2017-07-16 13:05:00

Angelus: Wort Gottes ist keine Falle, sondern ein Samen


Jesus will nicht angeben sondern sich hingeben. Diesen „feinen Unterschied“ erläuterte der Papst an diesem Sonntag beim Angelusgebet auf dem römischen Petersplatz. Das Wort Gottes verbreite sich „mit Geduld und Großzügigkeit“, erinnerte Franziskus den tausenden Besuchern und Pilgern. Doch sei die Botschaft des Herrn „keine Falle oder Käfig“, damit der Mensch unfrei werde. Im Gegenteil, die Frohe Botschaft sei ein Samen, der zu einer wunderbaren Frucht blühen kann.

Dass er dieses Sinnbild benutzte, lag an der Botschaft des Sonntagsevangeliums. Da geht es im Matthäus-Evangelium (Mt 13,1-23) um das Gleichnis vom Sämann. Der gute Sämann säe das Wort Gottes aus, aber dazu bedarf es eines guten Bodens. Ein „steiniger Boden“ oder Dornen könne dazu führen, dass nichts herauskommt. Für den Gläubigen heißt „fruchtbarer Boden“ nichts anderes, als ein „offenes Herz“ zu haben.

Jesus habe klar und verständlich gesprochen, begann Franziskus seine Ansprache. Denn der Herr habe eine einfache Sprache benutzt. Anders hätten es zu seiner Zeit die Gesetzeslehrer getan, die durch ihre „starre Formen“ unverständlich sprachen. Wie ein Sämann habe Jesus sein Werk nicht aufgezwungen, sondern er habe sich dem „aufnehmenden Boden“ hingegeben.

„Spirituelle Röntgenaufnahme“

Das Besondere bei Jesus sei, dass er bei den Gläubigen eine „spirituelle Röntgenaufnahme“ eines jeden Herzens vollziehe, fuhr Franziskus fort. Denn ohne offenes Herz könne der „Samen des Glaubens“ nicht gedeihen. Ein hartes und undurchdringliches Herz sei jenes, das zwar das Wort Gottes höre, es aber von sich abprallen lässt, sowie ein Asphalt der Straße oder die „Sampietrini“ (Kopfsteinpflaster auf dem Petersplatz) keinem Samen ermöglichen, den Samen keimen zu lassen.

Doch wie so oft, müsse man bedenken, dass es nicht einfach nur „schwarz und weiß“ gebe. Denn zwischen einem guten Boden und einer asphaltierten Straße gebe es noch weitere „andere Böden“: der steinige Boden, nimmt „das Wort des Herrn“ auf, ist jedoch nicht beständig, denn es handelt sich um ein „oberflächliches Herz“. Ein weiterer „schwieriger Boden“ sei jenes der „Faulheit“, also ein Boden – oder Herz – der nur dann „fruchtbar“ ist, wann es ihm passt. Das sei jener Boden, der mit Dornen bedeckt sei, wie es in der Bibel heißt. Dort werde die Saat durch die Dornen erstickt. Im Glaubensleben seien die Dornen nichts anderes als die Hinwendungen zur Weltlichkeit und materiellen Dingen.

Nach dieser Analyse stellte der Papst fest, dass Jesus einen jeden Einzelnen von uns dazu einlade, in sich zu blicken. Erstens müsse jeder dafür dankbar sein, ein Herz – also einen guten Boden – zu besitzen, doch zweitens gehe es auch darum, daran zu arbeiten, aus dem Boden etwas Gutes zu machen, vor allem wenn man einen „schwierigen Boden“ besitzt. Er wünsche allen, ein offenes Herz „für den Samen des Wortes Gottes“ zu haben. Mit Mut müsse man den eigenen Boden bereinigen, indem jeder „seine Steine und Dornen“ – also die Sünden – in der Beichte und im Gebet zum Herrn darbringe. Nur so könne Jesus für jeden einen guten Sämann sein.

(rv 16.07.2017 mg)








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