2017-08-05 10:19:00

Buchtipp: Doaa - Meine Hoffnung trug mich über das Meer


Viele, wenn nicht alle, sprechen über sie – doch kaum einer spricht mit ihnen: mit den Flüchtlingen, die tagtäglich ihr Leben riskieren, um auf gefährlichen Routen dem Leid in ihren Herkunftsstaaten zu entfliehen. Das junge Mädchen Doaa ist eine von ihnen. Ihre Geschichte rührte die UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming zu Tränen – und ließ in ihr den Wunsch erwachen, das Schicksal der Syrerin zu erzählen. Das Ergebnis ist „Doaa – Meine Hoffnung trug mich über das Meer“, eine packende und aufrüttelnde Lebens- und Schicksalsgeschichte, die nicht gleichgültig lässt.

In Syrien in ärmlichen, aber behüteten Verhältnissen aufgewachsen, muss Doaa nach Ausbruch des Bürgerkrieges 2011 aus ihrer Heimat fliehen. Sie schlägt sich mit ihrer Familie bis nach Ägypten durch, wo sie als Näherin ihr Auskommen findet und ihren Landsmann Baseem kennenlernt, der - nach anfänglicher hartnäckiger Weigerung – ihr über alles geliebter Verlobter wird. Doch auch die politische Situation in Ägypten wendet sich zum Schlechteren: Doaa und Baseem entschließen sich dazu, ihr Glück in Europa zu versuchen und vertrauen sich im August 2014 einem Schlepper an. Nach einer mehrwöchigen Odyssee, die sie auch in ein ägyptisches Gefängnis verschlägt, kommt der entscheidende Moment: Sie wagen mit 500 Leidensgenossen die Überfahrt über das Mittelmeer. Dort nimmt das Unheil seinen Lauf: Ihr Schiff, wie bereits so viele andere, sinkt auf dem „Friedhof der Migranten“ (Papst Franziskus), fast alle Passagiere kommen dabei ums Leben. Auch Baseem wird vor ihren Augen von den Fluten verschlungen. Doaa ist eine der elf Geretteten, mit zwei kleinen Mädchen im Arm, die ihr die Kraft ums Weiterkämpfen in den kalten Fluten gegeben haben. Doch nur eines der beiden Kinder wird den viertägigen Aufenthalt im Mittelmeer überleben.

Diese und andere herzzerreißende Details sind es, die Melissa Fleming, die tagtäglich mit dramatischen Schicksalen konfrontiert wird, dazu gebracht haben, die Geschichte Doaas aufzuschreiben. Von ihrer Kindheit in Syrien, über ihre Flucht nach Ägypten, die ständigen Demütigungen und gefährlichen Situationen, denen Doaa sich ausgesetzt sah und die in ihr den Wunsch nach einer sicheren Zukunft in Europa geweckt haben: nichts lässt Melissa Fleming in ihrem intensiv recherchierten Buch, das auch eine Einordnung der Einzelschicksale in die großen Umstürze des „Arabischen Frühlings“ liefert, aus. Sie wolle den Flüchtlingen ein Gesicht zu geben, sagte sie später dazu. Das ist ihr mit dieser Lebensgeschichte gelungen.

Doaa - Meine Hoffnung trug mich über das Meer. Ein außergewöhnliches Schicksal, erzählt von der Sprecherin der UN-Flüchtlingshilfe Melissa Fleming. Erschienen bei Knaur, Preis etwa 20 €.

(rv 05.08.2017 cs)








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