2017-07-29 12:49:00

Syrien/Italien: Gebet für verschleppten Pater Dall´Oglio


Am 29. Juli jährt sich die Entführung des prominenten italienischen Jesuiten Paolo Dall´Oglio zum vierten Mal. Am Samstag erinnerte auch die Staatsspitze Italiens an das Schicksal des Geistlichen, der in Syrien vermutlich durch Mitglieder des Islamischen Staates verschleppt worden ist. Dall´Oglio, so Staatspräsident Mattarella in einer Botschaft, sei ein „Symbol des Dialogs der Religionen“. Der Wille zur Aufklärung seines Schicksals dürfe auch mit dem Verstreichen der Zeit nicht nachlassen, so der Appell des Staatsoberhauptes. Auch Papst Franziskus hatte wiederholt um seine Freilassung gebeten. 

Der Islamwissenschaftler Dall´Oglio arbeitete seit drei Jahrzehnten in Syrien und galt als aufmerksamer und kritischer Beobachter der Zustände in dem Land. Er setzte sich insbesondere für den Dialog zwischen Christen und Muslimen ein. Auch Radio Vatikan hatte ihn oft um seine Einschätzung gebeten. Im Jahr 2012 war er von der Regierung Bashar al Assads ausgewiesen worden, nur wenige Wochen vor seinem Verschwinden war er trotz wiederholter Drohungen in das Land zurückgekehrt. Zuletzt stand er dem von ihm wieder gegründeten Kloster Deir Mar Musa al-Habaschi im Norden von Damaskus vor.

Im täglichen Gebet präsent

Dort ist er im täglichen Gebet der Mitglieder der Gemeinschaft nach wie vor präsent. Einer von ihnen ist Pater Jihad Youssef, er betonte im Gespräch mit Radio Vatikan, dass er und seine Mitbrüder für alle in Syrien Entführten beteten, deren Angehörige keine Nachrichten mehr von ihren Lieben haben – wie dies leider auch für Pater Dall´Oglio der Fall ist. Doch trotz aller Schwierigkeiten harre die Gemeinschaft weiter in dem Kloster aus:

„Bis vor einem Jahr kam niemand wegen den Gefahren des Krieges. Seit einem Jahr hingegen kommen die Menschen wieder, zum Gebet, um Mönche und Nonnen zu treffen. Es kommen Einzelpersonen und Familien, Große und Kleine, einige für einen Tag, andere schlafen auch hier und beten mit uns.“

Es war die Berufung Pater Dall´Oglios, zur Harmonie unter den Religionen beizutragen. Die Früchte seines Einsatzes ernte die Gemeinschaft noch heute, so Pater Jihad.

„Die Freundschaft und den Respekt unseren Nachbarn und Freunden gegenüber, seien es nun Christen oder Muslime, die wir nie verloren haben. Seit Jahrhunderten sind wir in dieser Gesellschaft immer Geschwister. Es ist wahr, dass der Krieg in Syrien die Schönheit des Zusammenlebens als eine einzige Gemeinschaft, als ein Körper, beeinträchtigt hat, aber dieser Punkt ist meiner Ansicht nach nun noch stärker und wir haben bemerkt, dass unsere Freundschaft dazu gedient hat, die Gesellschaft stärker und vereinter zu erhalten. Wir sind eine Hand der Kirche, die zu den Muslimen ausgestreckt wird, ein Zeugnis des Evangeliums, das den anderen respektiert und versucht, seinen Glauben wertzuschätzen.“

Ein großes Verdienst des entführten Gründers der Gemeinschaft von Deir Musa sei die Aufmerksamkeit, die er jedem Menschen ungeachtet seiner Religion, seines Geschlechtes oder seiner Weltanschauung entgegen gebracht habe. Die „Harmonisierung großer spiritueller und kultureller Traditionen“ lag dem Jesuitenpater besonders am Herzen. Doch hierzu sei noch ein weiter Weg zurückzulegen, erkennt Pater Jihad an.

„Frieden und Harmonie fallen nicht vom Himmel. Deshalb unternehmen wir alles und bitten um den Einsatz aller, all derjenigen die uns wo auch immer hören, aller Religionen, Weltanschauungen oder Nationen. Wenn wir uns für den Frieden in Syrien einsetzen, ist das auch für den Frieden in Afrika gut; wenn wir uns für den Frieden in Italien einsetzen, fördert das auch den Frieden in Asien und so weiter. Doch man muss sich einsetzen und dem sein Leben widmen, dann werden die Werte bewahrt und stets lebendig bleiben, trotz aller Schwierigkeiten.“

(rv 29.07.2017 cs)








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