2017-08-21 14:20:00

Parolin-Besuch in Russland: „Bedeutender Fortschritt“


Mit Blick auf das Verhältnis von Vatikan und Russland spricht der Außenamtschef des Moskauer Patriarchates von einem „bedeutenden Fortschritt in den letzten zehn Jahren“. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Il Sole 24 Ore“, das wenige Tage vor der Russland-Reise des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin veröffentlicht wurde, verweist er auf den gemeinsamen Ursprung des Glaubens und Herausforderungen wie Extremismus und Christenverfolgung, die beide Kirchen umtreiben. Auch erinnert er an die Einrichtung voller diplomatischer Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und dem Heiligen Stuhl im Dezember 2009 auf Botschafterebene. Das Verhältnis habe sich intensiviert; in dieser Optik sei auch der Besuch von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Russland zu sehen, der an diesem Montag beginnt.

Chance zur weiteren Annäherung

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. und Papst Franziskus verständigten sich in Havanna darauf, gemeinsam auf die „epochalen Veränderungen“ zu antworten, die die Menschheit heute erlebt, ruft Hilarion das historische Treffen beider Kirchenoberhäupter auf Kuba im vergangenen Jahr ins Gedächtnis. In diesem Schulterschluss liege eine Chance zur weiteren Annäherung: So könne eine verstärkte Zusammenarbeit von Orthodoxen und Katholiken „in den Bereichen, in denen unsere Kirchen eine gemeinsame oder ähnliche Position haben, eine Überwindung langjähriger Vorurteile und ein gegenseitiges Verständnis ermöglichen“, zeigt sich Hilarion überzeugt.

Als ein konkretes Beispiel der Zusammenarbeit nennt der Metropolit die Nothilfe für Kriegsopfer in Syrien und im Libanon: So hätten im April 2016 Vertreter beider Kirchen die Krisenregion gemeinsam besucht, um gemeinsame Hilfsprojekte zu koordinieren. Auch im Bereich des „Ökumenismus der Heiligen“ greife eine Hand in die andere: Hilarion verweist auf die Ausstellungen von Reliquien des Heiligen Nikolaus von Myra in Russland im Mai und Juni 2017, die fast zweieinhalb Millionen Gläubige besucht hätten. Der Heilige spielt in beiden Kirchen eine wichtige Rolle; die gemeinsame Verehrung stelle eine Verbindung zwischen den Gläubigen beider Kirchen her, unterstreicht Hilarion.

Krisengebiete Syrien und Ukraine

Was den Kampf gegen Extremismus in Syrien betrifft, spricht Hilarion in dem Interview von „ähnlichen Positionen“ Russlands und des Vatikan. Er nennt den Brief des Papstes an Wladimir Putin vom September 2013, in dem Franziskus den Präsidenten zum Friedenseinsatz für das zerrüttete Land aufrief. Es sei „zu großem Teil der damals übereinstimmenden Position Russlands und des Vatikan zu verdanken, dass es gelang, eine Militärintervention in syrischem Territorium zu vermeiden“, formuliert der Metropolit, ohne auf die international umstrittenen Luftangriffe einzugehen, die Russland seit September 2015 in Syrien durchführt.

Im Ukraine-Konflikt habe der Heilige Stuhl eine „ausgewogene Position“ eingenommen, so der Metropolit weiter - „indem er unilaterale Bewertungen vermieden hat“. Der Vatikan trete für das Ende der Kämpfe in der Ostukraine ein, rufe zu Dialog auf und beharre auf dem Einhalten des Minsk-Abkommens. Gleichwohl sieht Hilarion den Krieg an Russlands Rand sowohl als derzeit größte Herausforderung in den Beziehungen beider Kirchen.

Konflikt mit den katholischen Kirchen in der Ukraine

Die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in der Ukraine provoziere die russische Seite mit „politisierten, aggressiven Äußerungen“ und werbe im Süden und Osten der Ukraine aktiv Gläubige ab, gibt Hilarion die Sicht des russisch-orthodoxen Patriarchates auf einen Konflikt wieder, in den auch die lokalen Kirchen verstrickt sind. Für die russisch-orthodoxe Kirche ist es ein Problem, dass sich ganze Gemeinden wegen des Ukraine-Konfliks vom Moskauer Patriarchat ab- und der ukrainischen Kirche zuwenden.

Den an diesem Montag startenden Russland-Besuch des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs sieht Hilarion als Gelegenheit, „eine gemeinsame Sicht und Lösungen für verschiedene Probleme zu erarbeiten“, wie er allgemein festhält.

(rv/ilsole24ore 21.08.2017 pr)








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