2017-08-23 13:50:00

Solidarität mit Zentralafrika: „Der Papst soll wieder kommen"


„Der Papst soll wieder kommen, das hat uns einen ganz wichtigen Schub gegeben“: Die Zentralafrikanische Republik versinkt wieder in Kämpfen zwischen den einzelnen Milizen, 2015 hatte es kurz so ausgesehen, dass ein von der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio vermittelter Frieden halten könnte, der Papst war im November des selben Jahres im Land, um das Heilige Jahr der Barmherzigkeit zu beginnen, aber die Kämpfe sind zurück in einem der ärmsten Länder der Erde.

Trotzdem war der Besuch des Papstes nicht vergebens, berichtet der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der deutschen Bischöfe war fünf Tage lang in der Zentralafrikanischen Republik unterwegs. „Aber das hat natürlich nicht schon alles befriedet“, so Schick im Interview mit Radio Vatikan nach seiner Rückkehr. „Das allerwichtigste, was der Papst getan hat, war das Geben von Hoffnung. Er hat ermutigt. Das ist eine ganz wichtige Botschaft und mir haben einige wörtlich gesagt, der Papst soll doch wieder kommen.“

Erzbischof Schick war zu einem Solidaritätsbesuch im Land und berichtet von den für die Menschen schlimmen Zuständen. Schon die einfachsten Voraussetzungen für Besserung seien nicht gegeben, denn es gebe noch nicht einmal einen funktionierenden Staat. „Es gibt keinen funktionierenden Staat, keine Polizei, es gibt keine Gerichtsbarkeit, die Politik hat keinen Entwicklungsplan für Schulen, die Schulen funktionieren auch nicht.“ Die Kirche setze sich für den Aufbau einer funktionierenden Zivilgesellschaft ein, das sei das Gebot der Stunde.

Gebot der Stunde: Aufbau einer Zivilgesellschaft

Armut und Verelendung seien die stärksten Eindrücke, die er aus Zentralafrika mitgebracht habe, berichtet Erzbischof Schick. „Die Menschen schlagen sich jeden Tag durchs Leben durch und sind abends froh, dass sie überlebt haben.“ Die Hälfte der rund Fünf Millionen Einwohner ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, für viele Zentralafrikaner bedeutet die Situation auch Flucht so dass mehr als eine Million Menschen Flüchtlinge im eigenen Land sind. Allein in der Region der jüngsten Gewalt um Bangassou und benachbarte Städte herum sind 180.000 Menschen auf der Flucht.

Die Gewalt hatte auch direkte Auswirkungen auf die Reise, „wie konnten in einige Gebiete, wo wir hin wollten, doch nicht hin,“ berichtet Erzbischof Schick. „Wir haben auch Missionare getroffen, die mit ihren ganzen Gemeinden fliehen mussten.“

Ganze Gemeinden auf der Flucht

Ein Versuch der Überwindung der Konflikte kommt von den Religionen: Immer wieder wird betont, dass es bei den Séléka und den anti-Balaka Milizen nicht um Religion geht, auch wenn sie in den Medien als ‚muslimisch‘ oder ‚christlich‘ bezeichnet werden. Die Religionsvertreter im Land sind eindeutig, es ist ein politisch-militärischer Kampf, und gegen den haben sie die „Plattform der Religionen in Zentralafrika“ gegründet, deren Vertreter auch Bischof Schick traf. Es gehe den Religionsvertretern darum, gemeinsam für eine Botschaft des Friedens zu stehen, „damit die einfachen Leute nicht von irgendwelchen Leadern verführt werden, welche die Religion missbrauchen um ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen durchzusetzen.“ Ein ganz wichtiger Dienst, findet Erzbischof Schick.

Natürlich darf man nicht eine sofortige Lösung der Konflikte erwarten, aber alle handelten dort nach dem Prinzip „Hoffnung stirbt zuletzt“. Es werde ein langer Prozess sein, bis das Land wirklich befriedet sei, wüssten alle Beteiligten, auch die Verantwortlichen für die „Plattform der Religionen“. „Aber wenn wir heute nicht anfangen, dann wird es nie Erfolg haben“, zitiert Schick die im Friedensprozess Engagierten. „Deshalb fangen sie heute an und versuchen mit allen ihren Mitteln die Menschen zu versöhnen und sie von Gewalt weg zu bringen.“

Investition in die Zukunft

Den Menschen und der Kirche dort wollte Erzbischof Schick die Solidarität der deutschen Kirche ausdrücken, das war der Grund der Reise. Wobei sich Soldarität in verschiedenen Weisen zeige: „Wichtig ist, dass man auch mal hingeht“, nennt Schick den Beweggrund seiner Reise. „'Wir stehen hinter euch', das muss man auch physisch zum Ausdruck bringen. Und genau das haben wir getan.“

Eine zweite und nicht zu unterschätzende Weise der Solidarität sei das gemeinsame Beten darum, dass der Gott des Friedens helfe, dass Frieden und Versöhnung voran gingen. „Und das dritte ist natürlich auch die materielle Solidarität. Zum Beispiel, dass wir helfen, etwa bei der Versorgung von Flüchtlingen. Wichtig ist auch, dass Kirchen, die zerstört wurden, Schulen, die zerstört wurden, Krankenhäuser, die zerstört wurden, wieder aufgebaut werden.“ Hilfswerke täten dort in dieser Hinsicht sehr viel. Die Hilfe müsse aber immer verbunden sein mit der persönlichen Solidarität, so Erzbischof Schick. „Katholische Kirche ist weltumspannende Kirche und wir sind dann effektiv, wenn wir es auch affektiv sind, also wenn wir gute persönliche Beziehungen miteinander pflegen. Das Versuchen wir und der Besuch war wieder ein Anfang, die hoffentlich jetzt weiter geht.“

(rv 23.08.2017 ord)








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