2017-07-27 13:31:00

Kardinal Parolin wirbt für mehr Dialog mit Russland


Im Verhältnis mit Russland besteht die Herausforderung darin, zu einem besseren Verständnis füreinander beizutragen. Das betont Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview mit der italienischen Zeitung IlSole24ore von diesem Donnerstag. Oft würden heutzutage Russland und die westliche Staatengemeinschaft wie „zwei verschiedene Welten“ betrachtet, die jeweils ein eigenes Wertesystem hätten, ihre eigenen Interessen verfolgten und teils sogar eine „eigene Auffassung von internationalem Recht“ hätten. Vielmehr müssten sich die Staaten jedoch um ein besseres Verständnis füreinander bemühen.

Dies bedeute keinesfalls, vor den Positionen des anderen einzuknicken, erklärte der Kardinalstaatssekretär, der in seiner Funktion auch der Chefdiplomat des Heiligen Stuhles ist. Für die Lösung von Fragen, die Grund von Konflikten seien und weitere Spannungen förderten, sei ein „geduldiger, konstruktiver, offener und respektvoller Dialog“ unerlässlich. Die Suche nach Frieden und nach Lösungen für die diversen Krisen des Planeten müssten „über National- oder Partikularinteressen“ gestellt werden, so Parolin. Angesichts wiedererstarkender Nationalismen sieht der Kardinal Blindheit für das Aufkommen einer möglichen Katastrophe. 

Der Kardinalstaatssekretär betonte, dass dem Vatikan aufgrund seiner Überparteilichkeit eine besondere Rolle bei der Vermittlung zwischen den Staaten zukomme. Denn der Heilige Stuhl „will nichts für sich selbst,“ so Parolin. Der Einsatz des Heiligen Stuhls für Osteuropa habe eine lange Tradition. „Auch in den dunkelsten Jahren“ habe dieser nicht nachgelassen, betonte Parolin, der Ende August zu Gesprächen auf Regierungsebene nach Russland reisen wird. Im Jahr 2015 hatte er bereits Weißrussland besucht, in der Ukraine war er im Jahr 2016. Der russisch-ukrainische Konflikt ist derzeit einer der heikelsten für den Heiligen Stuhl, weil russische Kräfte sich durch die Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill bestärkt fühlen.

In dem Interview äußerte sich der Kardinalstaatsekretär auch zum Dialog mit China. Konkret fordere die Kirche im Dialog mit der östlichen Welt, dass es ihren Gläubigen gestattet sei, den eigenen Glauben frei zu bekennen und an der positiven Entwicklung ihrer Gesellschaft mitzuarbeiten. Was nun den Dialog mit China betreffe, so sei es bereits positiv, dass dieser überhaupt bestehe, sagte Parolin. Denn der Dialog „öffnet für die Begegnung und lässt das Vertrauen wachsen“, so die Bewertung des Kardinalstaatssekretärs. Der Heiligen Stuhl führe die Gespräche mit „gesundem Realismus“ und in dem Bewusstsein, dass das Schicksal der Menschheit, „vor allem anderen in Gottes Händen“ liege.

(rv 27.07.2017 cs)








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