2017-08-17 10:52:00

Island: Bischof Ackermann zu Besuch – „Kirche einfach leben“


So viele Katholiken wie in Deutschland eine einzige Pfarrei, und ganz an der Peripherie Europas: Island ist bei vielen ein unbekanntes Land. Klein aber fein, wenn man als katholischer Bischof auf der nordeuropäischen Insel zu Besuch ist, wie es in diesen Tagen der Trierer Bischof Stephan Ackermann erlebt hat. Im Gespräch mit unseren Kollegen vom Domradio sagt Ackermann, dass ihm die katholische Kirche vor Ort sehr stark beeindruckt habe: „Wenn ich mir ein Bistum wie Reykjavik anschaue, mit 13.000 Katholiken, entspricht das bei uns in Deutschland einer mittelgroßen bis großen Pfarrei“, so der heimgekehrte Urlauber. „Der Unterschied ist, dass die 13.000 Katholiken über das ganze Land verteilt sind und teilweise 700 Kilometer zwischen den einzelnen Pfarreien liegen. Das prägt ein ganz anderes Kirchengefühl. Außerdem findet man in Island eine sehr internationale Kirche vor, weil viele Menschen beispielsweise aus Polen, den Philippinen oder Litauen nach Island ausgewandert sind. So habe ich die Kirche in Island als sehr international und familiär zugleich erlebt. Viel stärker noch, als wir das in unseren Gemeinden in Deutschland kennen.“

Die Kirche ist auch klein und international genug, dass man als deutscher Bischof nicht anonym bleibt. „Wenn ich mich im Urlaub im Raum der Kirche bewege, zum Beispiel Gottesdienste besuche, dann kann es passieren, dass ich da als Bischof von Trier erkannt werde. So ist es mir auch in Island ergangen. Menschen, die aus Deutschland nach Island übergesiedelt sind und mich auf einmal mit ‚Guten Tag, Herr Bischof’ begrüßt haben. Mit solchen Überraschungen und Begrüßungen darf man eigentlich immer rechnen.“

Man bleibt nicht unbekannt

Es beschäme ihn „fast ein bisschen“, wenn er die Verhältnisse in Island mit den Fragen innerhalb der Kirche in Deutschland vergleiche. Katholiken in Deutschland seien teilweise nicht bereit fünf Kilometer bis in den nächsten Nachbarort zum Gottesdienst zu fahren, während auf Island die Gläubigen sogar hunderte Kilometer in Kauf nähmen. „Natürlich ist der Unterschied so stark, dass man den nicht wirklich vergleichen kann“, so Bischof Ackermann. „Ich kann unsere Gemeindemitglieder sicher auch nicht trösten, indem ich auf die Situation in Island verweise. Aber man kann anhand der Situation in Island lernen, sich einer veränderten Situation anzupassen. Das zeigt, dass man in einer pluralen Situation Kirche auch einfach leben sollte und dass dann neue Formen des Zusammenkommens gefunden werden müssen. Es zeigt auch, dass eine Kirche immer bunter wird: verschiedene Sprachen, verschiedene Kulturen. Das ist ein Prozess, den wir weiterhin erleben werden und auf den wir uns einstellen müssen.“

Und das nicht nur an der Peripherie.

(domradio 17.08.2017 mg)








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