Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs hat Versäumnisse bei der Aufklärung und Aufarbeitung von Übergriffen bei den Domspatzen eingeräumt. „Wir haben alle Fehler gemacht, viel gelernt und sehen heute, dass wir früher manches hätten besser machen können“, sagte Fuchs am Dienstag im Anschluss an die Vorstellung des Abschlussberichts von Rechtsanwalt Ulrich Weber vor Journalisten. Das Thema sei 2010 „nach bestem Wissen und Gewissen“ angegangen worden, was aber „in vielem auch mangelhaft“ gewesen sei. Daher habe das Verfahren weiterentwickelt werden müssen.
Auf Nachfragen sagte Fuchs, auch der anfangs als Bischof von Regensburg verantwortliche
heutige Kardinal Gerhard Ludwig Müller teile diese Einschätzung. Müller sei erleichtert
über die inzwischen erzielten Fortschritte. Das gelte auch für seinen Nachfolger,
Bischof Rudolf Voderholzer, dem die Berichte der Opfer sehr nahe gingen. Das Bistum
könne stellvertretend für die Täter die Opfer nur um Entschuldigung bitten, über die
Annahme müsse jeder Betroffene selbst entscheiden.
Den Medien attestierte der Generalvikar einen „wichtigen Anteil“ an der Aufklärung
und Aufarbeitung. Insbesondere durch die „gute Begleitung“ der in den vergangenen
zwei Jahren eingeleiteten Schritte sei das „Glaubwürdigkeitsproblem“ des Bistums überwunden
worden und neues Vertrauen entstanden.
Großen Anteil an Aufarbeitung
Der frühere Domkapellmeister Georg Ratzinger (93) nimmt nach Auskunft des Generalvikars
„großen Anteil“ an der Aufarbeitung. Fuchs erinnerte auch daran, dass Ratzinger selbst
Ohrfeigen ausgeteilt und dies später bedauert habe. Er habe das Ausmaß der Gewalt
an der Domspatzen-Vorschule falsch eingeschätzt und die Opfer in einem Interview öffentlich
um Entschuldigung gebeten. „Ich habe keinen Hinweis, dass er diese Sicht geändert
hätte.“
Der amtierende Domkapellmeister Roland Büchner sagte, ihm gehe es mit den Vorfällen,
die er scharf verurteile, „nicht besonders gut“. Auch er müsse darauf achten, dass
die Qualität des Chores stimme, „aber nicht um jeden Preis“, sagte er mit Blick auf
früher vollzogene Strafen. Heute gingen die Domspatzen singend aus der Probe „und
nicht heulend oder traurig“.
Spürbar zurückgegangen
Der Direktor des Domspatzen-Gymnasiums, Berthold Wahl, sagte, in den vergangenen Jahren sei die Schülerzahl „spürbar zurückgegangen“. Dies hänge auch mit der Thematik der Übergriffe zusammen. So hätten die letzten drei Abiturjahrgänge durch neue Schüler nicht kompensiert werden können. Inzwischen stabilisierten sich die Zahlen aber wieder.
(kna 18.07.2017 mg)
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