2017-08-15 11:14:00

Irak/Syrien: Himmelfahrt gibt Hoffnungsschimmer


 

Das Hochfest Maria Himmelfahrt wird von den Christen im Nahen Osten mit großer Inbrunst und Hoffnung gefeiert. Das bezeugen im Interview mit Radio Vatikan der lateinische Erzbischof von Badgad, Jean Benjamin Sleiman, sowie der Apostolische Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari. Gezeichnet von den Kämpfen, die trotz einer relativen Befriedung vieler Zonen in den Kriegsgebieten weiter gehen, und mit der Angst vor einer unsicheren Zukunft begehen die Christen das Fest, an dem die Kirche der Gottesmutter gedenkt.

„Das Fest”, meint Erzbischof Sleiman, „stellt einen Hoffnungsschimmer dar, wo ein großer Teil der irakischen Christen und der Bevölkerung die Hoffnung auf die Zukunft verloren hat.“ Sichtbares Zeichen der Hoffnungslosigkeit, der sich viele Familien gegenüber sehen: Ein stetiger Exodus, der sich auch in den Zahlen der Kirchenbesucher niederschlägt. Von Juni bis heute, meint der Erzbischof, habe sich die Zahl der Gläubigen bei den Feiern drastisch verringert, und weniger Familien als erwartet seien bislang in ihre wieder befreiten Dörfer zurück gekehrt.

„Die Furcht ist mittlerweile zu einer chronischen Krankheit geworden,“ erzählt er uns. Doch das Fest der Gottesmutter, die auch von Muslimen als Mutter des Propheten Jesus verehrt werde, stehe unter weniger Druck als beispielsweise die christlichen Oster- und Weihnachtsfeiern. „Die Himmelfahrt ist ein sehr freudiges Fest, voller Hoffnung, und alle Kirchen feiern deshalb die Aufnahme Mariens in den Himmel oder die Dormitio [Entschlafung], wie die Orthodoxen sagen. Dieses Fest wird von den Orthodoxen besonders vorbereitet den vom ersten Tag des Monats haben sie ein Fasten begonnen, das man das Fasten zur Entschlafung Mariens nennt, also eine sehr intensive spirituelle Vorbereitung.“

Der Hoffnungsschimmer, den das Fest für die christliche Gemeinschaft im Irak böte, sei auch dringend nötig, denn „nichts ist einfach, besonders wenn die Zukunft so dunkel ist,“ meint der Erzbischof, dem man die schweren Tage, die hinter ihm liegen, anhört. „Und das ist das Problem, denn wir leben nach wie vor einen Exodus: viele Menschen gehen immer noch weg. Sicher, in den befreiten Gebieten kommen einige Familien zurück, aber es ist nicht eine massive Rückkehr, wie man sie sich erhofft hätte. Nicht nur, weil es politische Probleme in diesen Gebieten gibt, sondern auch weil es kein Vertrauen mehr gibt, und damit meine ich das Vertrauen in ein friedliches Zusammenleben mit den anderen…“

Positiver klingt im Gespräch mit uns der Nuntius in Syrien, Mario Zenari, der bereits das siebte Himmelfahrtsfest im Bürgerkriegszustand erlebt. „Doch dieses Jahr“, so erzählt er uns, „ist da diese Besonderheit, dass es eine allgemeine Verringerung der generellen Gewalt gibt, auch wenn es in einigen Gegenden noch viel Leid gibt. Besonders in der Gegend von Rakka mussten viele Menschen fliehen, viele Flüchtlinge seit April: man spricht von 200.000 Menschen. Aber es gibt doch ein wenig Hoffnung, dass die Situation sich verbessert.“ Viele Gläubige, denen die christlichen Feiern in den vergangenen Jahren verwehrt geblieben waren, könnten in diesem Jahr nun endlich wieder offen ihrem Glauben nachgehen, freut sich der Nuntius.

„In diesem Moment denke ich an drei Pfarreien, die in der Gegend von Idlib liegen. Dort leben 700 Gläubige, und trotz vieler Einschränkungen haben sie die Möglichkeit, ihre Liturgien mit ihren Gebeten zu leben… Ich stelle mir die Freude vor, mit der diese Gemeinden, trotz der Schwierigkeiten, dieses Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel leben. Hier ist die Marienverehrung stark ausgeprägt, die Kirchen und Klöster, die der Gottesmutter gewidmet sind, sind sehr zahlreich und es werden ohne Zweifel viele Gebete in den Himmel steigen, für den Frieden und die Versöhnung in Syrien.“

(rv 15.08.2017 cs)








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