2017-08-25 10:27:00

Parolin nach Russlandreise: „Akzent liegt auf ‚konstruktiv’“


„Es war eine nützliche Reise, es war eine interessante Reise, es war eine konstruktive Reise“: Nach vier Tagen in Russland ist Kardinalstaatsekretär Pietro Parolin in den Vatikan zurück gekehrt. Der Regierungschef des Heiligen Stuhls und Chefdiplomat hatte dort Präsident Wladimir Putin und seinen Außenminister Lawrow getroffen, es hatte Begegnungen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und andern Vertretern seiner Kirche gegeben, und selbstverständlich traf Parolin auch die katholische Kirche im Land.

In einem ausführlichen Interview mit den Vatikanmedien zurück in Rom betonte Parolin an diesem Freitag die Dimension des Dialoges, welche die Reise geprägt habe. „Der Papst ist sehr interessiert an allen Möglichkeiten zum Dialog, das hat er auch bei dieser Gelegenheit wiederholt“, berichtet Parolin von seiner kurzen Begegnung mit Papst Franziskus nach seiner Reise. Direkt nach seiner Rückkehr hatte er dem Papst Grüße überbracht und von den verschiedenen Begegnungen berichtet. „Der Papst ist immer sehr zufrieden, wenn es gelingt, in Sachen Dialog Schritte vorwärts zu machen.“

Vor allem konstruktiv

Die Bilanz der Reise sei grundsätzlich positiv, berichtet Kardinal Parolin von den Treffen mit Putin, Lawrow und Patriarch Kyrill. „Ich muss sagen, dass all diese Begegnungen von einem Klima des Zuhörens und des Respekts geprägt waren. Ich würde sagen, dass es wichtige und konstruktive Begegnungen waren, den Akzent würde ich auf das Wort ‚konstruktiv’ legen“.

Darüber hinaus habe er auch die Katholiken im Land getroffen und sich über deren Situation, über Schwierigkeiten und Herausforderungen des katholischen Lebens im Land informieren lassen. Es ging in verschiedenen Gesprächen auch um ganz konkrete Fragen, etwa um die Rückgabe von Kirchen, die von den Kommunisten enteignet wurden. Die katholische Kirche brauche angemessene Orte des Gottesdienstes, so Parolin, das habe er ansprechen können.

Katholisch-orthodoxe Beziehungen

In den Gesprächen mit der russisch-orthodoxen Kirche sei es vor allem um die verbesserten Beziehungen der beiden Kirchen gegangen, Parolin berichtet von einer ‚neuen Atmosphäre’: „Dieses neue Klima, diese neue Atmosphäre ist in den vergangenen Jahren entstanden und hat natürlich in der Begegnung von Havanna zwischen dem Papst und dem Patriarchen Beschleunigung erfahren.“ Am 12. Februar vergangenen Jahres hatten sich die beiden auf Kuba getroffen, der Papst war damals auf dem Weg nach Mexiko und war extra einen Tag früher aufgebrochen, um das Treffen möglich zu machen. Die Möglichkeiten, welche durch das neue Klima geschaffen worden seien, wolle man nun nutzen, sagte Parolin, es gehe um kulturellen und intellektuellen Austausch wie auch um gemeinsame Hilfe in den Krisengebieten der Welt.

Schwierige Themen

„Mit Respekt und auch mit Offenheit wurden aber auch schwierige Themen angesprochen“, berichtet Parolin. „Aber meiner Wahrnehmung nach ist das alles in einem sehr positiven Geist verlaufen. Wir haben gemeinsame Wege gesucht, um bestehende Probleme zu lösen.“ Es seien konkrete Vorschläge entstanden, die nun geprüft werden müssten.

„Es ist bekannt, dass die Ukraine-Frage eine Frage ist, welche vom Heiligen Stuhl mit großer Sorge betrachtet wird. Auch der Papst hat sich einige Male zu diesem Thema geäußert. Natürlich haben wir auch darüber gesprochen“, so Parolin. Im Juni vergangenen Jahres war Parolin selber zu Besuch in der Ukraine gewesen. „Der Heilige Stuhl betont wie bekannt vor allem die humanitären Aspekte, in diesem Sinn ist vor allem die Freilassung von Gefangenen ein Thema. Das ist ein humaitärer Bereich, der sehr wichtig werden kann.“ Das könne auch dem politischen Prozess einen positiven Impuls geben, ist Parolin überzeugt.

Weitere Themen seien die Situation der Christen und anderer Minderheiten im Nahen Osten gewesen, mit Präsident Putin habe er außerdem auch über Venezuela gesprochen.

 

Das Interview führte Alessandro Gisotti.

(rv 25.08.2017 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.