Der für Südarabien zuständige katholische Bischof Paul Hinder macht auf die dramatische
Lage im Jemen aufmerksam. Das Gesundheitssystem sei „kriegsbedingt weitgehend
zusammengebrochen“ und auch die Ernährungssituation in vielen Teilen des
Landes „prekär“. Das sagte der aus der Schweiz stammende Kapuziner in einem Interview
mit dem Nachrichtenportal kath.ch am Wochenende. Der weiteren Ausbreitung
der aktuellen Cholera-Epidemie im Jemen sei unter diesen Bedingungen kaum
Grenzen gesetzt.
Hinder ist Apostolischer Vikar des Südlichen Arabien mit Sitz in Abu Dhabi in den
Vereinigten Arabischen Emiraten. Sein Zuständigkeitsbereich umfasst mit den Emiraten,
Oman und Jemen einen der flächengrößten katholischen Verwaltungsbezirke weltweit.
Er selbst könne derzeit nicht in den Jemen reisen und müsse die Kontakte dorthin telefonisch
aufrecht erhalten, berichtet er in dem Interview. Es sei zum einen „technisch
schwierig, ins Land zu gelangen“, so der Bischof: „Zweitens möchte ich weder
der Kirche noch dem zuständigen Schweizer Botschafter eine mögliche Entführung zumuten.“
Kirche kann nur wenig Hilfe leisten
Hilfe für die Menschen im Jemen leisteten in diesen Tagen das Internationale Rote
Kreuz oder die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, sagt Hinder. Die Kirche
sei aufgrund der aktuellen Situation nicht in der Lage, substanziell vor Ort aktiv
zu werden. Die einzige Möglichkeit, in bescheidenem Rahmen Not Leidenden
Unterstützung zukommen zu lassen, bestehe kirchlicherseits über die Mutter-Teresa-Schwestern,
die nach wie vor in der Hauptstadt Sanaa und in Hodeidah tätig sind. Neben der „Solidarität
im Gebet“ achte er darauf, „dass der Konflikt im Jemen öffentlich nicht vergessen
wird“, so der Bischof.
Im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Halbinsel, liefern sich
seit Jahren schiitische Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Zentralregierung
einen Machtkampf. Seit 2015 beteiligt sich auch Saudi-Arabien mit Luftangriffen gegen
die Rebellen. Unterstützung für Saudi-Arabien kommt aus weiteren arabischen Staaten
sowie den USA, Großbritannien und Frankreich.
Größte humanitäre Krise der Welt
Die aktuelle Cholera-Epidemie im Jemen bezeichneten die Vereinten Nationen vor wenigen Tagen als den „schlimmsten Cholera-Ausbruch der Welt inmitten der größten humanitären Krise der Welt“. Allein in den vergangenen drei Monaten seien 400.000 Cholera-Verdachtsfälle und rund 1.900 Todesfälle verzeichnet worden. Während des Kriegs seien zahlreiche Krankenhäuser zerstört worden, Millionen Menschen hätten keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Dies seien die „idealen Voraussetzungen“ für die Ausbreitung von Krankheiten.
Zugleich stehe das Land am Rande einer Hungersnot. Mehr als zwei
Millionen Kinder seien akut unterernährt und damit besonders anfällig für Cholera
und andere Krankheiten. Rund 80 Prozent aller Kinder im Jemen seien auf sofortige
humanitäre Hilfe angewiesen.
(kap 30.07.2017 sk)
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