2017-07-18 12:51:00

D: Über 540 Missbrauchsopfer bei Domspatzen


An diesem Dienstag war es in Regensburg soweit: Die Untersuchung der Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfe beim weltberühmten Chor der Regensburger Domspatzen ist nach zwei Jahren beendet. In seinem rund 450 Seiten starken Abschlussbericht bezifferte der vom Bistum Regensburg beauftragte unabhängige Sonderermittler Ulrich Weber die Zahl der „hoch plausiblen“ Opfer am Dienstag auf 547. Insgesamt 500 Domspatzen hätten seit 1945 körperliche Gewalt erlitten, 67 sexuelle Gewalt. Als mutmaßliche Täter seien 49 Personen ermittelt worden, neun von ihnen seien sexuell übergriffig geworden.

Schwerpunktmäßig haben sich die Taten laut Bericht in den 1960er und 1970er Jahren ereignet. Bis 1992 sei durchgängig von körperlicher Gewalt berichtet worden. Die Autoren des Berichts äußerten den Wunsch, dass ihre Arbeit zur Befriedung aufseiten der Opfer beitrage. Die offene Dokumentation solle ihnen helfen, ihre Erlebnisse aus der Kinder- und Jugendzeit verarbeiten zu können. Das Bistum Regensburg hat den Opfern unter anderem sogenannte Anerkennungsleistungen zugesagt. Sie liegen pro Person zwischen 5.000 und 20.000 Euro. Darüber wird auf Grundlage von Webers Bericht in einem gesonderten Gremium entschieden, in dem auch Opfervertreter beteiligt sind.

Immer neue Informationen

Die Fertigstellung des Abschlussberichts hatte sich mehrmals verzögert. Ursprünglich wollte ihn der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber im ersten Quartal 2017 veröffentlichen, dann war der Termin auf Mai verschoben worden. Grund dafür seien neue Informationen, die noch immer eintreffen würden.

Erste Auszahlungen noch in 2017

Rechtsanwalt Weber gab auch bekannt, dass die Mitglieder des Anerkennungsgremiums seit Januar bereits ihre Tätigkeit aufgenommen hätten. Neben seiner Person gehörten dem Gremium die Professoren Barbara Seidenstücker und Knud Hein an. Das Bistum Regensburg teilte dazu auf seiner Seite im Internet mit, dass es zuletzt immer wieder Anfragen von Betroffenen gegeben habe, wann die ersten Anerkennungsleistungen ausbezahlt würden. Das Gremium und auch das Bistum versicherten, dass die ersten Auszahlungen für die zweite Jahreshälfte 2017 geplant seien.

Bis zu 20.000 Euro Entschädigung

Am 12. Oktober 2016 hatte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer angekündigt, dass Opfer von Missbrauch oder Misshandlung in Einrichtungen der Domspatzen je nach Schwere der Übergriffe bis zu 20.000 Euro erhalten sollen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich nach Angaben des Bischofs 422 mögliche Opfer gemeldet. Voderholzer war damals zum ersten Mal gemeinsam mit Betroffenen öffentlich aufgetreten, was einhellig gelobt wurde.

(st. michaelsbund/kna 18.07.2017 mg)








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