2017-08-06 10:13:00

D: Edmund Baur - Ein Leben für das Ehrenamt


Er hat bei den Maltesern von der Pike auf gedient und sich vom Teilnehmer eines Erste-Hilfe-Kurses bis zum Ordensmitglied und Vizepräsidenten des Malteser Hilfsdienstes Deutschland hochgearbeitet. Und das alles – versteht sich – rein ehrenamtlich, also neben seinem Broterwerb als erfolgreicher Architekt. Die Rede ist von Edmund Baur, ein „Ehrenamtlicher, wie er im Buche steht“*. Der Göppinger hat es weit gebracht: als Nichtadliger ist er 2004 als Vizepräsident in den obersten Führungszirkel des Malteser Hilfsdienstes gewählt worden. Zwölf Jahre war er als erster Vertreter „von der Basis“ in dieser verantwortungsvollen Position tätig, bis er sich 2016 nicht mehr zur Wahl hat aufstellen lassen. Doch ruhiger angehen lässt der 74-jährige es auch in Zukunft auf keinen Fall: Der Kreisbeauftragte Göppingen ist nun als Landesbeauftragter Baden-Württemberg tätig und wurde durch die Malteserspitze zum „Bundesbeauftragten für besondere Aufgaben“ – ein neu geschaffenes Amt - ernannt. Er hat uns in der Redaktion besucht und uns über seinen Werdegang und seine Projekte berichtet.

RV: Wie sind Sie zu den Maltesern gekommen? Fangen wir ganz von vorne an.

Baur: „Zu den Maltesern bin ich gekommen über einen Erste-Hilfe-Kurs, den ich bei den Pfadfindern gebraucht habe, und den die Malteser damals veranstaltet haben. Das war mein Beginn bei den Maltesern, und dann bin ich einfach hängen geblieben.“

RV: Und wie ging es dann weiter? Vom Pfadfinder bis zum langjährigen Vizepräsidenten des Malteser Hilfsdienstes ist es ja ein weiter Weg.

Baur: „Wir hatten vielleicht das Glück oder Fügung, weil einer der ersten großen Einsätze der Malteser überhaupt, und auch für uns, der Eucharistische Weltkongress in München 1960 war. Da haben wir einfach die große Welt der Kirche und der Malteser kennen gelernt und das war für uns natürlich eine hohe Motivation, hier weiter bei den Maltesern zu arbeiten. Dann kam 1964 der Deutsche Katholikentag in Stuttgart dazu, wo wir uns einfach hier in der Fläche zeigen konnten, präsentieren konnten, und vor allem das Gemeinschaftsgefühl erleben konnten. Das hat uns wahrscheinlich so gestärkt, dass wir nie, oder auch ich nie daran gedacht habe, die Malteser wieder zu verlassen, egal, was in all den Jahren geschehen ist.“

RV: Das ist ja sehr zeitaufwendig und sie waren auch erfolgreich als Architekt tätig. Wie haben Sie das denn zeitlich hinbekommen, dieses Ehrenamt?

Baur: „Das hängt vielleicht auch mit meiner Lebensgeschichte zusammen. Ich hatte das Glück, eine Frau zu haben, die auch sehr stark beruflich engagiert war, sie war leitende Operationsschwester, und da war einfach normales Familienleben, so 17 Uhr Feierabend und dann Schluss, nie der Fall. Wir haben uns da auch gegenseitig an den Diensten orientiert und deswegen war es eigentlich kein Problem, einen enormen Zeitaufwand auch für die Malteser leisten zu können.“

RV: Sie waren lange Zeit Vizepräsident der Malteser, zwölf Jahre lang, aber das als Nichtadliger. Wie kam es dazu?

Baur: „Ich war vorher schon sogenannter Helfervertreter im Präsidium und da hab ich eben schon gemerkt, dass man etwas bewegen kann. Das wollte ich weiterhin machen, und bei den Maltesern ist den Wahlen eine sogenannte Wahlkommission vorgeschaltet und da wurde ich in der Wahlkommission – eigentlich ohne, dass ich es selber wollte – als Vizepräsident vorgeschlagen. Dann waren die Wahlen und ich wurde gewählt und so ist das gelaufen. Warum? Ich glaube, in all den Jahren meiner schon vorangegangenen Tätigkeit hatten auch meine ehrenamtlichen Mitstreiter das Gefühl, da haben wir einen, der unsere Sprache spricht, auf den können wir vertrauen und den wählen wir und so ist es dann zum Vizepräsidenten gekommen.“

Einsatz für den Nächsten, gestärkt durch den katholischen Glauben

RV: Was sind denn die Projekte, die Sie während Ihrer Amtszeit vorangebracht haben, auf die Sie besonders stolz sind ?

Baur: „Besonders die Weiterentwicklung des Schulsanitätsdienstes. Da lege ich großes Augenmerk darauf, aber auch die Entwicklung bei der Malteser Jugend; denn, ja, das Zitat stammt nicht von mir, aber: Wem die Jugend gehört, dem gehört die Zukunft; und bei den Maltesern ist das nicht anders. Dann natürlich die Weiterentwicklungen im Rettungsdienst und all das, was eigentlich mit Ehrenamt zu tun hat. Wo ich auch sehr viel Herzblut investiert habe, ist die Verbandskultur. Bei den Maltesern soll man sich wohlfühlen und ich denke, man kann sich bei den Maltesern auch deshalb wohlfühlen, weil wir auch durch unseren Glauben gestärkt sind und das ist vielleicht auch das, was uns von anderen unterscheidet. Dass wir doch immer wieder zum lieben Gott gehen können und unsere Sorgen vortragen und da auch Stärkung finden.“

RV: Sie haben es angesprochen, sie finden Stärke im Glauben. Aber gerade die Kirchen haben ja leider derzeit einen starken Schwund zu verzeichnen. Wie sieht es denn mit den Mitgliedern bei den Maltesern aus?

Baur: „Es wäre falsch zu sagen, wir hätten einen anderen Durchschnitt als in der normalen katholischen oder deutschen Bevölkerung. Natürlich haben wir dieselben Probleme. Aber ich denke, durch unsere Beispiele die wir geben, sei es nun der Messebesuch, seien es Wallfahrten, ob jetzt nur mit uns oder auch unsere Behindertenwallfahrten, ich glaube, da setzen wir schon Zeichen, dass wir vielleicht doch ein bisschen anders sind. Das ist aber auch unsere große Aufgabe: Dass wir dran bleiben und nicht müde werden, hier durch unser Beispiel – wir wollen nicht im großen Stile missionieren, also das sehe ich nicht als unsere Aufgabe – aber durch unser Beispiel zeigen, wie eigentlich der Weg zu Gott führen kann.“

Besondere Aufgaben auf Bundesebene

RV: Nachdem Sie nicht mehr zur Wahl als Vizepräsident angetreten sind, sind Sie jetzt Landesbeauftragter für Baden-Württemberg und gleichzeitig Bundesbeauftragter für besondere Aufgaben des Malteser Hilfsdienstes. Was sind das jetzt für Aufgaben, die auf Sie zukommen oder an denen Sie schon arbeiten?

Baur: „Bleiben wir mal beim Land Baden-Württemberg – Manche sagen ja auch, das Muster-Ländle – deswegen habe ich mir auch zum Ziel gesetzt, Baden-Württemberg ein bisschen zum Musterland bei den Maltesern zu machen. Sprich: Gerade in der Koordination der Dienste, die sehr stark auch von staatlichen Zusammenhängen abhängig sind, dass man die bündelt und stärkt und da unsere Gewichtung etwas mehr zur Geltung bringt. Sprich, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Erste-Hilfe-Ausbildung. Ich denke, es ist schon von Bedeutung, wenn eine katholische Hilfsorganisation hier ihr Profil besser darstellen kann.“

RV: Und was wären denn jetzt großangelegte Aufgaben als Bundesbeauftragter? Das Amt ist ja neu geschaffen worden, das kann man auch so sagen, für Sie.

Baur: „Ja, aber das sehe ich jetzt nicht so als herausragende Stellung, oder dass ich hier irgendwo auf der Bundesebene noch sehr stark in irgendwelchen Bereichen agieren möchte… Ich habe ein Projekt aufgesetzt, die Malteser Garde, bei der sich die Malteser sammeln und zusammenfinden sollen, die nicht mehr so stark am eigentlichen Malteserleben und der Malteserarbeit mitwirken können und aber trotzdem die Verbindung zu den Maltesern aufrecht erhalten wollen. Seien es Studenten an ihrem Studienort, wo sie sich treffen und sich irgendwie über Malteser auslassen können, oder vielleicht auch ein bisschen was tun. Oder sei es nun im Alter, wo Familiengründungen anstehen und sich die jungen Familien ein bisschen zusammenfinden zum Austausch und dann sicherlich, was zahlenmäßig die Hauptsache sein wird, wenn es ins Seniorenalter geht; dass eben die Senioren die Möglichkeit haben, immer noch ein bisschen ein Auge auf die Malteser zu werfen und beim einen oder anderen Dienst mitwirken können, um einfach den Kontakt nicht zu verlieren.

Das ist das Eine, und das Andere, was jetzt hier noch sehr wichtig ist, weil Wertschätzung und Anerkennung schon eine Bedeutung haben, ist das Auszeichnungswesen, das wir bei den Maltesern haben. Da einfach mal eine Struktur zu finden, dass man weiß, was gibt es bei den Maltesern für Auszeichnungen, auch im Vergleich mit anderen Organisationen, um hier in diesen Dschungel, der da herrscht, etwas Licht hineinzubringen. Das sind jetzt zunächst bundesweit die zwei Aufgaben. Ob da irgendwann noch eine dritte oder vierte hinzukommt, oder die anderen zu Ende sind, wenn die Ziele erreicht sind, das bleibt mal dahingestellt. Also für mich war das Motto immer: Ich will helfen, ich will arbeiten ; und wenn Arbeit ansteht und es möglich ist, dann bin ich dabei.“

Das Lebenswerk mit einer Stiftung gekrönt

Selbst tatkräftig und unentgeltlich für die Malteser anzupacken war dem Göppinger nicht genug: Anlässlich seines 70. Geburtstages hat er gemeinsam mit der Kreisleitung Göppingen die „edmundbaur Malteser Stiftung“ gegründet. Mit dieser hat er sich zum Ziel gesetzt, das religiös motivierte Ehrenamt und die Verwirklichung christlicher Nächstenliebe in zeitgemäßer Form unterstützen. Dafür maßgebend ist der Leitsatz des Souveränen Malteser-Ritterordens „Tuitio fidei et obsequium pauperum - Wahrung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen".

Die Stiftung fördert gemeinnützige Projekte und Einrichtungen im In- und Ausland, die in Trägerschaft der Malteser (Orden und Hilfsdienst) sind, insbesondere unter Mitwirkung von Ehrenamtlichen. Der kirchliche Stiftungszweck wird verwirklicht durch die Förderung der römisch-katholischen Kirche sowie die Förderung der kirchlichen Zwecke des Malteser Hilfsdienstes e.V.. Dabei sollen vor allem Maßnahmen unterstützt werden, die der Verbreitung und Vertiefung des römisch-katholischen Glaubens und damit der Stärkung der römisch-katholischen Kirche dienen. Spenden für die Stiftung werden unter der IBAN DE06 6005 0101 7492 0278 45 (BIC: SOLADEST600) entgegen genommen.

 

* Der Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Constantin von Brandenstein-Zeppelin, bei der Verleihung des Kommandeurkreuzes für Baurs herausragende Verdienste anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Hilfsdienstes in Deutschland im Oktober 2013.

(rv 06.08.2017 cs)








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