2017-07-27 10:57:00

Irak: Kardinal Barbarin überbringt Papstgrüße und Marienstatue


Als Zeichen der Versöhnung und des Friedens hat der französische Kardinal Philippe Barbarin in den vergangenen drei Tagen die von der Terrormiliz IS befreite Stadt Mossul besucht. Der Erzbischof von Lyon kam auf Einladung des chaldäisch-katholischen Patriarchen Louis Raphael Sako in den Nordirak, um den anlaufenden Wiederaufbau nach der Vertreibung des IS zu unterstützen und die geflüchteten Bewohner aller Religionen zur Rückkehr in ihre Heimatstadt einzuladen. Höhepunkt war eine Zeremonie, in der Kardinal Barbarin eine mitgebrachte Marienstatue in einer Kirche aufstellte, wie die Stiftung „Pro Oriente“ am Mittwoch mitteilte.

Ein bewegender Moment

Der Kardinal besuchte vom 25. bis zum 25. Juli unter anderem die Städte Erbil und Karakosh, insbesondere aber die Partnerstadt Lyons, Mossul. Mit seinem Besuch und der Stiftung der Marienstatue löst der Kardinal ein Versprechen ein, das er vor drei Jahren bei einem Besuch der vertriebenen Christen Mossuls, die in Erbil Zuflucht gefunden hatten, machte. In der Heilig-Geist-Kirche der nun wieder befreiten Stadt Mossul wurde die Statue in einer feierlichen Zeremonie aufgestellt. Ein bewegender Moment auch für den Kardinal selbst, wie er uns im Gespräch anvertraut:

„Für mich war das sehr bewegend, das gebe ich zu. Als ich vor drei Jahren hierhergekommen bin, war ich sehr schockiert über das Leid all dieser Menschen, die im Juli 2014 aus Mossul vertrieben worden waren. Wir hatten sie in Qaraqosh besucht, das noch nicht vom IS eingenommen war und viele in Erbil.“

Da sei die Idee geboren worden, eine Städtepartnerschaft zwischen Mossul und Lyon ins Leben zu rufen, als Hoffnungszeichen für die Vertriebenen, die auf den Trümmern ihrer Existenz saßen. Bei dieser Gelegenheit habe der Kardinal versprochen, nach der ersehnten Befreiung Mossuls eine Statue der Jungfrau von Fourvière in die Stadt zu bringen. Und dieses Versprechen sei nun eingelöst worden. „Wir konnten sie nicht in die chaldäische Kathedrale bringen, deshalb haben wir sie in einer Kirche des Heiligen Geistes gelassen, aber symbolisch war das sehr bedeutsam, das zu schaffen . Endlich ist unsere Stadt befreit, ihr könnt zurückkommen und in Fourvière beten wir für euch, wie in vielen anderen Orten auf der Welt. Und die ganze Kirche ist wirklich eure Familie,“ so die Botschaft des Erzbischofs von Lyon an die Mossuler.

Eine Botschaft von Papst Franziskus

Die ganze Kirche – das gelte auch und in besonderer Weise für Papst Franziskus, der ihm vor seiner Abreise nach Irak eine besondere Botschaft für die Menschen mit auf den Weg gegeben habe, so Barbarin: „Ein paar Tage vor der Abreise habe ich mit Papst Franziskus gesprochen und er hat mir eine sehr warme und brüderliche Botschaft für sie gegeben. Er hat gesagt: ,Sag ihnen, dass sie jeden Tag, jeden Tag in meinen Gebeten sind. Ich erkenne das Leid an, dass sie seit Jahren ertragen. Und bitte sie auch, für mich zu beten.´ Das war eine sehr einfache und väterliche Botschaft, die ich ihnen übermittelt habe. Aber es ist klar: in diese Kirche zu gehen und an den symbolischen Platz unterhalb des Altars, in diese Art Fensterrose, die Statue der Jungfrau von Fourvière zu stellen, das war ein innerlich sehr starker Moment.“

Bestürzt zeigte sich der Erzbischof jedoch über das Ausmaß der Zerstörung, dem er bei seinem Besuch begegnet sei. Während die Heilig-Geist-Kirche, in der nun auch die Marienstatue aufgestellt worden war, noch einigermaßen glimpflich davon gekommen sei, habe es fast alle anderen Kirchen der Stadt weit härter getroffen: „Die nächste Kirche, die der 40 Märtyrer war bis auf die Grundmauern zerstört, das war schrecklich, dann sind wir in die Kirche der Verkündigung gegangen und dann in die St.Paul-Kirche, die mich sehr berührt hat, denn dort ist das Grab von Racho, dem Bischof von Mossul, der 2008 hingerichtet wurde; also das ist ein beklagenswertes Panorama.“

Hoffnung auf Rückkehr der Vertriebenen

Hoffnung gebe ihm die gelungene Entwicklung der Partnerschaft zwischen Mossul und Lyon – vielleicht auch ein Ansporn für Vertriebene, in ihre Heimat zurückzukehren? Von den fast 50.000 christlichen Bewohnern Mossuls sei bislang erst ein Bruchteil zurückgekehrt, stellt der Erzbischof fest. Doch die Stadt sei trotz der Flucht so vieler Bewohner – von ursprünglich  zweieinhalb Millionen seien gerade einmal eine Million verblieben – immer noch ein wichtiger Knotenpunkt in der Region: „Das Trauma des IS ist natürlich in der Stadt überall präsent und in den Desastern, die wir überall sehen, aber ich habe Vertrauen, dass die Stadt es schaffen wird. Ich stelle mir die Debatten innerhalb der christlichen Gemeinschaften und Familien vor: sollen wir dahin zurückkehren? Der Patriarch hat mir erzählt, dass er in seiner Kindheit drei Mal vertrieben worden ist. Das ist sehr schmerzhaft.“

(rv/kap 27.07.2017 cs)

 

 








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