2017-08-29 13:13:00

Angehende Priester und Ordensleute: Geistlicher Check-Up


Wer in einen Orden eintreten will oder ins Priesterseminar gehen will, der kann mit Hilfe des Recollectio-Hauses der Abtei Münsterschwarzach jetzt einen spirituell-psychologischen Check dazu machen. Seit einem Jahr gibt es dieses Angebot, zehn Menschen haben es bisher in Anspruch genommen, der Praxistest sei bestanden, berichtet der Leiter des Hauses, Ruthard Ott.

Kloster oder Priestertum sei eine besondere Lebensweise, da wolle man die Bedingungen im Leben der Suchenden anschauen, um gemeinsam herauszufinden, ob es eine positive Prognose geben kann. „Wir entscheiden nicht die Weihezulassung", so Ott, „sondern wir schauen Menschen an, die sich interessieren für einen Weg in einer Gemeinschaft oder auch die ins Priesterseminar gehen. Wir schauen vor allem darauf, inwieweit sie psychisch stabil sind, um mit den Klippen und Stolpersteinen, die es geben kann – ich denke an das Thema Einsamkeit oder den Umgang mit Sexualität – einigermaßen gut zurecht zu kommen.“

„Wir haben die Einschätzung in drei Teile geteilt,“ berichtet Corinna Paeth, die als Psychotherapeutin in das Projekt involviert ist. „Ein Teil bezieht sich auf ein klinisches Interview. Ich schaue dann, wie die Prägung ausschaut, die der Kandidat mitbringt, und wie sich seine Persönlichkeit entwickelt hat.“ Damit prüfe man, ob es nicht schon Anzeichen für eine spätere psychische Beeinträchtigung geben könnte. „Der zweite Teil ist eher pastoralpsychologisch, der bezieht sich eher auf die Beziehungsfähigkeit, die der Kandidat mitbringt.“ Im dritten Gesprächsteil geht es dann um Spiritualität und Gottesbeziehung. Die drei Gesprächsteile - psychologisch, pastoral und spirituell - werden von verschiedenen Partnern durchgeführt.

„Entstanden ist dieses Angebot auf dem Hintergrund der Erfahrungen, die wir über viele Jahre gewonnen haben: nämlich dass es wichtig ist, im Bereich der Prävention aktiv zu werden“, sagt Ott. Man könne vorher zwar nicht alles voraussagen - aber doch zumindest Prognosen geben, was etwa den Umgang mit Sexualität, Überbelastung oder andere mögliche Probleme angehe. Gnade setze die Natur voraus, sage die Theologie, in Fragen des geistlichen Lebens bedeute das, dass Berufung die pastoralpsychologischen Gegebenheiten berücksichtigen muss.

Die Anfragen würden in der Regel über die Verantwortlichen in der Ausbildung an sie herangetragen, berichtet Ott. Die Teilnehmer wollten eine fachliche Einschätzung darüber, „was sie für Persönlichkeiten haben und ob sie in der Lage sind, diesen Weg zu gehen".

Beim spirituell-psychologischen Check im Recollectio-Haus mache man sich ein Bild über die Ausgangssituation, die Entscheidung träfen dann aber die Institute und der einzelne Interessent für das Priesteramt oder das Ordensleben. Man erstelle auch keine Gutachten, sondern führe zum Abschluss ein offenes Auswertungsgespräch. Alle drei Gesprächspartner der drei einzelnen Teile, der Suchende und auch der Ausbildungsverantwortliche sprächen über die anstehenden Dinge, „hier geht es nicht um das Forum Internum oder um irgendwelche schützenswerte Bereiche, sondern um offene Kommunikation“.

(rv 29.08.2017 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.