2017-08-14 10:08:00

Südsudan: Krieg im ganzen Land


Die Unruhen und die Gewalt im Südsudan dauern an, doch es sind weder politische noch religiöse Gründe, die das befeuern. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der südsudanesische Bischof Edward Hiiboro Kussala von der Diözese Tombura-Yambio. „Es geht vor allem um ethnische und kulturelle Gründe“, so der Vorsitzende der südsudanesischen Bischofskonferenz. „Es wird darum gekämpft, ein bisschen reicher und mächtiger zu werden und nicht um das Wohl der Menschen.“

Eigentlich hätte Papst Franziskus noch in diesem Jahr den Südsudan besuchen wollen, doch aus Sicherheitsgründen klappt diese Reise vorerst nicht. Die Bischöfe hoffen jedoch weiterhin, dass Franziskus bald ihr Land besuchen werde und arbeiten rege an einer solchen Visite, wie Bischof Kussala sagt.

„Die Lage im Südsudan bleibt dramatisch, der Krieg ist noch nicht zu Ende, auch wenn es Friedensverhandlungen gab. Es handelt sich um einen Krieg zwischen der Armee und Rebellen, doch die Opfer sind vor allem die Unschuldigen: Frauen, Kinder und ältere Menschen. Es gibt keine Zone im Südsudan, die nicht darunter leidet. Der Krieg ist im ganzen Land verbreitet.“

Unter diesen Umständen sei die Entscheidung des Papstes, die Reise vorerst zu verschieben verständlich.

Schutz des Papstes vor Instrumentalisierung

Denn da gehe es nicht nur um die persönliche Sicherheit des Papstes, man wolle auch verhindern, dass ein Papstbesuch von der einen oder anderen Seite instrumentalisiert werde. „Wir als Vertreter der Kirche führen den Dialog mit den Rebellengruppen weiter. Es gibt hier nicht eine, sondern gleich mehrere Gruppen! Und mit jeder einzelnen Gruppe sind wir im Gespräch, um über die Wichtigkeit des Friedens zu sprechen. Und dann gibt es auf der anderen Seite die Regierung. Uns ist es vor Kurzem gelungen, mit Jugendlichen zu sprechen – es waren über 15.000 – die in den Urwald geflohen waren und dort bewaffnet wurden und den Krieg führten. Diese kehrten in die Städte zurück, um stattdessen mit Regierungsvertretern zu sprechen.“

Und dann gibt es noch ein weiteres Problem, das mit dem Krieg verbunden ist: es mangelt an allem. Keine Medizin, Nahrungs- und Wasserknappheit und fehlende Schulbildung. „Wir machen weiter mit Hilfsprogrammen, um den Menschen beizustehen“, so der Bischof. „Die Kirche verteilt Nahrung, öffnet Schulen und hilft eben Jugendlichen, aus dem Urwald herauszukommen. Wir machen fast alles, was benötigt wird. Aber es wird immer schwieriger, unseren Spendern zu erklären, welche dauernden Probleme unser Land hat. Aber was können wir tun? Wir machen einfach weiter mit unserer Unterstützung. Aber wir bitten alle darum, für uns und unser Land zu beten. Wir als Bischöfe versprechen aber, alles zu tun, um den Menschen hier beizustehen.“

Krieg nach einem Friedensabkommen

Der Krieg im Südsudan dauert seit 2013 an. Zur Erinnerung: Der Südsudan hatte erst seit 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erklärt. Grund für den Kriegsausbruch war die Entlassung des Vizepräsidenten Riek Machar durch den immer noch amtierenden Präsidenten Salva Kiir. Vor genau zwei Jahren wurde sogar ein Friedensabkommen unterzeichnet, dennoch gingen die Kämpfe zwischen den Gruppen weiter. Man geht davon aus, dass mittlerweile mehr als drei Millionen Menschen auf der Flucht sind. Paradox und bitter ist die Tatsache, dass der Südsudan große Ölvorkommen hat – aber eines der ärmsten Länder der Welt ist.

(rv 14.08.2017 mg)








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