und sich um die Menschen kümmern, die in diesem Szenario „an den Rand“ gedrängt würden.

Vor allem mit Blick auf die aktuellen Divergenzen beim Klimaschutz rufen Franziskus und Bartholomaios eindringlich zu einem „Konsens der Welt“ auf: die Staatenvertreter sollten „auf die Bitte von Millionen antworten“, um die „verwundete Schöpfung“ zu heilen, formulieren die beiden Kirchenoberhäupter: „Wir sind überzeugt, dass es keine echte und nachhaltige Lösung zur Veränderung der ökologischen Krise und des Klimawandels gibt, wenn wir keine übereinstimmende und gemeinsame Antwort geben, wenn wir nicht zusammen Verantwortung und Rechenschaft übernehmen, wenn wir nicht der Solidarität und dem Dienst den Vorzug geben.“

Anlässlich des Weltgebetstages laden Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch „alle Menschen guten Willens“ zum Gebet für die Schöpfung ein. Dieses könne dazu beitragen, „unsere Wahrnehmung der Welt zu verändern, um unsere Beziehung zur Welt zu erneuern“, schreiben sie in ihrer Bostchaft. Jeder Einzelne könne mit Mut, Einfachheit und Solidarität Sorge tragen für die Schöpfung und auf eine „nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung“ hinwirken.

(rv 01.09.2017 pr)








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