2017-08-22 11:39:00

Parolin in Russland: „Acht geben vor der Spirale der Gewalt“


Auf Terrorismus mit Gewalt zu reagieren, ist falsch, das bedeute nur „die Gewaltspirale noch weiter zu drehen“: davor warnte während seiner Russlandreise Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Während einer Pressebegegnung wurde er auch auf die jüngsten Terroranschläge angesprochen. Parolin betonte, dass es falsch sei, den Namen Gottes für mörderische Pläne zu missbrauchen. „Gott ist immer ein Gott des Lebens und niemals des Todes“, so der Kardinal. „Gott kann niemals für den Hass eines Menschen verwendet werden oder als Grund, um andere Menschen zu töten“.

Die Krisenherde der Welt

Gegenüber der russischen Sektion von Radio Vatikan sagte Parolin, dass seine Reise drei Hauptzwecke erfüllen wolle: einerseits gehe es um die politisch-diplomatische Ebene, bei der es um die Krisenherden auf der Welt gehe. Darüber habe er bereits mit dem russischen Außenminister Sergei Lawrow an diesem Dienstagmorgen gesprochen. Eine zweite Ebene sei der Besuch des Kardinalstaatssekretärs bei der katholischen Gemeinde. Da habe es am Montagabend eine große Messe mit den russischen katholischen Bischöfe gegeben. Die dritte Ebene sei die Ökumene. Da treffe Parolin die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche.

Thema Ökumene

Bereits an seinem ersten Besuchstag hat Kardinal Parolin mit dem Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, unter anderem über die Ukraine gesprochen. Im Vorfeld hatte der Kardinalstaatssekretär gegenüber askanews betont, er werde ausgehend von seinen Gesprächen in Kiew, die er im vergangenen Jahr führte, die Position des Vatikans einbringen. Vor allem werde er darauf hinweisen, dass der Heilige Stuhl sich weiterhin für „humanitäre Hilfe“ in der Ostukraine einsetzen werde. „Was die griechisch-katholische Gemeinschaft in der Ukraine betrifft, so stehen wir als Heiliger Stuhl in ständigem Kontakt mit den Bischöfen jener Kirche sowie mit den ukrainischen Bischöfen des lateinischen Ritus“, so Parolin. „Beide Kirchen sind Teile der katholischen Kirche und in der Einheit mit dem Papst. Es ist das Anliegen aller, die Schwierigkeiten der Vergangenheit anzugehen und zu überwinden, aber auch die Realität innerhalb jener Kirchen – sprich ihre Ängste und Befürchtungen – und ihre Vorstellungen zu kennen, damit wir gemeinsam für den Frieden in einer sehr schwierigen Gegend in Osteuropa beitragen können.“

Konstruktive Gespräche

Beim Patriarchatssitz in Moskau habe er mit Hilarion in einer „sehr konstruktiven“ Atmosphäre sprechen können. Es hätte sogar Momente für Witze gegeben, so Parolin gegenüber Medienvertretern. Dennoch seien auch die „heiklen Themen“ angesprochen worden, räumte er ein. Aber er habe das Gefühl gehabt, dass der Wille Hürden und Hindernisse zu überwinden da gewesen sei.

Die russisch-orthodoxe Kirche wirft der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche vor, sie betreibe Proselytismus in der Ukraine. Die mit Rom unierte Kirche hingegen kritisiert die Haltung des Moskauer Patriarchats, ihre Kirche nicht anzuerkennen.

Kardinal Parolin ging beim Interview mit askanews unter anderem auch auf die derzeitige Lage in Venezuela ein, er war früher dort Nuntius und kennt das Land persönlich sehr gut. Auf die Frage, ob er darüber auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Mittwoch sprechen werde, antwortete Parolin: „Auch Russland spielt eine wichtige Rolle und das wird bestimmt auch ein Thema bei den Gesprächen in diesen Tagen sein. Alle Länder, die mit Venezuela befreundet sind, aber auch die internationale Staatengemeinschaft sollen die Gespräche dort erleichtern.“

Auch Venezuela ein Thema

Russland gilt als einer der wenigen Staaten, die sich klar auf die Seite des umstrittenen venezolanischen Staatschefs Nicholas Maduro stellen. „Wenn wir auf die vielen Toten bei den Protesten in Venezuela schauen, dann sind wir schockiert über die Lage in dem Land. Es ist unbedingt wichtig, dass der Dialog wieder aufgebaut werden kann. Es braucht dort unbedingt ein politisches Abkommen, um eine demokratische und friedliche Lösung zu erreichen“, so Kardinal Parolin, der auch für die Diplomatie des Heiligen Stuhls zuständig ist. Ähnlich gelte es für die Situation und Zukunft Syriens. Auch dort spiele Russland eine Schlüsselrolle.

Auf dem Reiseprogramm steht ein Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill am Dienstagnachmittag in seiner Residenz außerhalb von Moskau. Am Vormittag hatte Parolin auch den russischen Außenminister Sergei Lawrow getroffen. Am Mittwoch besucht Kardinal Parolin den russischen Präsidenten Putin in Sotschi.

(rv/askanews 22.08.2017 mg)

 








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